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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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nach.
    Selbst in der Dunkelheit war zu sehen, dass Mathys knallrot angelaufen war. „Natürlich, hast du das nicht gemerkt?“, sagte Mathys.
    „Warte mal“, flüsterte Julie. Hoffentlich wachte Kim jetzt nicht auf! So leise es ging zog Julie ihren Winterumhang über das Leinennachthemd und schlüpfte barfuss aus dem Fenster auf die Bogenbahn hinter dem Haus. Den hölzernen Laden legte sie vorsichtig von außen wieder an. Julie stand direkt neben Mathys, sie konnte seinen Atem auf ihrer Wange spüren. Ihr war ein bisschen schwindelig; hatte sie sich überanstrengt oder lag es an Mathys? Zaghaft ergriff Julie seine Hand. „Wollen wir ein Stück gehen?“
    „Gerne“, Mathys stockte kurz, „bist du denn schon wieder fit?“
    „Mir geht es so gut wie noch nie“, sagte Julie. Und das stimmte. In diesem Moment war Julie das glücklichste Mädchen der Welt. Nur ein bisschen schlapp und hungrig. Aber in seiner freien Hand hatte Mathys ja noch die Beeren.
     
    Der nächste Morgen brach mit den brillanten Farben eines Buntglas-Kirchenfensters an, wie es sich nach einem solchen Ereignis gehörte. Die Vögel jubilierten und auch die Empat-Drachen spielten mit und drehten ihre ersten kleinen Spiralen. Hungrig stand Julie auf, es ging ihr wirklich schon besser. Auf dem Essplatz erfuhr sie, dass heute der Umzug in das Sommerlager anstand. Alle anderen waren schon direkt nach dem Turnier umgesiedelt, nur Kim war Julie zuliebe als Aufsicht geblieben. Die Sachen waren schnell gepackt. Wenn Julie aber gedacht hatte, dass mit dem Turnier die größten Mühen erst einmal vorbei seien, sah sie sich getäuscht. Sie hatte noch nicht einmal alle Sachen im Zelt, als Chris schon kam, um ihr alles Weitere zu erklären.
    „Heute gehst du zum Schmied“, bestimmte Chris. „Er wird Maß nehmen für ein eigenes Schwert und deinen persönlichen Helm. Du brauchst diese Sachen für den Endkampf. Die anderen haben ihre Maße schon abgegeben. Dort findest du auch jemanden, der dir ein eigenes Kettenhemd anpasst. Von der eigentlichen Auswahl, die jede Anwärterin alleine durchstehen muss, trennen dich nur noch zwei Prüfungen: der Endkampf gegen die anderen und anschließend das Erlangen des Amulettes der Dryade. Im Endkampf gibt es keine Punkte, jede Gruppe tritt gegen alle ihre Widersacher an, die beiden Gruppen mit den meisten Siegen versuchen die Dryade dazu zu bringen, ihnen eines der Amulette vom Grund der Quelle zu überlassen. Ohne das Amulett könnt ihr nicht zum Kampf um das Pendel antreten, das Pendel würde euch nicht erkennen.“
    Das war alles ein bisschen viel gewesen. Jetzt tat Julies Kopf wieder weh. „Ist gut“, sie seufzte, „ich gehe gleich nach dem Essen zum Schmied.“
    „Ach, und Julie?“, kam Chris noch einmal auf sie zu.
    “Was denn?“
    „Ich kann verstehen, was du getan hast. Gut gemacht“, lobte Chris und ging zügig in Richtung Burg davon. Glücklich saß Julie auf der Holzbank. Jetzt musste sie sich nur noch mit Anouk wieder versöhnen.

Freunde und Feinde
     
    Der Weg zum Schmied war nicht weit. Die Schmiede war aus Stein gebaut, und das war auch gut so. Wenn Urs, der Schmied, mit dem Schmiedehammer auf das glühende Metall für ein Schwert einschlug, flogen in dem dumpfen Gewummer etliche Funken weit durch die Gegend. Ein Holzbau wäre dabei schon längst in Flammen aufgegangen. Nach der Helligkeit und Frische draußen brauchte Julie eine Weile, um sich an das flackernde Licht der Esse in dem sonst dunklen Haus und die rauchige Luft zu gewöhnen. Sobald sie wieder klar sah, betrachtete sie den Schmied. Mit seinen großen Pranken und der steifen Lederschürze sah er Furcht einflößend aus. Der Geruch nach verbrannten Haaren machte mehr als deutlich, dass sich der Koloss um Kleinigkeiten wie sengende Funken keine Gedanken machte. „Moment noch“, tönte die tiefe Stimme des bärtigen Hünen aus dem riesigen, Schweiß überströmten Schädel. Doch was war das, da in seinem Gesicht? Die schlecht verheilten Striemen auf Stirn und Wange erinnerten Julie an etwas; und sie konnten wohl kaum von den Funken stammen. Julie kam nicht dazu, länger über die Wunden und ihre Herkunft nachzudenken, denn der Schmied hatte das Eisen in den Kühlbottich gegeben und das laute Zischen lenkte sie ab. „So“, sagte er, „was kann ich für dich tun?“
    „Mein Name ist …“, hub Julie an.
    „Julie, ich weiß“, unterbrach sie der Schmied mit seiner brummigen Stimme. Verwirrt versuchte Julie sich an den Grund ihres

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