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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Lager. Die anderen saßen schon am Essplatz. Seit sie nur noch so wenige waren, deckten sie oft gemeinsam den Tisch und aßen Speisen, die sie von den Küchenfrauen geholt hatten. Auf hölzernen Brettern hatten sie gemeinsam geröstetes Hühnchen, kalten Braten, Mais- Brot und Käse aus Ziegenmilch bereitgestellt. In tönerne Krüge waren mit Honig gesüßte Aufgüsse aus Pfefferminzblättern und Kamillenblüten  gefüllt. Eine Libelle schwebte über dem Brot in der Luft, als plane sie, mit der Riesenbeute davonzufliegen. Aber sobald die ersten Jugendlichen sich an den Esstisch gesetzt hatten, suchte sie zackig das Weite. Julie saß wie immer neben Mathys, Daan gegenüber, und kaute genüsslich an einem Stück Maisbrot. Das harte Training machte hungrig.
    An diesem Abend war „Badezeit“. Wer nicht gerade dauernd irgendwo im See herumsprang, wusch sich normalerweise an einer Schüssel im Zelt. Aber ab und zu war eine größere Säuberungsaktion vonnöten, deshalb gab es Badetage. Die Jungen und Mädchen gingen getrennt in die Waschküchen bei den Wirtschaftshäusern. Als Julie an der Reihe war, hatte Aewore Badedienst. Das Wasser in dem hölzernen Zuber war gerade erst gewechselt worden, in der Abflussrinne im Boden stand noch die seifige Lauge von Julies Vorgängerin. Aewore hatte Lavendelblüten und Rosenblätter in das warme Wasser gegeben, die wundervoll dufteten. Julie wusch sich mit handgemachter Seife die Haare und rubbelte sich mit einem groben Leinenlappen ab.
    „Aewore“, fragte Julie dann, „kennst du Daan schon lange?“
    „Sicher, Kindchen, seit er ein Winzelf war. Warum fragst du?“
    „Ich mache mir Sorgen um ihn.“
    Die alte Frau mochte Julie, seit diese ihrem erklärten Liebling Daan so uneigennützig geholfen hatte. „Er war schon immer verschlossen, aber du hast Recht. In letzter Zeit ist es schlimmer geworden.“
    Das warme Wasser machte Julie angenehm müde und weichte ihre Haut auf; an einigen Stellen war sie schon ganz schrumpelig. „Hast du eine Ahnung, woran das liegen könnte?“
    „Ich weiß nicht, aber früher hat er viel mehr mit Mathys gemacht. Ich glaube, die beiden haben sich gestritten.“
    Julie erschrak. Ihr war die Lust am Baden vergangen. Sie stieg aus dem Zuber und rieb sich mit den großen Leinentüchern ab, die zum Wärmen auf einer Stange neben dem Ofen hingen. War es ganz alleine ihre Schuld, dass es Daan so schlecht ging? Julie verzichtete darauf, sich mit Nussöl einzureiben, sie musste unbedingt mit Mathys sprechen.
    Sie fand Mathys im Zelt, auch er hatte gebadet, und seine blonden Haare ringelten sich feucht über dem eingeölten Gesicht.
    „Mathys, ich muss mit dir reden“, begann Julie.
    „Was ist los, ist etwas passiert?“
    „So kann man das nicht sagen, es geht um Daan, ich mache mir Sorgen um ihn“, tastete Julie sich vor.
    Schuldbewusst nestelte Mathys an den Schnallen seines ledernen Schulterüberwurfes. „Ich kann nicht den ganzen Tag auf ihn aufpassen, ich weiß nicht, was er gerade wieder hat. Er redet ja auch nicht mit mir darüber.“
    Julie wickelte ihre Haare um einen Finger. „Ich denke, wir sollten ab und zu auch mal etwas getrennt machen, damit du mit Daan herumziehen kannst – vielleicht fehlt ihm das.“
    Mathys schaute Julie mit großen Augen an. „Macht es dir denn nichts aus? Ich dachte, wenn man zusammen ist, macht man eben auch alles zusammen. Außerdem bin ich gern bei dir“, er stockte, „aber besonders nett ist es wohl wirklich nicht, ihn so hängen zu lassen, schließlich ist er mein bester Freund. – Wenn es dir wirklich nichts ausmacht, bin ich froh, Daan tut das bestimmt gut.“
    Julie war erleichtert. Sie war auch gerne bei Mathys, aber man musste nicht Gedanken lesen können, um zu sehen, dass die Freundschaft zwischen Mathys und Daan unter der Intensität ihrer beider Zuneigung gelitten hatte. „Ich bin froh, dass wir geredet haben. Glaub mir, wenn es Daan besser geht, hilft uns das auch“, sagte sie. Und während Julie sich nun einen süßen Tee zubereitete, ging Mathys gut gelaunt Daan suchen.
    Nach dem Tee machte Julie sich auf den Weg zum Schmied. Sie hatte entschieden, die gesamte Ausrüstung auf einmal abzuholen, hatte sich nichts besorgt, bevor auch das letzte Teil fertig war. In der Schmiede war alles wie beim ersten Besuch, nur begrüßte sie Urs dieses Mal gleich an der Tür mit Namen.
    „Julie“, er legte das heiße Eisen zurück in die Esse, „da bist du ja. Deine Sachen sind fertig. Schwert,

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