Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
hier beendet, pack dich.“
„So war das doch gar nicht gemeint, ich wollte nur wissen, wann wir endlich so weit sind“, sagte der Blonde kleinlaut.
Karim spuckte aus. „Vielleicht im nächsten Leben. Und jetzt verschwinde. Wenn du die Klappe hältst, lasse ich dich bei den Anfängern mitmachen, das ist nicht so anstrengend.“
Julie konnte gut sehen, wie der Mann den Mund öffnete, Karim ansah, und den Mund einfach wieder zuklappte. Mit steifen Gliedern hob er seine Sachen auf und schlurfte in Richtung Sommerweide, wo die Anfänger unter Tibors Leitung ihr Lauftraining absolvierten.
Karim sah ihm nicht einmal nach.
„Ab mit euch, lasst Leung Jan nicht warten.“
In der Bibliothek war es still und Julie war dankbar dafür. Die Bibliothekarin hatte sonntags frei. Daan blätterte geräuschlos in einem der Bücher zur Geschichte der Ebenen und Mathys las einen Text im Kriegsprotokoll, sodass sie selbst sich endlich einem Stapel kleinerer Bücher widmen konnte, die sie noch gar nicht angesehen hatte. Die Bücher waren viel leichter als der dicke Protokollwälzer und das war angenehm, besonders, weil Julie jede einzelne Faser ihres Körpers wehtat.
Vorsichtig streckte sie den Rücken und legte kurz den Kopf in den Nacken, um ihre schmerzenden Muskeln zu entspannen, bevor sie sich wieder über das Büchlein zum Thema Kriegsstrategien der Elfen beugte. Viel war dazu nicht bekannt, aber das Wenige schien der Autor sorgsam zusammengetragen zu haben. Besonders die Ausführungen zu den Nahkampftechniken waren hochinteressant, schade, dass es hier nicht mehr Bücher zu dem Thema gab. Nicht zum ersten Mal wünschte Julie sich, Faneas Bibliothek im Hooksmeer benutzen zu können.
Es klopfte, und alle drei riefen gleichzeitig: „Herein!“
Die schwere Tür wurde aufgeschoben und ein Minuiten- Bote trat ein, blass wie eine geweißte Wand über den schreiend bunten Kleidern. Er hielt sich mit der rechten Hand den linken Arm. War er verletzt? Julie sprang auf.
„Das Portal an der Feste ist kaputt“, stieß der Bote noch hervor, dann brach er zusammen.
Daan und Mathys sprangen ebenfalls auf, und obgleich Julie schon stand und dichter an dem Boten dran war, beugte sich Daan als Erster über den Bewusstlosen. Vorsichtig zog er dessen Hand vom verletzten Arm.
„Seine Hand ist abgerissen, wir brauchen Tücher! Schnell!“
Mathys rannte durch die Tür, die der Bote offen gelassen hatte, davon. Julie hockte sich neben den Verletzten und legte ihre Hand auf seine Wunde. Was wollte Daan mit Tüchern? Sie würde den Mann einfach heilen.
„Julie, nein!“ rief Daan.
Doch es war schon zu spät. In dem Moment, als Julie die heilende Energie in die Wunde strömen fühlte, merkte sie schon, dass irgendetwas nicht stimmte. Ähnlich wie bei der Heilung Jarrons, des Dunkelelfen damals, entstand eine Art Sog, dem sie sich nicht entziehen konnte.
Der Schmerz in ihrem eigenen Arm steigerte sich von Sekunde zu Sekunde und wurde schließlich unerträglich. Julie spürte, wie ihre Kraft nachließ, ihr wurde übel. Dann bekam sie einen heftigen Schlag gegen die Schulter und wurde bewusstlos.
Als sie wieder zu sich kam, sah sie Mathys besorgtes Gesicht keine Handbreit über sich schweben.
„Sie kommt wieder zu sich. Mann, Daan, das war gerade noch rechtzeitig“, sagte er.
Julie drehte den Kopf zur Seite, was ihr erstaunlich schwer fiel.
Daan band einen letzten Sto ffstreifen um den Verband, den er am Arm des Boten angelegt hatte und lagerte den Arm dann auf einen mit Tüchern bedeckten Bücherstapel hoch. Er wischte sich die Hände an einem Tuch ab und kam zu ihr herüber, doch im Gegensatz zu Mathys schien er eher aufgebracht als besorgt, so weit man das bei ihm sagen konnte.
„Was hast du dir nur dabei gedacht?“ fragte er.
Julie schwirrte der Kopf, das Denken fiel ihr schwer.
„Ich habe gar nicht gedacht, ich wollte ihm helfen.“
„Weißt du, und genau das ist das Problem mit euch Menschen. Ihr denkt kaum nach, macht einfach das Erste, was euch in den Sinn kommt.“
Mathys verteidigte sie, wie Julie glücklich feststellte.
„Immerhin bringt dieses Vorgehen auch einiges an Erfolgen, während ihr Elfen manchmal Jahrzehnte braucht, um etwas zu ändern. Sie hat das doch nicht mit Absicht gemacht, so dumm ist sie nun wirklich nicht. Kann ja nicht jeder alles wissen, wenn man von euch Langohren mal absieht.“
Die kleine Spitze schien Daan paradoxerweise zu beruhigen.
„Du hättest tot sein können“, sagte er
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