DS018 - Die Teufelsinsel
nicht allzu langer Zeit mit der Polizei schlechte Erfahrungen gemacht hatte, als sie wegen seiner Unterschlagungen gegen ihn ermittelte. »Betrachten Sie sich als verhaftet«, sagte Doc kalt. Hutchinson erbleichte. »Was?!«
»Fountain of Youth Inc. hat in den letzten zwei Stunden mehrere Mordversuche gegen mich unternommen«, erklärte Doc. »Sie unterhalten Verbindungen zu der Firma, über die Sie nicht aussagen wollen. Damit machen Sie sich verdächtig. Ich werde Sie einsperren müssen.«
»Sie ... Sie sind verrückt!« stotterte der Bankier. »Mitwisserschaft bei einem Mord oder einem Mordversuch ist strafbar«, erläuterte Doc.
Doc bluffte, aber Hutchinson wußte das nicht. Er konnte es nicht wissen.
»Was wollen Sie wissen?« fragte er schwach. »Ich sage Ihnen alles.«
Ham, der geistesabwesend mit seinem Stockdegen spielte, unterdrückte ein Lächeln. Als Advokat war er an Tricks und Finten gewöhnt, um störrische Zeugen zur Aussage zu nötigen, aber auch er hätte Hutchinson nicht besser überrumpeln können. Doc hatte sein Opfer bei seiner einzigen schwachen Stelle gepackt – der Angst vor dem Gefängnis.
»Was haben Sie mit dieser Firma zu tun?« fragte Doc.
»Ich bin dort Kunde«, sagte Hutchinson kleinlaut.
»Kunde?« fragte Doc.
Der Bankier rang die Hände. »Es ist schrecklich! Wenn die Firma bloß nicht durch irgendwelche Dummheiten in Schwierigkeiten geraten wäre! Die Leute verfügen über das Geheimnis, hinter dem die Menschheit seit Ewigkeiten herjagt, und jetzt sind sie in Schwierigkeiten, und alles ist verloren ...«
»Welches Geheimnis?« Doc lauerte.
»Ich wollte eine Million Dollar dafür zahlen«, jammerte der Bankier. Er ging auf Docs Frage nicht ein. »Für diesen Preis war es halb geschenkt! Andere reiche Leute wollten ebenso viel bezahlen. Wir sind sorgfältig ausgesucht worden, weil wir Geld haben und ... und aus anderen Grünen, und wir alle hätten der Firma das Geld gern gegeben, es wäre es uns wert gewesen, und jetzt ...«
»Warten Sie«, sagte Doc, »das verstehe ich nicht ganz. Für welches Geheimnis wollten Sie und andere wohlhabenden Leute eine Million Dollar zahlen?«
Hutchinson blickte unbehaglich zu ihm auf.
»Die Firma hat hier einen Beauftragten«, sagte er kläglich. »Er soll dafür sorgen, daß wir das Geheimnis nicht verraten und auch nichts unternehmen, um der Firma das Mittel mit Gewalt abzunehmen.«
»Hier ist ein Beauftragter?« Doc hatte immer noch nicht recht begriffen. »Wer ist der Mann?«
Hutchinson öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und klappte ihn vorher wieder zu. Er erhob sich halb aus dem Sessel und deutete stumm auf eine Tür in der gegenüberliegenden Wand der Bibliothek.
Dort stand der bullige Fahrstuhlführer und hielt einen Revolver in der Hand.
»Sie können wohl das Maul nicht halten?!« zischte er.
Der Revolver spie Feuer und Blei, der Knall ließ das ganze Penthouse erbeben. Hutchinson saß in seinem Sessel und hatte ein Loch in der Stirn; aus seinem offenen Mund quoll Blut.
Doc sah sich nach einer Waffe um und entdeckte eine schwere Vase. Er riß sie hoch und schleuderte sie nach dem Fahrstuhlführer.
Per Mann versuchte auszuweichen, aber es gelang ihm nicht. Die Vase schmetterte gegen den Revolver und zerschellte, die Waffe polterte zu Boden. Der Mann sprang zurück und schlug die Tür zu.
»Der Lift!« rief Doc. »Schnell!«
Renny und Monk rannten zum Lift und schnitten dem Mörder den Weg ab. Er fluchte, drehte sich auf dem Absatz um und lief zur Terrasse. Doc sah ihn, stieß die Glastür auf und jagte hinter ihm her. Der Mann war bereits an der Brüstung. Er bemerkte Doc, verzerrte haßerfüllt das Gesicht, schwang sich über die Brüstung und verschwand aus dem Blickfeld.
Doc spähte hinunter. Die Fassade war mit Ornamenten verziert, die einen guten Halt abgaben. Der Mörder war etwa zehn Fuß weiter unten.
Doc stieg ebenfalls hinüber und kletterte hinter ihm her. Er bewegte sich schnell und elegant wie ein Artist am Trapez. Der Mörder sah, daß Doc immer noch hinter ihm her war, und versuchte sich zu beeilen. Dieser Versuch war tödlich, die Ornamente waren für einen Wettbewerb ungeeignet. Der Mörder verlor den Halt, griff verzweifelt in die Luft und kippte ab. Er drehte sich um die eigene Achse und stieß einen langgezogenen gellenden Schrei aus. Der Mann schlug mit furchtbarer Wucht auf dem Gehsteig auf.
Doc kletterte langsam wieder auf die Terrasse. Ham kam ihm aus dem Haus entgegen.
»Thackeray
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