Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
stoppeliges Kinn auf die mächtige Brust.
„Mein Fürst“, brummte er. „ Verzeiht. Ich wusste nicht wer...“
Daan hätte dem Koloss gerne auf die Füße geholfen, immerhin schien er ein treuer Anhänger der Linie seines Großvaters zu sein – und damit auf der Seite seines Vaters zu stehen – aber er fühlte sich schwach, und so nickte er nur und sagte: „Es ist gut. Lass mich erst einmal ins Haus kommen.“
Mit erstaunlich er Behändigkeit kam der Berg auf die Füße. Er zog sich ins Innere des Hauses zurück und Daan folgte ihm. Taniya schloss die Tür und erst jetzt atmete Daan auf. Er war bei Freunden.
Am l iebsten hätte er sofort nach etwas zu essen gefragt, aber er wollte nicht unhöflich sein, also nahm Daan gesittet den Platz ein, den man ihm anbot und fragte:
„Wo ist Seny?“
Taniya zögerte erst zu antworten, dann überschlugen sich ihre Worte fast.
„Sie haben ihn geholt. Sie behaupten, er sei ein Verräter, aber eine genaue Ank lage haben sie nicht erhoben.“
Daan konnte es nicht glauben. Seny, ein Verräter? Er kannte keinen vorsichtigeren und loyaleren Elfen.
„Sie müssen doch irgendetwas gesagt haben?“ forschte er nach.
Wieder schwieg Taniya. Schließlich sagte sie: „Nein. Aber w as ist mit dir, du siehst hungrig aus. Wir haben auch nicht viel, wie alle, aber die Hühner legen gut und ich kann dir gebratene Eier machen.“
Allein das Wort gebraten ließ Daan schon das Wasser im Mund zusammenlaufen. Obwohl er merkte, dass Taniya etwas vor ihm verbarg, trieb der Hunger ihn dazu, es erst einmal dabei bewenden zu lassen.
Er deutete eine kurze Verbeugung im Sitzen an.
„Das wäre fabelhaft.“
Taniya rumorte in der Küche herum und Daan sah sich um. Viel hatte sich nicht verändert, seit er das letzte Mal hier gewesen war; allerdings war das kleine Drahtbäumchen, an dem Taniya wie alle Elfenfrauen dieser Klasse ihren Schmuck zur Schau stellte, leer bis auf ein dünnes Halskettchen. Auch die vielen Jade – und Silberfiguren, die Seny und sie gemeinsam sammelten, fehlten. Bestimmt hatte sein Freund beides wegen der unruhigen Zeiten in Sicherheit gebracht.
Grigor setzte sich in den Sessel ihm gegenüber. Er hielt den Kopf gesenkt, wie es das Pr otokoll auf solch eine geringe Entfernung vorsah, aber Daan konnte sehen, wie ihn der Hüne aus dem Augenwinkel beobachtete.
Sicher wusste der Mann Einiges, was ihm helfen konnte, er musste ihm nur die Scheu nehmen, damit er offen sprach.
„Du kannst mich ansehen, ich erlaube es“, sagte Daan.
Grigor hob den Blick, sen kte ihn aber gleich wieder.
„Es schickt sich nicht.“ Der Kopf des Kolosses wurde ganz rot, er verstummte. Am liebsten hätte Daan den Mann geschüttelt. Reichte es nicht, ihm das Ansehen zu erlauben? Was sollte er noch tun, sich auf Grigors Schoß setzen? Da an atmete tief durch und zügelte seine Ungeduld. Der Hunger, das war bestimmt der Hunger. Er musste freundlich bleiben, es war doch nicht das erste Mal, dass jemand so auf ihn reagierte.
„Grigor...“ Der Mann reagierte nicht, zuckte nicht einmal. „Du heißt doch Grigor?“
Der Fels nickte. Er musste ihm eine Brücke bauen.
„Taniya und Seny sind meine Freunde. Sie respektieren mich als Elfen, aber darüber hinaus gehen sie ganz normal mit mir um, und das ist gut so. Auch jemand aus einer Herrscherfamilie braucht Freunde, die ihm ab und an die Meinung sagen, deshalb bin ich den beiden dankbar. Vielleicht kannst du auch zu meinen Freunden gehören. Das ist doch kein Verbrechen?“
Grigor schüttelte wie erwartet den Kopf, aber nur, um ihn dann gleich wieder zu senken u nd zu fragen:
„Und warum haben sie den Mann meiner Nichte dann abgeholt?“
„Den Mann deiner Nichte?“ Daan verstand den Zusammenhang nicht.
„Seny. Der Mann meiner Nichte Taniya. Sie haben ihn abgeholt, weil jemand ihn angezeigt hat. Er soll respektlos zum En kel des Fürsten gewesen sein.“
„Er soll was ?!“
Daan sprang auf. Ihm schwindelte. War das immer noch der Hunger?
„Sie haben gesagt, dass sie alte Akten durchgehen. Und es gäbe Zeugen, die gehört hätten, wie Seny euch angeschrien hat, vor etwa einem Jahr.“
Daan runzelte die Stirn. Vor einem Jahr? Da war er gar nicht in Telemnar gewesen.
„Das ergibt doch keinen Sinn!“ sagte er.
„Also habt I hr ihn nicht angezeigt?“ fragte Grigor.
„Natürlich nicht! Seny ist mein Freund, ich würde ihm nie schaden.“
Grigor sah nicht aus, als würde er ihm glauben.
„Wir dachten nur, weil Taniya
Weitere Kostenlose Bücher