DS004 - Das Wrack im Eis
unsere kleine Maschine.«
Monk zuckte mit den Schultern. »Wie können wir ihnen helfen? Für eine Landung ist nicht genug Wasser da.«
»Übernimm das Steuer«, sagte Doc zu Renny.
Renny schüttelte den Kopf. »He, was hast du…«
Dann war er mit einem einzigen Satz im Pilotensitz. Doc hatte das Steuer freigegeben. Renny legte die Maschine über dem U-Boot in eine Kurve. Wie alle fünf Freunde Docs war auch er ein ausgezeichneter Pilot.
Doc war schon dabei, in die Gurte eines Fallschirms zu schlüpfen. Er griff nach dem Ventil, von dem die Sicherheit des U-Bootes abhing. Bevor die anderen eine Einwendung erheben konnten, hatte Doc die Kabinentür geöffnet und schnellte sich hinaus. Die weiße Seide des Schirms löste sich aus ihrer Hülle und blähte sich wie eine blasse Rauchwolke über Doc.
Ben O’Gard und seine Mannschaft war mit Revolvern bewaffnet. Sie hoben drohend die Waffen. Doc schwenkte demonstrativ das Ventil. Es wirkte wie ein Zauberstab. Die erhobenen Arme sanken herab.
»Werft eure Waffen über Bord«, befahl Doc.
Heisere Flüche antworteten auf seinen Befehl. Ben O’Gard erwies sich als Meister auf diesem Gebiet. Seine Flüche stammten aus allen Spelunken des Erdballs. Er fluchte in sechs verschiedenen Sprachen, sein Pidgin-Englisch nicht eingerechnet.
Aber die Revolver flogen über Bord!
Doc Savage, der glatt gelandet war und sich von dem Fallschirm gelöst hatte, jagte wie ein Sprinter auf das U-Boot zu. Mit einem mächtigen Satz segelte er über den schmalen Kanal offenen Wassers und verschwand ohne Zögern durch das mittschiffs gelegene Luk unter Deck. Mit flinken Händen begann er das Ventil zu montieren. Ben O’Gards Männer scharten sich um ihn wie Kinder um den Weihnachtsbaum. Selbst Ben O’Gard eilte mit einem Schraubenschlüssel herbei, um ihm zu helfen.
Doc winkte ab. Seine bronzefarbenen Finger waren schneller als jeder Schraubenschlüssel und zogen jede Mutter ebenso fest an.
»Alles klar!« rief Doc endlich. »Bitte fluten!«
Doc beobachtete das Ventil einen Augenblick. Befriedigt, daß es fest genug saß, wandte er sich um.
In dieser Sekunde knallte das Schott des Abteils, in dem er gekauert hatte, zu. Er hörte, wie die Riegel von außen vorgeschoben wurden.
Doc war gefangen!
12.
Doc zuckte mit den Schultern. Er hockte sich auf ein Rohr und rückte sich bequem zurecht. Er war keineswegs beunruhigt, denn er war bewaffnet.
Sicher hatten sich auch Ben O’Gard und seine Gangster inzwischen wieder mit Waffen versehen, denn die über Bord geworfenen Revolver hatten kaum ihre ganze Ausstattung dargestellt.
Aber Doc besaß den in seinen beiden künstlichen Weisheitszähnen untergebrachten Sprengstoff, mit dem er sich, wenn es nottat, schnell den Weg nach draußen bahnen konnte. Tauchte das Boot wieder auf, so brauchte er nur das Ventil erneut zu entfernen, um Herr der Lage zu werden.
Die Elektromotoren begannen zu vibrieren. Die ›Helldiver‹ war beim überstürzten Tauchen in starke Schräglage geraten. Nun wurde sie in die Horizontale getrimmt. Nach einiger Zeit stieg das Boot, und ein dumpfes Knirschen erklang, als es die Unterseite des Packeises berührte. Weniger heftige Berührungen folgten. Wie ein Blinder tastete das U-Boot nach einer freien Stelle zum Auftauchen. Die Versuche wollten nicht enden. Offene Stellen schienen sehr selten geworden zu sein.
Doc stand auf und klopfte laut gegen das Schott. Er wurde beschimpft und mit den wüstesten Folterungen bedroht.
Mehr als eine Stunde verging. Doc wurde ungeduldig. Schließlich stieg das U-Boot an die Oberfläche. Die Elektromotoren verstummten, während die Dieselmotoren zu arbeiten begannen. Sofort demontierte Doc das lebenswichtige Ventil.
Durch das stählerne Schott ließ er Ben O’Gard wissen, was er getan hatte.
Zu seiner Überraschung antwortete Ben O’Gard mit einem heiseren Lachen. Doc war verblüfft. Er hatte geglaubt, einen Trumpf in der Hand zu haben. Plötzlich aber schien das fehlende Ventil seinen Feinden kein Kopfzerbrechen mehr zu bereiten. Dafür konnte es nur eine Erklärung geben.
Sie hatten einen sicheren Hafen an der unbekannten Küste gefunden.
Doc nahm seinen Platz wieder ein und harrte der weiteren Entwicklung. Sie erfolgte zwanzig Minuten später. Plötzlich trafen sechs oder sieben harte Schläge den Rumpf des U-Bootes. Doc erkannte ihre Quelle. Es waren Maschinengewehrgeschosse! Begannen seine Freunde mit der Eröffnung der Feindseligkeiten? Er hoffte es nicht.
Weitere Kostenlose Bücher