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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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aufgepasst, und das trug jetzt Früchte. Auch Julie und Mathys waren in Form. Und diesmal würde jeder von ihnen erst genauestens seinen Sattelgurt überprüfen, bevor es zu den Reiterkämpfen ging, das hatten sich alle drei fest vorgenommen.
    Die Anwärterinnen begaben sich in die zugeteilten Zelte, die schon seit dem Vortag auf dem Platz standen. Julies Herz schlug bis zum Hals. Jetzt würde es sich entscheiden, ob sie würdig war, das Amt der Hüterin anzutreten. Wenn sie es schaffte, hatte nicht nur der Tod ihrer Mutter einen Sinn; sie würde auch ihren Vater besser beschützen können und Rache für ihn üben.
    Tief in ihrem Herzen gestand Julie sich noch etwas anderes ein: Mindestens genauso wichtig war es ihr, bei Mathys in Tallyn zu bleiben.
    In jedem Zelt wartete ein Helfer, denn das Kettenhemd selbst zwischen den Disziplinen Ab- und Anzulegen wäre zu anstrengend gewesen. Julie ließ sich für den Wettkampf rüsten. Das vertraute Gewicht des Kettenhemdes und der Griff des Schwertes gaben ihr die gewohnte Sicherheit zurück. Ihr Herzschlag beruhigte sich ein wenig, ähnelte aber immer noch dem Flügelschlag eines Kolibris.
    Bevor Julie sich versah, war sie auch schon an der Reihe. Die erste Übung war der Schwertkampf. Julie kannte die Gegnerin, sie war nicht besonders gewandt. Obwohl Julie besser mit ihrem eigenen Schwert umgehen konnte, war sie auch mit dem Übungsschwert geschickt. Mit weit ausholenden Bewegungen griff die Konkurrentin an und verzichtete dabei auf jede Deckung. Julie parierte den langsamen Schlag gekonnt und setzte drei schnelle Hiebe auf Brust- und Kopfschutz. Ihre Gegnerin taumelte trotz des Helmes unter der Schlagwirkung. Die gezielten Schläge auf den Kopf und zur Brust reichten aus. Der Kampfrichter rief: „Punkt für Julie Denes!“, und reichte ihr eine der Punktfahnen.
    Fröhlich, aber schwerfällig hopste Julie im Kettenhemd zum Wappen-Ständer und hängte die Fahne bei ihrem Bären ein. Die nächsten beiden Kämpfer stürmten auf den Platz.
    Das war besser gelaufen als gedacht. Julie ging zurück zum Zelt, um sich das schwere Hemd wieder ausziehen zu lassen. Daan war nicht da, aber Mathys saß auf der grob gezimmerten Feldstatt, er schnallte sich gerade seine Armschützer an.
    „Hey, wie war es?“, fragte Mathys mit besorgtem Unterton.
    „Alles ganz leicht“, beruhigte Julie ihn, „es ging so schnell, der Kampf war schon vorbei, bevor er richtig angefangen hatte.“
    Julie bemerkte Mathys suchenden Blick. Zuerst dachte sie, Mathys wolle die Fahne sehen, aber auch nachdem Julie ihm die leeren Hände hingehalten hatte, schaute Mathys weiter prüfend umher. Endlich verstand Julie. „Es geht mir gut, ich bin nicht verletzt“, sagte sie.
    Erleichtert atmete Mathys auf. Dann sagte er: „Schön, dass wir den Punkt haben.“
    In diesem Moment kam Daan ins Zelt, die letzten Worte hörte er noch. „Woher wisst ihr denn, dass ich den Punkt geholt habe?“
    Mathys zog ihn auf: „Julie kann jetzt hellsehen“, feixte er.
    „Ha, ha, sehr witzig – oder meint ihr das ernst?“, erkundigte sich Daan. Draußen vor dem Zelt wunderte man sich über das laute Gelächter, das nun folgte.
    Auch bei einigen anderen lief es bislang ganz gut: Kim und Bille hatten bisher überhaupt nicht verloren, nur Ulf hatte im Schwertkampf gegen Mathys antreten müssen und natürlich den Kürzeren gezogen. Von Tonia, Swantje und Dolf bekam Julie nicht viel mit, aber vor dem Wappen der drei standen auch Punktfahnen.
    Julie berichtete zwischendurch den Freunden, was sie gesehen hatte. „Solange es bei uns gut läuft, ist das auch egal“, kommentierte Mathys Julies Erzählung, „am Ende trifft sowieso das Pendel die Auswahl.“
    Julies Gedanken schweiften kurz ab. Wie das Pendel wohl aussuchte? Wollte das Pendel lieber jemanden wie Swantje oder Kim? Julie schob die Gedanken beiseite, sie wusste ja noch nicht einmal, wie das Pendel aussah.
    Als nächstes war der Zweikampf dran. Julie stöhnte auf, als sie hörte, wer ihre Gegnerin war: Ausgerechnet Tonia! Julie hatte noch nicht ein einziges Mal gegen Tonia gewonnen, in allen Übungskämpfen war sie unfair geworden. Aber es nützte nichts. Sie zog sich ihre Handschützer an; Helm und Weste waren im Endkampf nicht vorgesehen. Ganz Tallyn wollte sehen, wie die zukünftigen Hüterinnen unter Stress reagierten; Schmerz war ein gutes Mittel, um das herauszufinden. Auch wenn der eine oder andere das moralisch bedenklich fand, letztendlich hing das Leben aller

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