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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Chris, der überrascht wurde, denn im nächsten Moment hing Julie ihrem ältesten Bekannten aus Tallyn freudig quietschend am Hals. „Nicht so stürmisch Fräulein; das heißt wohl ‚Ja’, nehme ich an?“
    Verlegen lächelnd hatte Julie ihn wieder losgelassen und zog nun ihr leinenes Hemd gerade. „Ja, das heißt es!“
    „Gut, dann sieh mal zu, dass du nach draußen kommst; die anderen essen schon, und der Rat wird gleich seine Ankündigung machen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Chris und verließ das Zelt in Richtung Burg. Auch Julie machte sich nun auf den Weg. Sicher warteten Mathys und Daan bereits ungeduldig auf ihren Bericht.
    Julies strahlende Miene sagte eigentlich genug, trotzdem lauschten die beiden ungleichen Gestalten gebannt Julies Ausführungen.
    Die Ankunft des Rates brachte alle Gespräche auf dem Essplatz zum Verstummen. Anouk ergriff das Wort: „Gestern gab es bei der Jagd auf den weißen Hirsch einen Zwischenfall. Der Hirsch wurde bei der Jagd verletzt. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Schuld beim Rat liegt. Die Regeln waren nicht genau genug – wir haben dies geändert. In den folgenden Jahrhunderten wird es Gesetz sein, dass der Hirsch bei der Jagd nicht verletzt werden darf. Für dieses Mal wird der Anwärterin Swantje und den Gefährten Tonia und Dolf gestattet, die Trophäe zu behalten. Wir weisen allerdings ausdrücklich auf unseren Unmut hin und werden euch drei“, sie schaute zu Swantje, Tonia und Dolf, „sehr sorgfältig auf etwaige Regelverstöße hin beobachten.“
    Julie war froh, nicht im Brennpunkt von Anouks Aufmerksamkeit zu stehen, denn die Missbilligung der Hüterin war fast körperlich fühlbar. Sogar die sonst so selbstbewusste, ja arrogante Tonia war nun zusammengesunken wie ein Häschen vor einem Wolf. Das erleichterte Aufatmen der drei Gescholtenen, als Anouk sich von ihnen abwandte, war noch mehrere Tischreihen weiter zu hören.
    Julie merkte auf einmal, was für einen Hunger sie hatte. Jetzt, wo feststand dass sie bleiben konnte, kam ihr die ganze Geschichte einfach nur noch mehr als abenteuerlich vor. Beim fröhlichen Blick in die Runde sah sie, dass es ihren Gefährten genauso ging. Mathys hatte zufrieden kauend eine riesige Portion Mais und Geflügel vor sich. Daan hatte sich entschieden, nicht den für einen hungrigen Bauch langen Weg zur Wirtschaftsküche in Kauf zu nehmen, sondern hier zu essen, auch wenn er diese Bequemlichkeit morgen vermutlich mit einer Migräne bezahlen musste. Zufrieden genoss Julie das warme Gefühl der Sonne auf ihrem Rücken, und auch das kitzelnde Gras unter ihren nackten Füssen stimmte sie fröhlich. Übermütig zauberte sie sich einen ganzen Berg gebutterte Maiskolben in die Schüssel. Sie würde vorerst hier bleiben, nichts anderes zählte.

DornumRivalen
    Julie hatte mit Anouk zusammen angefangen den Heiltrank herzustellen. Geschickt und umsichtig hatte Anouk das weiße Pulver in einem hölzernen Mörser zu noch feinerem Puder zermahlen. Nun leitete sie Julie an, denn die nächsten Schritte mussten von der Eigentümerin des Horns gemacht werden, um die volle Macht zu entfalten. Also gab Julie auf Anouks Geheiß eine streng riechende Flüssigkeit hinzu. Das Horn löste sich brodelnd auf und die vorher klare Flüssigkeit nahm eine rötliche Färbung an. Die aufsteigenden Dämpfe reizten Julie zum Husten, sie hob die Hand vor den Mund und stieß dabei gegen den Mörser. Das Gefäß wackelte, fiel aber nicht um. Anouk war blass geworden – sie hatte den kostbaren Inhalt schon auf dem Boden gesehen. Julie lächelte entschuldigend. „Ich passe jetzt besser auf.“ Skeptisch blickte sie auf den Mörser. „Macht das Brodeln dem Holz nichts?“
    „Nein“, antwortete Anouk leicht amüsiert. „Der Hirsch bekommt seine Kraft aus dem Wald. Durch seine Verwandlung wurde er zu einem Silvaner, so wie die Dryaden und die anderen Waldbewohner. Seine Kraft ist in der Nähe seines Waldes am größten.“ Anouk wischte ein paar Krümel von der Platte. „Wenn ein Silvaner seinen Wald verlässt, lebt er nur wenige Jahre, bis er eingeht. Bleibt er in seinem Wald, kann ihm das Alter nichts anhaben. Aber jedes andere Material als das Holz aus diesem Wald wäre in dieser Phase des Brauens von dem Trank zerstört worden …“ Sie tropfte mit Hilfe des Holzstößels einen Tropfen des rötlichen Gebräus auf einen Glätt-Stein. Zischend fraß sich der Tropfen hindurch. Julie war mulmig bei dem Gedanken, dieses Gebräu eventuell

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