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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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leicht.
    Julie blie b keine Zeit sich zu wundern, warum die Begrüßung so steif ausfiel, denn Daan sagte:
    „Wir müssen den Rat zusammen rufen. Die dritte Ebene befindet sich im Krieg.“

    Julie streckte ihre schmerzenden Glieder und legte ein Blatt als Lesezeichen in den dicken Wälzer, auf dessen Buchrücken in metallisch schimmernden Buchstaben das Wort Kriegsprotokoll stand.
    Es war ein gutes Gefühl gewesen, in einer Ratssitzung einmal nicht alle Augen auf sich selbst gerichtet zu sehen, sondern auf Daan. Aber was er erzählt hatte, stürzte Julie auch jetzt noch in ein Wechselbad der Gefühle. Über Jahre schon – nach dritte Ebene Zeit! – hatte Bamoth die Abtrennung der dritten von der zweiten Ebene geplant. Die furchtbaren Konsequenzen für alle Lebewesen in der zweiten Ebene waren ihm offensichtlich egal. Was genau drohte, hatte Julie auch nach den Ausführungen des Merlins vorhin nicht ganz verstanden, nur soviel, dass es die zweite Ebene vermutlich zerreißen würde. Das einzige, was den Widerling daran gehindert hatte, war Iyel-Aton gewesen. Innerlich leistete Julie dem toten Fürsten Abbitte, er war zwar streng gewesen, aber wenigstens nicht wahnsinnig. Doch Iyel-Aton konnte die zweite Ebene nicht mehr schützen, denn Bamoth saß auf dem Fürstenthron. Damit befand sich die zweite Ebene zwangsläufig im Krieg mit Telemnar.
    Einerseits befanden sie sich also gerade in einer höchst kritis chen Situation. Andererseits war Julies Erleichterung vorhin im Rat grenzenlos gewesen, als ihr bewusst wurde, dass die Risse nicht ihre Schuld waren. Milo, die Wisbuns, Leos Eltern – ihr Tod hatte wie eine Bleilast auf Julies Seele gelegen.
    Diese Stimmung hatte sicher dazu beigetragen sich leichtfertig bereit zu erklären, das Kriegsprotokoll alleine durchzugehen, weil Anouk schlimmes Kopfweh hatte. Julie machte sich wirklich Sorgen um Anouk. Nicht nur, dass sie zu ihr immer so abweisend war – das konnte Julie, nach allem was vorgefallen war, irgendwie verstehen – sondern auch, dass sie häufiger schwankte und Kopfweh zu haben schien – kein Wunder bei dem Ding in ihrem Kopf. Woher es wohl kam? Julie rieb sich die Stirn. Das war alles mehr als seltsam. Und Anouks Aussprache wirkte auch irgendwie – verwaschen.
    Julie stockte der Atem. Vielleicht trank Anouk zu viel Alkohol und das hatte dieses bösartige Ding in ihrem Kopf hervorgerufen?
    Julie seufzte. Das fehlte ihr gerade noch. Swantje feige abgehauen, An ouk unfähig zu regieren und im Protokoll noch mindestens vierhundert Seiten zu lesen. Sie stand auf und holte sich ein Glas Wasser. Das würde eine lange Nacht werden.

    Die altertümlichen Buchstaben verschwammen vor ihren Augen, dabei war sie gerade mal fünfzig Seiten vorangekommen. Wie viel Zeug konnte man zu so einem Thema schreiben? Musste sie das wirklich von A-Z lesen? Vielleicht genügten Ausschnitte? Aber welche, der Riesenwälzer war ja vorne nicht einmal mit einem Inhaltsverzeichnis ausgestattet.
    Das Wort Inhaltsverzeichnis klang in Julie nach. Richtig, in den alten Wälzern, die sie sonst in Anouks Auftrag hatte lesen müssen, war das Inhaltsverzeichnis auch schon einmal hinten zu finden. Julie klappte den schweren Folianten zu und wuchtete ihn einmal um seine eigene Achse. Deckel. Pergament, Verfasser. Was sie dann sah, ließ ihr kurz den Atem stocken:
    Sie fand kein Inhaltsverzeichnis, aber eine Kurzanleitung.
    Notfallplan im Kriegsfall stand darüber. Alle erforderlichen Handlungen waren aufgeführt, in der richtigen Reihenfolge und schön durchnummeriert. Sie spürte förmlich, wie die Aufregung sich in ihr ausbreitete. Das war genau das, wonach sie gesucht hatte!

    Julie nahm sich Feder und Pergament und begann, zu schreiben:

    1. Nachfolge für den Fall eines Ausfalles der Hüterin wegen Krankheit, Verletzung oder Tod: Die Stellvertreterin, so vorhanden, übernimmt das Kommando. Ansonsten wählt der Rat einen Kommandeur.
    2. Botschafter und Vertreter aller Rassen benachrichtigen. Merline benachrichtigen. Atrocis in Alarmbereitschaft versetzen, Mühlenring mit doppelten Wolfs-Patrouillen sichern.
    3. Akute Gefährdung für den eigenen Standort feststellen.
    4. Wachen verdoppeln, besonders an den Katakomben.
    5. Basislager sichern (Vorräte horten – Pferde nicht vergessen, Wasser bunkern, Material zum Wasser filtern besorgen, medizinische Mittel prüfen und aufstocken.)
    6. Anweisung geben, dass Magie nur noch im Notfall gebraucht werden darf (alle Vorgänge auf händisch

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