Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
Vom Netzwerk:
davon ab, dass die Hüterin in Stresssituationen einen klaren Kopf behielt. Der Kampf begann wie alle Kämpfe, die Julie bislang mit Tonia ausgetragen hatte. Wie eine Wahnsinnige stürmte Tonia vor und deckte Julie mit einem Schlaghagel ein. Kopf, Bauch, Kopf, jede der geübten Kombinationen kam zum Einsatz. Die erste Faust zum Kopf knallte Julie voll ins Gesicht, sie hatte gegen die tiefen Schläge die Deckung heruntergezogen und war deshalb oben offen. Doch dann geschah etwas Seltsames: Durch den Schmerz des Schlages war Julie plötzlich hellwach, auch mit der Zeit stimmte etwas nicht. Jede Bewegung Tonias schien plötzlich langsamer abzulaufen, Julie nahm die Geräusche um sie herum nicht mehr wahr. In völliger Stille und mit der Gelassenheit von jemandem, der viel Zeit hat, erwiderte Julie die Schläge. Schritt um Schritt drängte sie Tonia dabei zurück, Schlag um Schlag fand sein Ziel. Tonia versuchte, den Kehlkopf zu treffen, obwohl das auch in diesem Kampf verboten war. Doch Julie fühlte den Schlag kommen und leitete ihn weich an ihrem Hals vorbei, wie sie es gelernt hatte. Julie hörte erst auf zu schlagen, als eine Hand sie am Arm packte und von Tonia wegzog. Die ewige Gewinnerin war zu Boden gegangen, der Kampfrichter hatte Julie gestoppt, weil der Kampf vorbei war. Sie hatte gewonnen.
    Langsam drang der Jubel in Julies Bewusstsein. Erst jetzt merkte sie, wie sehr ihr die Knie zitterten. Und hungrig war sie; jetzt ein Stück Schokolade!
    Als Julie im Zelt war, ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf.
    „Was ist los?“, fragte Daan erschrocken, als er Julie weinen sah; er war alleine im Zelt. Julie versuchte sich zu fassen.
    „Bist du verletzt? Hast du verloren?“, versuchte Daan herauszufinden, was passiert war.
    „Ich habe gegen Tonia gewonnen“, heulte Julie, „und es geht mir gut.“
    Verständnislos sah Daan sie an. „Das ist doch schön, oder?“, erkundigte er sich vorsichtig.
    „Ja“, sagte Julie unter Tränen mit einem Lächeln und fügte mit zitternder Stimme hinzu: „Das ist schön.“
    Julie, Mathys und Daan lagen gut im Rennen; bisher hatten sie noch nicht einen einzigen Kampf verloren. Kim, Ulf und Bille fehlten zwei Punkte. Auch bei Swantje, Dolf und Tonia im Zelt gab es einige Hektik; Swantje hatte den Schwertkampf verloren, zusammen mit Tonias Niederlage gegen Julie waren das ebenfalls zwei Punkte Rückstand. Da diesmal kein Tjosten stattfand, gab es keine Möglichkeit, einen Punktausfall durch Sonderpunkte wieder auszugleichen. Besonders Tonia wirkte wütend. „Wie kann man so dumm sein? Es ist doch wirklich nicht so schwer, ein Schwert zu benutzen, kannst du nicht einmal tun, was man dir sagt?“, brüllte sie.
    Swantje stellte sich hin, sie war ein gutes Stück gewachsen in Tallyn und hatte durch das harte Training abgenommen. „So kannst du nicht mit mir reden!“, sagte Swantje bestimmt. „Du hast genauso einen Kampf verhauen wie ich, also halt’ die Klappe und bereite dich auf den nächsten Wettkampf vor, wir müssen sehen, wie wir das wieder hinkriegen.“ Nachdem sie das gesagt hatte, drehte sie sich um und trat aus dem Zelt. Tonia stand der Mund offen. Offensichtlich war Swantje nicht mehr ganz so leicht zu führen, wie Tonia gehofft hatte. Ohne eine Erwiderung klappte Tonia den Mund wieder zu und ging in ihre Kammer. Dolf rannte hinter Swantje her.
    „Ha-ha-hast du den Verstand verloren? Jetzt geht es ihr schlecht!“, motzte Dolf Swantje an. Dann schnappte er sich seine Waffe, Schwertkampf war seine nächste Disziplin, und stürmte mit großen Schritten in Richtung Kampfplatz.
     
    Es hatte lange gedauert, aber schließlich waren Julie und die Jungs mit den Disziplinen ohne Pferd fertig. Noch immer fehlte ihnen kein einziger Punkt. Die Zeit reichte nicht, um im Sitzen zu essen, sie würden sich etwas mitnehmen müssen.  Kurz darauf hatten Mathys und Julie einige der herrlichen Pastetchen aus der Wirtschaftsküche in der Hand. Daan, der die Pasteten wegen des Weizens nicht essen durfte, hatte ein großes Maisbrot mit köstlicher Füllung bekommen. Erschöpft, aber fröhlich marschierte der kleine Trupp in Richtung Stall, um die Pferde zu holen.
    Die Stalltür schwang auf und Dolf kam heraus, sein Schwert in der Hand. Wieso war er nicht auf dem Platz? Sein Kampf musste doch schon beinahe aufgerufen worden sein.
    „Ha-ha-habt ihr Tonia gesehen?“, stotterte er. Dolf kratzte sich wie wild an den pickeligen Armen. Etwas gelber Staub rieselte auf den Boden.
    „Nein,

Weitere Kostenlose Bücher