DS018 - Die Teufelsinsel
zu sein. Als Doc sich ihm näherte, griff Santini blitzschnell in seinen Cut und zog seine verzierte Pistole.
Ein Schuß bellte auf, das Projektil prallte flach in den Sand, wurde hochgeschleudert und traf hundert Meter weiter abermals auf. Monk riß seine Maschinenpistole heraus und feuerte Stakkato, aber Santini war bereits in Deckung gehechtet.
Auf der anderen Seite ging Thunden ebenfalls in Deckung. Er hatte es so eilig, daß seine weißen Haare wie eine Fahne flatterten.
Doc jagte Santini nach; seine drei Helfer, die Thunden fangen sollten, blieben unentschlossen stehen.
»Doc«, rief Monk, »sollen wir dir nicht helfen?«
»Wenn mit dem Flugzeug was geschieht, verbringen wir den Rest unseres Lebens auf dieser Insel«, rief Doc, ohne sich umzudrehen. »Bleibt da!«
Johnny, Long Tom und Renny machten sich nun doch mit einiger Verzögerung daran, Thunden zu verfolgen, während Doc die Stelle erreichte, von der aus Santini geschossen hatte.
Santini schoß nicht noch einmal. Die Spuren bewiesen, daß er quer über die Insel rannte. Ohne Hast ging Doc hinter ihm her; je eiliger er es hatte, desto größer war die Gefahr, in einen Hinterhalt zu geraten.
Das Gelände stieg sanft an. In der Mitte der Insel wuchsen wilde Apfelbäume, Kakteen und Baumwollsträucher, dann kamen wieder Mangroven, in denen Spinnen und Landblutegel hausten, und schließlich Dschungel mit einem Gewirr aus Lianen und Kletterpflanzen. Santini schien einem Pfad zu folgen, der vor Monaten angelegt und seitdem fast wieder zugewachsen war. Die Insel war auch kein reines Korallengebilde, wie Doc zunächst angenommen hatte; es gab hier Felsen und riesige Bimssteinbrocken.
Santini war nicht zu sehen, aber Doc konnte seinen jeweiligen Aufenthalt ahnen; dafür sorgten die zahlreichen Vögel, die in ein schrilles Gezeter ausbrachen, sobald ein menschliches Wesen sich näherte. Hier konnte dieses menschliche Wesen nur Santini sein.
Dann wandte Doc sich jäh zur Seite; Santini war stehengeblieben. Doc bog vom Pfad ab und schlug einen Bogen, bis er Santini im Blickfeld hatte. Santini horchte und spähte nach rückwärts. Anscheinend kam er dabei zu der Überzeugung, daß er nicht verfolgt wurde. Er atmete tief ein und ging langsam weiter. Er wischte sich den Schweiß mit einer Hingabe ab, als versuche er seinen Kumpan Leaking zu kopieren.
Der Wind fegte immer noch über die Insel und rauschte zwischen den Pflanzen; er übertönte Docs behutsame Schritte. Der Bronzemann hörte vor sich in einiger Entfernung Stimmen und ging schneller. Dann hielt er abrupt an und spähte durch ein Geflecht aus Kletterpflanzen.
Santini war auf Rechtsanwalt Hallet gestoßen. Hallet wirkte nervös und noch vogelhafter als in New York. Er hatte Jacke und Hemd abgelegt und trug ein schmuddeliges Unterhemd, das schweißnaß an seinem fetten Körper klebte. An seiner umfangreichen Taille hingen zwei großkalibrige Revolver, in den Gürtelschlaufen steckten Patronen.
Die beiden Verbrecher redeten jetzt so leise, daß Doc sie nicht verstand; dann gingen sie weiter und verschwanden aus dem Blickfeld. Doc hielt sich weiter an die deutliche Fährte.
Fünf Minuten blieb alles ruhig. Doc begann sich bereits zu wundern, wo die beiden Männer geblieben waren; nach seiner Berechnung mußten sie den Strand auf der Gegenseite schon beinahe erreicht haben, als ein gellender Schrei erklang; Doc erkannte Hallets Stimme. Der Schrei brach unvermittelt ab, als hätte der Schreck dem Advokaten die Stimme verschlagendes war totenstill, nur die Vögel flogen aus den Bäumen auf und flatterten niedrig über die Erde.
Doc Savage glitt geräuschlos weiter, bis er Santini wieder sah. Santini stand da wie angewurzelt und starrte vor sich auf den felsigen Boden. Die Felsen wirkten keineswegs ungewöhnlich, und es war nicht zu erkennen, wieso sie Santini derart faszinierten. Dann hörte Doc abermals den Schrei, diesmal gedämpft und halb erstickt, so daß seine Herkunft nicht auszumachen war.
Santini prallte zurück, als wäre unvermittelt ein Gespenst vor ihm aufgetaucht; er riß sich herum und jagte nach links über ein verwittertes Felsenplateau.
Doc hastete zu der Stelle, die Santini so sehr interessiert hatte. Sie wirkte nicht im geringsten ungewöhnlich, die Felsen unterschieden sich durch nichts von denen des angrenzenden Plateaus. Hallets jähes Verschwinden blieb zunächst unerklärlich.
Doc überquerte das Plateau, wo Santini inzwischen hinter Sträuchern unter getaucht war. Doc
Weitere Kostenlose Bücher