DS016 - Die Festung der Einsamkeit
Abständen wiederholte. Doc konnte nicht wissen, was es mit diesem Sender auf sich hatte, aber er fand dessen Programm so bemerkenswert, daß er beschloß, sich dafür zu interessieren.
Er gab Gas, fuhr aus der Halle und jagte am Hudson entlang. Nach einer halben Meile brachte er den Wagen zum Stehen und betätigte wieder das Peilgerät. Abermals fand er den Sender mit der absonderlichen Punkt- und Strichkombination.
Er blickte zum Himmel auf, wo das Reklameflugzeug wieder auf getaucht war. Es sah aus wie eine fette Hummel, die von einer zweiten Hummel umkreist wurde. Die zweite Hummel war Monks Amphibienmaschine.
Das Reklameflugzeug schien auf die Morsesignale zu reagieren. Doc war mit sich sehr zufrieden. Sein vager Verdacht, dadurch hervorgerufen, daß Fifis Stimme ständig dieselben Worte wiederholte, hatte sich bestätigt.
Doc zog einen Stadtplan von New York aus dem Handschuhfach und zeichnete zwei gerade Linien ein. Die Linien kreuzten sich südlich der 42nd Street.
Er wendete den Wagen und raste zur 42nd Street. Monk zog immer noch Kreise um das Reklameflugzeug. Zuerst war Doc besorgt, aber dann bemerkte er, daß Monk sicheren Abstand hielt. Der Pilot der Reklamemaschine schien sich um den lästigen Verfolger nicht zu kümmern, und Monk gab allmählich seine Vorsicht auf. Er flog dicht neben der anderen Maschine her, und zwar auf der von Doc abgewandten Seite.
Plötzlich schienen die Maschinen zu kollidieren, der Sender, den Doc nach wie vor anpeilte, gab eine wahre Salve von Zeichen von sich, im selben Augenblick zuckte aus dem Reklameflugzeug eine Stichflamme, Rauch quoll hervor, die Maschine zerbarst. Mit angehaltenem Atem wartete Doc, bis der schwarze Qualm sich aufgelöst hatte.
Und dann war unvermittelt Monks Amphibienflugzeug wieder da. Es funkelte in der Sonne und war anscheinend unbeschädigt. Die Distanz zwischen den beiden Maschinen war offenbar größer gewesen als aus der Ferne erkennbar.
Doc nahm über Funk Verbindung mit Monk auf.
»Alles in Ordnung, Monk?« fragte er.
»Ich bin ganz schön erschrocken«, sagte Monk; seine Stimme zitterte. »Doc, ich hab’ eine Überraschung für dich!«
»In der anderen Maschine war kein Pilot«, sagte Doc. »Sie ist ferngesteuert worden. Die Stimme des Mädchens kam über Platte oder Tonband. In der Maschine war eine Bombe, die über Funk gezündet worden ist.«
»Du bist ein Hellseher«, sagte Monk. »Woher weißt du das – aus dem Kaffeesatz?«
Die Maschine verschwand aus dem Blickfeld und schwenkte zum Hudson River hinüber. Doc fuhr weiter zu der Stelle, an der er den geheimnisvollen Sender vermutete. Der Sender war inzwischen verstummt, was von Nachteil war.
Doc fuhr langsam durch die Straßen und spähte zu den Dächern auf. Er überlegte, daß nur ein Gebäude in Frage kam, von dem aus man das Flugzeug im Augenblick der Detonation sehen konnte. Die Rauchwolke am Himmel war noch schwach zu erkennen; das erleichterte die Suche.
Schließlich fand Doc ein Hochhaus, das nach seiner Ansicht als einziges in Betracht kam.
Er fuhr zwei Häuserblocks weiter, parkte den Wagen und zog seinen Schminkkoffer unter dem Rücksitz hervor.
Der Mann, der einige Minuten später aus dem Wagen stieg, war groß und dunkelhäutig, hatte lange schwarze Haare, negroid geblähte Nasenflügel – die kleinen Zelluloidhülsen beeinträchtigten das Atmen nur unwesentlich und veränderten zugleich den Gesichtsausdruck erheblich – und scheinbar die Angewohnheit, nervös mit den Lippen zu zucken.
Doc hatte eine abgetragene Werkzeugtasche bei sich.
Er betrat die Halle des verdächtigen Gebäudes und sah sich vorsichtig um. Die Halle war leer. Er ging zum Lift und fuhr in das oberste Geschoß.
Vom oberen Korridor führte hinter einer Tür eine Treppe weiter aufwärts zum Dach. Die Tür war offen, davor lungerte ein Mann, vermutlich ein Wachtposten. Er war lang und dürr und hatte fettiges dunkles Haar.
Doc trat vor ihn hin und schlenkerte mit der Werkzeugtasche.
»Ist Ihnen ein besonderer Geruch aufgefallen?« fragte er.
»Wie soll ich das wissen ...?« meinte er.
»Ich mache eine Inspektion«, sagte Doc.
»Na und?« sagte der Mann.
»Sie haben mich nicht verstanden«, erläuterte Doc geduldig. »In einer der unteren Etagen in diesem Haus ist eine Chemiefirma untergebracht, und es ist möglich, daß es da einen kleinen Unfall gegeben hat. Die Chemikalien verbinden sich zu einem Gas, das durch den Fahrstuhlschacht in die oberen Stockwerke steigt. In
Weitere Kostenlose Bücher