Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
überdeutlich und hatten sich bereits in mordlüsterne Monster verwandelt, deren einziges Ziel darin bestand, das Böse zu vernichten. Beide Hunde stürmten gleichzeitig, ohne zu knurren oder zu bellen, auf Julie zu. Aber Julie kannte sich gut genug mit Hunden aus, um zu wissen, dass das keine freundliche Begrüßung war. Sie drückte sich blitzschnell mit dem Rücken an die Höhlenwand, und die Hunde sprangen ins Leere. Kalter Schweiß lief Julie den Rücken hinunter. Sie hatte schon mal einen normalen Hundeangriff erlebt, aber das hier war anders – gespenstischer.
Entsetzt drehte sie auf dem Absatz um und rannte aus der Höhle in den nahen Wald. Die Killer blieben ihr mühelos auf den Fersen. Draußen kamen Dolf und Tasso gerade auf den Eingang zu. Tasso sah, dass sich die Hunde wie wahnsinnig gebärdeten, obwohl von dem jungen Mädchen offensichtlich keine Gefahr ausging. Er rief die Hunde lautstark zurück. Aber die Hunde, die Tasso sonst aufs Wort gehorchten, drehten sich nicht einmal nach ihm um.
Daan war geschockt: Die Hunde jagten Julie! Er sprintete los und schnitt den Hunden den Weg ab. Mutig warf er sich auf eines der gefährlichen Tiere. Der Rottweiler war wie von Sinnen. Beinahe beiläufig biss das Tier Daan fest in den Arm und schüttelte ihn einmal kurz und heftig mit seinen verkrampften Beißwerkzeugen, als wolle er einem Beutetier das Genick brechen. Sofort danach ließ der Hund den blutenden Halbelfen aber auch schon wieder los und hetzte weiter hinter Julie her. Unbemerkt von allen, die mit Entsetzen diesem Spektakel folgten, schlich sich Tonia aus der Höhle. Geduckt, um nicht im letzten Augenblick noch erwischt zu werden, huschte sie zu ihrem Pferd Cade, das sie in einiger Entfernung angebunden hatte. Nur einen kurzen Moment blickte Tonia zweifelnd über die Schulter. Dann zuckte sie mit den Achseln. „Wir haben alle gewusst, wie gefährlich es werden würde“, flüsterte sie finster. Dann befahl sie: „Los, Cade!“, gab ihrem Pferd die Sporen und galoppierte davon.
Julie jagte weiter vor den Hunden her. Sie war vor Angst und Anstrengung schon ganz außer Atem. So, allein durch Rennen, würde sie den scharfen Hunden nicht entkommen können. Was sollte sie nur tun? Hektisch warf sie einen Blick zurück in Richtung ihrer Verfolger – und sah, was mit Daan passierte. Die Tränen schossen ihr in die Augen. „Oh nein, Daan!“, schluchzte sie. Aber sie riss sich zusammen, blieb nicht stehen. Sie konnte sich ausmalen, was die Tiere mit ihr machten, wenn sie sie erwischten. Sie musste laufen. „Weiter, nur weiter“, hämmerte es in ihrem Schädel. „Wozu“, dröhnte eine hämische Stimme durch ihren Kopf, „meinst du, die Bestien laufen sich müde?“ – „Ein Baum!“, schoss es ihr durch den Kopf, „ich muss auf einen Baum!“ Hunde konnten nicht klettern, oder doch? Egal, sie musste es probieren! Julie jagte auf einen Baum zu, auf den sie leicht hinaufgelangen würde. Doch plötzlich verfing sich ihr Fuß in einer herausragenden Wurzel. Julie fiel der Länge nach in das modrig zerfallene Laub auf dem Waldboden. Den Schmerz an ihren aufgeschürften Knien nahm sie in ihrer Panik nicht einmal wahr. Der vordere Hund war jetzt so dicht an ihr dran, dass sich Julie sein typischer Geruch aufdrängte. Der Schreck trieb Julie wieder weiter, sie stemmte sich hoch, ihr Schuh blieb an der Wurzel stecken. Julie sprang förmlich den nächsten erreichbaren Baum an und katapultierte sich mehr, als dass sie kletterte, den schmalen Stamm hoch. Sie war nicht ganz schnell genug. Der Hund richtete sich am Stamm auf und fetzte mit seinen Krallen über ihren nackten Fuß. Brennender Schmerz durchzuckte Julie. Sie zog sich in panischem Entsetzen immer weiter in die Krone des Baumes hoch, um nur ja weit genug weg von den messerscharfen Krallen und Zähnen des Höllenhundes zu sein.
Der höchste stabile Ast war erreicht. Endlich konnte sie verschnaufen. Und Hilfe musste bald da sein: Sie konnte von hier oben Tasso weiter hinter den Hunden herstürmen sehen. Wo war Daan? Da lief er! Erleichterung durchflutete Julies Körper wie eine Welle.
Dann brach der Ast, auf dem sie saß. Julie stürzte drei Meter tief auf den erstaunlich harten Boden, genau vor die Fangzähne der beiden Rottweiler.
Julie keuchte, der Schmerz im linken Arm trieb ihr die Tränen in die Augen. „Das war es jetzt also“, dachte sie. „Ich werde meinen Vater nicht wiedersehen.“
In diesem Moment brach ein Bär aus dem Wald. Sein
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