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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Helm, Kettenhemd, alles da“, brummte der Hüne fröhlich.
    Ermutigt von der guten Laune des Schmiedes fragte Julie ihn spontan: „Urs, du kommst mir so bekannt vor, woher kenne ich dich bloß?“
    In den Augen des Bärtigen flackerte es auf. Mit einem Grunzlaut drehte der Schmied sich um und fummelte umständlich an einem Schwertgehilz an der Wand herum. Dieser Grunzlaut! Das war die Lösung! Der Bär, Urs sah aus wie der Bär. Wie konnte das sein?
    „Andererseits“, dachte Julie, „ist Theoprast ein Hirsch, und Magie macht einiges möglich, warum nicht auch Bären als Schmied?“
    „Bist du der Bär?“, fragte Julie zaghaft.
    Der Schmied hatte sich wieder zu ihr herumgedreht und kam ganz dicht an Julie heran. Er überragte sie um Haupteslänge.
    „Wenn ich es wäre, würde ich bestimmt nicht wollen, dass es jemand erfährt, oder?“, grollte der Schmied mit ernstem Gesicht. Dieses Grollen – jetzt war Julie sicher, er war es.
    „Ich sag’ es nicht weiter, versprochen“, sagte Julie. Sie hüpfte hoch und fiel dem verblüfften Hünen um den Hals. „Danke“, rief sie fröhlich, “ohne dich hätten die Hunde mich bestimmt tot gebissen, das war sooo mutig von dir!“
    „Schon gut“, lenkte Urs verlegen ab, “lass’ mal nach dem Schwert sehen.“ Es musste keiner mitbekommen, wie viel ihm dieser Dank bedeutete. “Eins noch,“ Julie zog die Stirn in nachdenkliche Falten, “warum bist du nicht krank geworden von dem Biss?“
    „Na, weil ich ein Tierwandler bin - mir macht das Gift in meiner Tiergestalt nichts. Genug davon …“ Urs drückte Julie ein Schwert in die Hand. „Es heißt ‚Mahir’.“
    Das einhändige Schwert war schön geworden. Einen Meter lang, war es mit seinem pilzartigen Knauf und der kreuzförmigen Parierstange gut ausgewogen. Die durchgehende Hohlkehle auf beiden Seiten machte das Schwert verhältnismäßig leicht, trotzdem waren auch solche Schwerter wegen ihres Gewichts für die zierliche Julie natürlich immer noch schwerer zu handhaben als für Daan oder Mathys. In der Hohlkehle war auf der einen Seite der Name von Urs eingearbeitete, wie bei jedem Schwert, dass diese Schmiede verließ. Auf der anderen Seite standen das Wort „Mahir“ und Julies Name. Der Griff war mit feinst geflochtenem Leder umwickelt. Auch die Scheide war fertig, aus festem Leder, mit Schlaufen zur Befestigung, war sie extra für Julies Schwert maßgearbeitet. Julie stutzte beim Betrachten der Scheide – das eingebrannte Zeichen des Handwerkers kannte sie doch: Es war von Mathys! Er hatte ihre Schwertscheide gemacht und kein Wort gesagt! Julie freute sich, die Scheide war wunderschön gestaltet. Ein Ortband aus Messing schützte den unteren Rand
    und die Ecken.
    „Zufrieden?“, fragte Urs. Julie nickte glücklich. Ihr erstes eigenes Schwert, was für ein Prachtstück, wer würde da nicht zufrieden sein? Sachte strich Julie über die glänzende Klinge. Urs nahm ein Leinentuch und hielt es seitlich neben seinem massigen Körper straff.
    „Versuch es“, grunzte er.
    Julie hieb sachte mit der Klinge durch den Stoff. Mit einem zarten Ratschen glitten die Hälften des zerteilten Tuches auseinander.
    „Es ist scharf, verdammt scharf“, kommentierte Urs.
    Julie erinnerte sich, dass in der Schmiede mehrere Helfer die Ausrüstung für die Anwärterinnen machten. „Sagst du mir, wer dieses Meisterstück geschmiedet hat? Ich weiß nicht, ob man das fragen darf, aber das Schwert ist so schön geworden – ich würde gerne wissen, wer es gemacht hat.“
    Urs murmelte in seinen Bart: „Wer schon, ich natürlich.“
    Julie sagte nur: „Oh, danke!“ Und kurz darauf hatte der Brummbär die kleine Dame schon das zweite Mal an diesem Tag am Hals hängen, der innige Schmatzer auf die Wange brachte den unbeholfenen Riesen erneut in Verlegenheit. Das wurde ihm nun doch zuviel. Er verscheuchte Julie mit den Worten: „Schon gut, schon gut, und jetzt raus aus meiner Schmiede, ich hab’ zu arbeiten …“
    Julie schaffte es gerade noch, das schwere Kettenhemd und den Helm zu schnappen, bevor sie sanft, aber bestimmt zur Tür hinausgeschoben wurde. Trotzdem stand sie glücklich in der blendenden Sonne, und ihr Herz machte vor Freude kleine Frosch-Hüpfer. Der beste Schmied Tallyns hatte ihr
    höchstpersönlich ein Schwert angefertigt – wenn das kein
    gutes Zeichen war!
    Leise „Mahir, Mahir“ vor sich hinsingend ging Julie zum Zelt zurück. Sie drehte und wendete das Schwert in den Händen und bewunderte, wie

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