DS012 - Land des Schreckens
mürrischen, puritanisch hageren Gesicht entfernt an einen vergrämten Elefanten erinnerte.
Der Mann war Colonel John Renwick, von allen nur ›Renny‹ genannt. Für seine Leistungen im Ingenieurswesen genoß er einen weltweiten Ruf. Daß er so mürrisch wirkte, wollte nichts besagen. In seinem hageren Gesicht spiegelten sich alle Gefühlsempfindungen eigentümlicherweise stets verkehrt herum wieder; im Augenblick war er bester Laune und schäumte geradezu über vor Tatendrang.
»Wo sind die Probleme, von denen du Monk erzählt hast?« fragte er Doc Savage.
»Warte, bis die anderen da sind«, entgegnete der Bronzemann. »Dann brauche ich nicht alles fünf Mal zu sagen.«
Kurz darauf waren zwei Stimmen zu hören, die bereits draußen auf dem Gang in ein heftiges Streitgespräch verwickelt waren.
»Ich sage dir, was du da über elektronische Refraktionen geschrieben hast, hat weder Hand noch Fuß!«
»Und ich behaupte ...«
Die Apartmenttür flog auf, und ein langer, unglaublich hagerer Mann kam, von einem Stoß in seine untere Rückenpartie voranbefördert, in den Raum geschossen. Sein Jackett hing ihm an den dürren Schultern wie an einem Kleiderbügel.
Es war William Harper Littlejohn. Erst im vorangegangenen Jahr hatte er für seine Arbeiten auf archäologischem Gebiet eine internationale Medaille erhalten.
»Was gibt’s da zwischen euch, Johnny?« erkundigte sich Doc Savage.
»Long Tom hat in einem technischen Magazin einen Artikel über elektronische Refraktionen veröffentlicht, in dem die Fakten vorn und hinten nicht stimmen. Wahrscheinlich ist beim Druck der Satz durcheinandergeraten. Gedruckt hat er den Artikel überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen und will es mir einfach nicht glauben.«
Verächtlich schnaubend trat vom Flur her ein schmächtiger, kaum eins sechzig großer Mann von blassem Aussehen mit wasserhellen Augen ein. Aber dieser Anschein körperlicher Schwäche täuschte; immerhin hatte er den langen Littlejohn mit einem einzigen Tritt in den Raum hineinkatapultiert.
Der Kleine war Major Thomas L. Roberts, von seinen Freunden scherzhaft ›Long Tom‹ genannt. Auf elektronischem Gebiet war er ein zweiter Edison.
»Wo sind Ham und Monk?« fragte er. »Und wo ist da der Ärger, den es hier geben soll? Mir juckt es schon in den Fingern.«
»Da kommt Ham«, sagte Doc Savage.
Brigadegeneral Theodore Marley Brooks erschien, ein mittelgroßer Mann, überschlank, in all seinen Bewegungen sehr agil, einer der gewieftesten Rechtsanwälte, den die juristische Fakultät der Harvard-Universität je hervorgebracht hatte. Zu seiner modischen, aber dezenten Kleidung – etwas anderes wäre gegen seinen ausgeprägten Geschmack gewesen – trug er einen schwarzen Spazierstock mit goldenem Knauf, in dem sich eine scharfgeschliffene Degenklinge verbarg.
Auch Ham fieberte vor Tatendrang, aber erst mußten sie noch auf Monk warten.
Monk war der fünfte von Doc Savages Freunden. Er unterhielt sein chemisches Labor und seine Wohnung in einem Penthouse auf dem Dach eines Hochhauses in der Wall-Street-Gegend.
Die Minuten gingen dahin, es wurde eine halbe Stunde daraus, und die anderen begannen, sich unbehagliche Blicke zuzuwerfen.
»Wo dieser häßliche Gorilla Monk nur bleibt?« murmelte Ham.
Doc Savage ging zum Telefon und rief das Penthouse an. Monks Sekretärin, eine der hübschesten von ganz New York, eröffnete ihm, daß Monk schon vor längerer Zeit weggegangen war.
Doc Savage legte langsam den Hörer auf und sagte: »Ich fürchte, Freunde, Kar hat sich Monk geschnappt.«
7.
Doc Savage hatte recht.
Als Monk vor inzwischen mehr als einer halben Stunde aus der Vorhalle seines Apartmenthauses auf die Straße trat, und nach einem Taxi winkte, brachen die Ereignisse in so blitzschneller Folge über ihn herein, daß er kaum zur Besinnung kam. Zwei Revolverläufe bohrten sich in seinen Rücken, und er wurde zu einer schweren dunklen Limousine gedrängt, die mit laufendem Motor am Bordstein wartete. Obwohl er mit seinen langen Gorillaarmen wie besessen um sich schlug, wurde er in den Fond des Wagens befördert, wo er von fünf stiernackigen Gangstertypen sofort in die Mitte genommen wurde. Um seine dichtbehaarten Handgelenke schlossen sich drei Paar Handschellen, und in zügigem Tempo ging die Fahrt mitten durch Manhattan. Wohin, das konnte Monk zunächst nicht erkennen; er wurde die ganze Strecke über zwischen Vordersitzlehnen und Rücksitz auf den Wagenboden gedrückt.
Erst
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