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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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was geschehen war, fertig werden.
    Die Tür quietschte nicht mehr, so wie früher. Seine Mutter hatte sich immer geweigert die Angeln zu fetten, und behauptet, sie mochte das Geräusch, aber Leo wusste es besser. Sie wollte es mitbekommen, wenn er wieder einmal aus dem Haus schlich und das war ihr dank der Tür oft genug gelungen.
    Aus irgendeinem Grund machte das fehlende Quietschen es Leo mehr als alles andere deutlich: Seine Eltern waren tot. Alles sah aus wie immer, aber nichts war mehr, wie es gewesen war.
    Leo lauschte zu den Ställen. Nichts zu hören, sie waren noch am Füttern. Er drückte die Klinke und die Tür schwang auf. Hatte er daran gezweifelt? Niemand hier schloss je eine Tür ab – wenn man von den Stalltüren einmal absah.
    Im Inneren des Hauses roch es etwas abgestanden. Auf dem Tisch lagen einige verwelkte, angebissene Möhren zwischen mehreren halbvollen Gläsern, die noch immer einen scharfen Geruch ausströmten. Eingetrocknete Schnapsreste krallten sich klebrig in das fleckige Holz der Tischplatte. Je länger er neben dem Tisch stand, desto überwältigender wurde der Gestank. Leo stürzte zum Fenster und riss es würgend auf, atmete dicht am Fensterspalt einige Male tief ein und aus, bis der Spuckreiz nachließ.
    Er konnte kein en Korn vertragen, nicht einmal den Geruch davon. Manche Dinge hatten sich doch nicht verändert.
    Als es ihm besser ging, schnappte Leo sich einen Eimer und begann, die halbvollen Gläser hinein zu stapeln. Es wurde Zeit, dass hier mal jemand sauber machte.

    „Röwe!“
    „Fork.“
    Leo meinte, in einen Spiegel zu sehen, nur in einen, der alles ein kleines Bisschen breiter machte. Sein Bruder war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, doch der Alkohol hatte ihn dicklich werden lassen. Aber das war nicht der einzige Grund für die Unterschiede in der Statur; Fork war schon immer der Kräftigere von ihnen beiden gewesen, hatte die breiteren Schultern und mehr Muskeln gehabt, so wie Trog, der Häuptling.
    „Hast du doch noch zurück in den Stall g efunden?!“
    Fork trat auf Leo zu, und obgleich sein Atem nach Apfelkorn roch, freute sich Leo aufrichtig, seinen Bruder nach all den Jahren wiederzusehen.
    „Vielleicht bin ich auch nur kurz hier“, sagte Leo heiser.
    Fork ließ ihn los und rümpfte die Nase.
    „Beim heiligen Zipsel, bist du überfallen worden?“ fragte er.
    „Nein, wieso?“ fragte Leo.
    „Du stinkst nach Wolf, dass es kaum auszuhalten ist.“
    Leo spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Daran hatte er nicht gedacht.
    „Ähm, ich musste letzte Nacht in einer Höhle schlafen, das Wetter war furchtbar, sie war leer, aber vielleicht war vorher ein Wolf darin.“
    „Und du hast das nicht gerochen?“ fragte Fork.
    „Ich habe fürchterlichen Schnupfen...“, sagte Leo.
    Diese Antwort schien Fork zufriedenzustellen.
    „Naja, du warst früher schon eher ein Stallwallach als ein Weidehengst, nicht wahr? Das hat Vater auch immer gesagt, Zipsel habe ihn selig.“
    Fork ließ sich schwer auf das niedrige Sofa fallen und rieb sich die Schläfen.
    „Hatte ich hier nicht noch irgendwo ein Gläschen herumstehen?“ fragte er.
    „Hab´ ich weggeräumt, es stank hier wie in der Stallschenke. Mann, du darfst nicht so viel saufen!“
    Fork senkte den Kopf.
    „Weiß ich doch. Aber nach dem Tod unserer Eltern...“ Er seufzte. „Furchtbare Sache. Hör mal, so kannst du dich echt nicht vor die anderen trauen, du stinkst wie – na wie ein Wolf eben.“ Er spuckte in den Eimer, in dem Leo gerade noch die Gläser zur Spüle getragen und mit dem er den Boden aufgefeudelt hatte. Ein bisschen undankbar fand Leo es schon, dass sein Bruder nicht einmal bemerkte wie schön er aufgeräumt hatte. Sogar zum Staubwischen war er noch gekommen, das hätte ihm schon einen Dank Wert sein können.
    „Ich hab aufgeräumt“, sagte er eingeschnappt.
    Fork sah sich um.
    „Tatsächlich.“ Er stand auf und nahm den Eimer. „Weißt du was Bruder, zum Dank mach ich dir jetzt ein Bad fertig. Denn wenn du so vor die Tür gehst, werden sie dich zerreißen, Häuptling hin oder her.“
    Leo fühlte sich, als habe ihm jemand in den Bauch geboxt. Er spürte, wie sich ihm die Nackenhaar e aufstellten. Sie durften Ronan auf keinen Fall wittern, sonst war es aus mit ihm.
    „ Was guckst du denn so, ich habe doch nur Spaß gemacht. Sie werden dir nichts tun, aber besser, du badest trotzdem.“
    Fork verließ die Hütte mit dem Eimer und Leo begann, Fe uerholz in den Ofen zu schichten. So oder

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