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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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laufen können. Da er später unter äußerst starken Schmerzen gelitten hatte, war ihm von Leung Jan ein seltsames Gebräu verabreicht worden. Es nahm zwar die Schmerzen, schickte Daan aber auch sofort in das Land der Träume. Wie alle Elfen reagierte er sehr stark auf Menschenmedizin; es wäre besser gewesen, wenn ihm eine heilkundige Elfe zur Seite gestanden hätte. Es gab aber keine in Tallyn, also musste Leung Jan tun, was er konnte. „Warum heilt ihr ihn nicht einfach, so wie mich?“, fragte Julie auf dem kurzen Weg zu Daans Zimmer.
    „Weil es ein Hundebiss ist. Die Wunde darf nicht von außen nach innen zugehen, wie bei der magischen Heilung. Das kann zu bösen Infektionen führen. Einige, die der Selbstheilung mächtig waren, haben sich selbst geheilt, weil sie die Schmerzen nicht aushielten. Sie sind gestorben.“
    Mit dem letzten Wort öffnete Chris die Tür zu Daans Zimmer. Leung Jan stand am Bett; Chris nickte ihm zu. In den verlöschenden Strahlen der Abendsonne, die zu einer kleinen schartenähnlichen Luke hereinfielen, sah Daan noch blasser aus als sonst. Er wirkte jedoch ganz ruhig. „Er hat ein Mittel gegen die Schmerzen bekommen“, sagte Chris, „ich glaube nicht, dass er dich hören kann.“
    „Werd’ schnell gesund, mein Freund“, flüsterte Julie. Schon wieder sammelten sich Tränen hinter ihren Lidern. Es war alles ihre Schuld.
    „Er braucht jetzt vor allem Ruhe“, sagte Leung Jan. Julie sah das ein und wusste auch, dass es im Moment gar keinen Zweck hatte zu bleiben; Daan war zu weit weg.
    „Er hat mir das Leben gerettet.“ Julie schluchzte erstickt. „Kann ich denn gar nichts für ihn tun?“
    „Im Moment nicht“, gab Chris zurück, „aber wenn er etwas braucht, zum Beispiel Gesellschaft, sage ich dir Bescheid.“ Als Chris und Julie sich zur Tür wandten, wurde Daan unruhig. Julie blickte noch einmal zurück. Er war so bleich. Ein feines Netz aus Schweißperlen zeigte das Steigen des Fiebers an. Chris hatte Julie nicht alles erzählt: Das langsam wirkende Gift, das aus den Fangzähnen der verzauberten Hunde bei großer Aufregung freigesetzt wurde, hatte schon einige Menschen lange nach der eigentlichen Bissattacke getötet. Er konnte nur hoffen, dass Tasso mit dem Gegengift schnell genug gewesen war. Aber sicher hatte Daan als Halbelf bessere Chancen, als sie ein Mensch gehabt hätte. Daan warf sich unruhig hin und her und murmelte unablässig „Ria, Ria“.
     
    Als Julie das Zelt betrat, sprang Mathys wie von der Tarantel gestochen auf. „Was, wo, weißt du wo Daan ist?“, fragte er sehr forsch. Dann schob er hinterher: „Entschuldige, ich habe mir Sorgen gemacht; wie geht es dir, ist alles in Ordnung?“
    Die letzten Stunden hatten auch in Julie den albernen Streit einfach hinweggefegt. Hätte sie auf Mathys gehört, wäre Daan jetzt nicht so krank. Sie hätte wissen müssen, dass Mathys ihr Freund war und nur ihr Bestes wollte. Sie schwor sich einen Eid: Wenn Daan überlebte, würde sie Mathys Rat nie mehr in den Wind schlagen. „Daan ist in der Burg, er ist von einem der Hunde in den Katakomben gebissen worden.“
    Mathys wurde erst heiß und dann ganz kalt. Er war in Tallyn geboren worden und wusste sofort, was das bedeutete. „Hat ihm jemand das Gegengift gegeben?“, fragte er, durch die Aufregung fast schon wieder unfreundlich; empfindlich wie Julie gerade war, stiegen ihr die Tränen in die Augen. „Was für ein Gegengift?“, fragte sie. „Es war doch keine Schlange, er ist von einem Hund gebissen worden.“ Wortlos stürmte Mathys zum Zelt hinaus. Julie sank auf ihr Bett, kleine Tränenkolonnen rannen ihr lautlos die Wangen herunter. Für heute hatte sie wirklich genug. Eingebettet in das unwirkliche Licht der Dämmerung weinte sich die zierliche Gestalt auf dem großen Lager in den Schlaf.
     
    Mathys erreichte Chris auf den Stufen der Burg. „Wie geht es ihm?“, fragte Mathys aufgelöst.
    Chris, der fahl und angespannt aussah, wusste, dass er zu Mathys ehrlich sein musste. „Nicht so gut, ich weiß nicht, ob er durchkommt.“
    „Kann ich zu ihm?“, bat Mathys.
    „Sicher.“ Chris wies auf die Burg. „Leung Jan wird froh sein, wenn jemand für eine halbe Stunde bei Daan bleibt, dann kann er neue Medizin mischen. Ich muss jetzt leider in den Rat, es gibt einiges zu besprechen. – Es ist gleich die dritte Kammer auf der linken Seite.“
    Während Mathys die letzten Stufen mit einem einzigen Sprung nahm, ging Chris langsam mit hängenden Schultern

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