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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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es alle 250 Jahre einige Frauen in der normalen Welt, die Tische rücken oder Gedanken lesen konnten, weil die Löschung nicht vollständig gewesen war.
     

Der Vogt
     
    Während Julie darum bangte, die Falknerprüfung zu bestehen, wurden anderenorts böse Pläne geschmiedet. In einem für die draußen herrschende Hitze überraschend kühlen Raum, der an das Klima alter Weinkeller erinnerte und beklemmend feucht roch, wurde dem Vogt gerade Meldung gemacht. Der Vogt war ein dürrer Mann mit hängenden Schultern. Man war versucht, über seinen Körperbau zu spotten – bis man sein Gesicht sah. Es wirkte wie eine steingraue, schroffe Felslandschaft; dem stummen Hass war nichts Tröstendes bekannt. Hart und abstoßend schien es alterslos zu sein, und in der Tat gab es kein lebendes Wesen, welches das wahre Alter des Vogts kannte, dafür hatte er schon früh gesorgt. Tiefliegende, übernächtigt wirkende Augen glimmten wie flackernde Kohlen über einer herrschsüchtig hervorspringenden Nase, eingeklemmt zwischen dunkel verschatteten Wangen. Es gab nichts Weiches oder Rundes in diesem Gesicht. Der scharfe, wie mit einem Skalpell gezogene Mund war nicht zum Lächeln geschaffen. Der ganze Mann absorbierte Lebensfreude, ganz so wie ein schwarzes Loch jeden Lichtstrahl verschlingt, der sich ihm nähert. Und es schien sogar so, als wandle der Vogt die erbeutete positive Energie im dunklen See seiner Seele in etwas Böses um. Die Person, mit der er sprach, verbarg sich im Schatten.
    „Nun, wie steht es?“, zischte der Vogt.
    „Es läuft alles nach Plan, werter Vogt, die Tarnung ist stabil, unsere Kandidatin entwickelt sich. So oder so, wir werden unser Ziel erreichen.“
    „Das hoffe ich für dich! Du weißt, was geschieht, wenn ich enttäuscht werde. Ich will das Pendel unter meiner Herrschaft!“
    Darüber, was ein Fehlschlag bedeutete, wollte die Gestalt im Dunkeln lieber nicht nachdenken. Die letzten drei Hinrichtungen waren recht eindrucksvoll gewesen. Der Vogt war der Meinung, dass man gute alte Methoden wie den Scheiterhaufen oder das Vierteilen nicht völlig aus der Mode kommen lassen sollte. „Ich muss zurück, man wird sonst Verdacht schöpfen.“
    „Du hast freie Hand. Tu, was nötig ist. Aber störe mich nur im Notfall. Ich verfasse gerade ein Buch über die verschiedenen Arten des gewaltsamen Todes. Irgendwann muss ich das mit dem Pfählen noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Ich hänge hinter dem Zeitplan ein bisschen her wegen der Beschreibung der Streckbänke – von ihnen gibt es so viele verschiedene herrliche Arten. Nun ja, etwas Zeit ist noch“, flüsterte der Vogt tonlos.
    Die Gestalt im Schatten erschauerte und verschwand.
    Mit einem Blick, in welchem sich Irrsinn und eiskalte Berechnung die Waage hielten, wandte sich der Vogt wieder seinen Studien zu.
     

Tonias Falle
     
    Es war Zeit für Julie, sich auf den Weg zu machen. Mathys hatte sie gemahnt, zu Milos Prüfungen nicht zu spät zu kommen. Milo ließ auch schon mal jemanden durchfallen, wenn er das Gefühl hatte, der Prüfling gehe nicht mit dem nötigen Ernst an die Sache heran. Aber Julie war in diesem Punkt unbesorgt, obwohl ihre mündliche Prüfung in Kürze beginnen sollte – sie hatte sich länger als geplant mit dem Falkner-Buch beschäftigt –, auf ihrem Pferd Go würde sie schnell da sein. Zu reiten war überdies weniger anstrengend als zu laufen, wenn einem ein bisschen die Knie schlotterten.
    Tonia sah Julie wieder in Richtung Stall gehen und musste grinsen. Sie hatte sich eine nette kleine Überraschung für Swantjes Konkurrentin ausgedacht. Schließlich war Swantjes Erfolg auch ihr Erfolg; und auch wenn Swantje nicht Tonias erste Wahl gewesen wäre, hatte sie inzwischen doch etwas eindeutig Positives an ihr gefunden: Sie war leicht zu beeinflussen, und so konnte Tonia auf ihrem Wunschplatz im Rat sicher mehr Macht an sich ziehen. „Wieder eine weniger“, murmelte Tonia boshaft und ging summend davon.
    Als Julie zum Stall kam, war Go nicht in seiner Box. „Mist“, dachte Julie, „ausgerechnet jetzt!“ Sie rannte den staubigen, heißen Gang zurück zum Eingang. „Gager!“, rief sie, und ein leises Gefühl der Panik stieg in ihr hoch. Der Gager reckte sein behaartes Gesicht aus der Tür der Sattelkammer: „Was ist?“
    „Wo ist Godolphin?“, fragte Julie.
    „Du hast mir doch einen Zettel hingelegt, dass ich ihn auf die Weide bringen soll!“, sagte der Gager erstaunt.
    „Ich habe was?“ Julie stöhnte

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