DS020 - Die Tomahawks des Teufels
Im Augenblick schien das Bergwerk verödet zu sein. Offenbar hatten die Bergleute wegen der Teufels-Tomahawks die Arbeit nieder gelegt.
Doc fand sich damit ab, daß es in der Hütte keinen Hinweis auf die mysteriösen Ereignisse gab, und ging wieder hinaus. Im selben Augenblick hörte er die Trommeln, die auch Marquette Heller, der Finne und das Mädchen vernahmen. Er verstand die Nachricht, die ihm den Tod ankündigte; er hatte Jahre damit verbracht, die Lebensgewohnheiten der nordamerikanischen Indianer zu studieren. Langsam ging Doc weiter; die Trommeln beunruhigten ihn nicht sonderlich. Man hatte ihn so oft mit dem Tode bedroht, daß ihm das Gefühl schon beinahe alltäglich war.
Plötzlich blieb er stehen. Schritte und Stimmen näherten sich; dann erkannte er Lakonnen und das Mädchen.
»Miß, ich habe Angst«, sagte der Finne. »Ich fürchte, die Sache ist zu schwierig für uns.«
Iris Heller weinte hemmungslos.
»Doc Savage ist gekommen, um uns zu helfen.« Sie schluchzte. »Ich kann nicht einfach weglaufen und ihn in der Gefahr zurücklassen; ich würde mich schämen.«
Lakonnen deutete eine Verbeugung an.
»Wenn Sie wollen, bleibe ich bei Ihnen«, sagte er förmlich. »Ich will versuchen, Sie zu beschützen.«
Sie gingen an Doc vorbei. Er wartete, bis sie nicht mehr zu hören waren, und lief zu einem abgelegenen Teil der Mine. Es gab mehrere Schächte, von denen einige noch in Gebrauch waren, während man andere auf gegeben hatte. Etliche waren nur tiefe Löcher, die in die Erde gewühlt worden waren, inzwischen halb mit Wasser gefüllt. Johnny hatte Doc eine präzise Beschreibung der Mine geliefert, außerdem hatte Doc sich in dem mittlerweile niedergebrannten Büro die große Wandkarte angesehen.
Er blieb an einem der Schächte stehen und versuchte sich dessen Lage zu vergegenwärtigen, als ihn eine gutturale Stimme aus seinen Überlegungen riß.
»Da ist Savage! Packt ihn!«
Ein durchdringendes Kriegsgeschrei gellte auf, ein Dutzend Gestalten in ledernen Jagdkleidern warfen sich auf den Bronzemann. Doc wirbelte herum und schlug zu, ein Unterkiefer brach, zwei Gestalten duckten sich und prallten zurück; Doc benutzte die Atempause dazu, im Unterholz zu verschwinden.
Aber die zwölf Angreifer waren nicht allein, wie er feststellte, als er eine kleine Lichtung überquerte. Aus den Büschen vor ihm brachen Männer und stürzten ihm entgegen, während die anderen seinen Rückweg abschnitten.
Er gab auf; in dieser Situation war ein Kampf sinnlos. Er spürte, wie die Fußeisen sich um seine Knöchel schlossen, Stahlfesseln schnappten um seine Handgelenke zu, ein Schlag auf den Hinterkopf ließ ihn zusammenbrechen. Ihm wurde schwarz vor den Augen, aber er verlor nicht die Besinnung.
»Der Kerl ist gar nicht so gefährlich, wie immer behauptet wird«, meinte einer der Männer in den indianischen Jagdanzügen. »Er ist groß und breit, aber ein Schwächling.«
»Uff!« sagte ein anderer. »Großer weißer Mann ist großer weißer Dummkopf.«
Die meisten »Indianer« stammten aus der New Yorker Unterwelt, wie Doc schnell feststellte. Sie scherten sich um ihn und ergingen sich in launigen Bemerkungen über die Unberechenbarkeit des Glücks.
»Jedenfalls waren wir besser als Dutch«, prahlte einer der falschen Indianer. Er hatte eine plattgeschlagene Boxernase und Blumenkohlohren. »Es wird mir ein Vergnügen sein, den Kerl endgültig aus der Welt zu räumen.«
»Ein einmaliges Vergnügen, leider«, bemerkte einer der übrigen. »Wir sollten ihn der Tomahawkbehandlung unterziehen.«
Die Boxernase lachte gehässig.
»Du bist blöd. Wenn wir ihn mit den Tomahawks umbringen, können wir ihm den Mord doch nicht an-hängen. Er kann sich doch nicht selber mit den sogenannten Tomahawks ...«
Er unterbrach sich, denn jetzt schob sich Dutch Scorvitch auf die Lichtung; er war von mehreren Männern in Indianerkleidern begleitet.
»Ihr redet zuviel«, knurrte der Gangster, Pilot und professionelle Kidnapper. »Die Dinge laufen absolut nicht so, wie sie sollten.«
Die Männer verstummten und schielten unbehaglich zu Doc Savage hinüber. Er lag noch auf dem Boden; drei Gangster setzten sich hastig auf seinen Rücken. Plötzlich hielten sie ihn nicht mehr für einen Schwächling. Sie erinnerten sich an seinen Ruf. Sie hofften, daß er sich wenigstens nicht in Luft auf löste, solange sie auf ihm saßen. Dutch Scorvitch ahnte ihre Gedanken und schüttelte den Kopf.
»Ihn habe ich nicht gemeint«, sagte er.
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