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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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einen Warnruf aus: „Die Mutter kommt!“
    Julie fiel mehr, als dass sie kletterte, aus dem Hollergestrüpp und rannte auf den Weg. Mit einem Schnellstart spurteten auch Mathys und Daan fünf Meter weiter. Die Amsel näherte sich dem Nest und landete im Gebüsch. Zu sehen war nichts, aber Daan nickte beruhigend. „Sie füttert die Kleinen, das kann ich hören; also hat sie nichts gemerkt.“ Julie machte einen erleichterten Hüpfer.
    Die drei Freunde verband nun das erste gemeinsam bestandene Abenteuer, und selbst Daan kam aus sich heraus und erzählte ein bisschen über dies und das. Während sich die drei wieder auf den Weg machten, raschelte es erneut im Gebüsch. Es war Milo, der Falkner. Er war den Anwärterinnen gefolgt, um sicher zu sein, dass sich am ersten Tag niemand verirrte. Die Rettungsaktion war ihm nicht entgangen. „Gar nicht dumm, gar nicht dumm“, murmelte er anerkennend. Dann machte er sich auf den Weg zu seiner Hütte; ab hier würden sich die Jugendlichen gewiss nicht mehr verlaufen.
    Was nicht einmal der Falkner bemerkt hatte, noch jemand hatte die Szene beobachtet: Urs, der Schmied, der sich im Wald so leise bewegte wie ein wildes Tier auf der Jagd.
     

Prüfungsvorbereitungen
     
    Die ersten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Julie hatte das Gefühl, eigentlich nur vom Falkner unterrichtet zu werden. Da die erste Prüfung schon kurz bevor stand, lernte sie sogar in ihrer Freizeit mit Kim und Daan, der schon immer ein echtes Naturtalent im Umgang mit Tieren gewesen war. Den praktischen Teil in Tierpflege konnten sie freilich ausschließlich mit Milo üben, da die Wanderfalken und Habichte nur in der Nähe des Falkensteins und im Jagdbusch trainiert wurden. Zu den wichtigsten Falkner-Übungen gehörte die Anwendung eines Federspieles: Es wurde ein kleines ledernes Kissen mit Flügelattrappen an ein Band gebunden und neben dem Körper gekreist. Damit lockte Julie schon recht sicher einen Greifen an, dem sie zur Belohnung die Atzung, ein Stückchen rohes Fleisch, als Beute überließ.
    Trotzdem blieb genug Zeit für ausgedehnte Ritte; die Mädchen, die schon reiten konnten, mussten nicht mit den Anfängerinnen üben. Während die Reit-Neulinge auf ihren Sätteln herumhüpften wie Popcorn in einer heißen Pfanne, genoss Julie die Zeit mit Go auf den schattigen Waldwegen.
    „Und das nennt sich Unterricht“, dachte Julie glücklich, als sie mit Go von einem Erkundungsritt zurückkam. Sie hatte schon einiges von der Umgebung Tallyns gesehen; lediglich in die Richtung der Katakomben war sie noch nicht geritten. Mathys hatte ihr erzählt, dass die Gebeine der Ratsmitglieder in den Katakomben aufbewahrt wurden, falls diese den entsprechenden Wusch zu Lebzeiten geäußert hatten. Überdies befand sich auch das Pendel dort, auf das Julie verständlicherweise neugierig war. Aber Mathys hatte ihr in seiner typischen Art, bei der Julie manchmal nicht wusste, ob es ihm gerade ernst war oder er nur Spaß machte, ein bisschen Angst eingeflößt. Er hatte ihr von allerlei Bannflüchen und scharfen Hunden erzählt, welche den Eingang zu den Katakomben zusammen mit einem düsteren Wächter angeblich beschützten. Deshalb, so hatte Mathys die Horrorgeschichte mit einem halben Lachen geschlossen, ging kein Mensch (oder welches Wesen auch immer) in die Nähe der Katakomben, wenn er (oder es) nicht musste. Bisher hatte Julie sich lieber daran gehalten.
    An diesem Morgen half Julie zunächst einmal noch im Stall beim Versorgen der Pferde. Sie hatte sich mit dem Gager angefreundet, falls man die Beziehung eines Gagers zu einem Menschen Freundschaft nennen konnte, denn eigentlich redeten Gager nur mit und über Pferde. Aber da war der Gager bei Julie auch an der richtigen Adresse. Sie hatte sich vier Mal die Woche für den freiwilligen Stalldienst eingetragen, zwei Mal morgens und zwei Mal abends.
    Heute würde die Falknerprüfung stattfinden, deshalb wurde Julie so langsam wirklich aufgeregt. Im Laufschritt hetzte sie vom Stall über den Turnier- und den Essplatz zu ihrem Zelt, um in ihrem Falkner-Buch noch einmal alles Wesentliche durchzugehen. Julie hatte zwar viel geübt, aber sie machte sich trotzdem Sorgen. Ihr war sonnenklar: Wenn sie diese Prüfung nicht schaffte, würde sie Tallyn verlassen müssen. Und über die Mädchen, welche gingen, wurde ein Zauber ausgesprochen. Sie verloren jede Erinnerung an Tallyn. Auch die Zauberkräfte wurden unterbunden. Doch manchmal klappte das nicht ganz; als Ergebnis gab

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