DS020 - Die Tomahawks des Teufels
»Aber jemand muß einen Fehler gemacht haben. Einer von Savages Männern ist tot, und niemand wird uns glauben wollen, daß Savage selber daran schuld ist.«
»Wer ist tot?« fragte Boxernase.
»Ein gewisser Long Tom. Er ist erst vorhin mit dem Flugzeug angekommen.«
Die Gangster schienen erleichtert, daß offenkundig im Augenblick von Doc keine Gefahr drohte; nur Boxernase blieb skeptisch.
»Das ist unangenehm«, murmelte er. »Die Sache gleitet uns doch nicht etwa aus der Hand? Sie könnte für uns übel ausgehen!«
Dutch Scorvitch antwortete nicht sofort. Anscheinend war er selbst schon auf den gleichen Gedanken gekommen und mußte sich erst eine harmlose Entgegnung überlegen.
»Nein«, sagte er schließlich. »Ich habe mit dem Boß gesprochen. Er behauptet, er hat alles im Griff.«
»Um was geht’s eigentlich, Dutch?« erkundigte sich Boxernase. »Ich denke, wir haben ein Recht, es zu erfahren.«
Dutch musterte ihn finster.
»Ich weiß auch nicht Bescheid«, sagte er finster. »Und es geht euch auch nichts an. Kommt jetzt, wir haben einen Auftrag auszuführen.«
Die Gangster schoben einen Pflock zwischen Docs Hand- und Fußfesseln hindurch, zwei Gangster luden sich die Stange auf die Schultern und transportierten Doc wie einen erlegten Tiger durch die kühle Nacht.
Sie verließen das Unterholz und kamen auf ein Gelände, das kahl und verwüstet war wie nach einem Erdbeben. Rechts und links ragten Halden aufgeschütteter Erde auf; dazwischen klafften Minenschächte wie schwarze Krater. Dutch ging voraus und beleuchtete mit einer Taschenlampe den Pfad, damit seine Männer nicht in die Grube fielen.
Vor einem der Schächte blieben sie stehen.
»Laßt ihn herunter«, befahl Dutch. »Ich will ihn durchsuchen, bevor wir ihn da reinwerfen. Bei diesem Kerl darf man nichts riskieren.«
Er zog Doc bis auf die Unterwäsche aus und nahm ihm sogar die Schuhe ab. Eine Lederweste mit zahllosen Taschen, in denen Doc die Hilfsmittel für seine nicht minder zahllosen technischen Tricks aufbewahrte, die ihm schon häufig das Leben gerettet hatten, schien Dutch besonders zu interessieren. Doc wußte, daß Dutch damit nichts anfangen konnte; man brauchte nicht nur die Weste, sondern auch die erforderlichen Kenntnisse, die Mittel zu benutzen.
»In Ordnung«, sagte Dutch. »Werft ihn rein.«
Die Männer nahmen den Befehl wörtlich und kippten Doc samt dem Pfahl, an dem er hing, in den finsteren Minenschacht. Doc stürzte ungefähr zehn Meter tief ab, dann blieb der Pfahl an den Wänden hängen, Holz splitterte, aber die Stange hielt, und Doc schwebte über dem Abgrund.
»Gut«, sagte Dutch. »Und jetzt den Rest.«
Oben dröhnte und polterte es, Sand und Steine wirbelten durch den Schacht. Doc zog den Kopf ein und biß die Zähne zusammen. Er hoffte, daß die Felsbrocken ihm nicht den Schädel zerschmettern würden. Der Schacht führte nicht senkrecht, sondern schräg nach unten, so daß nicht alle Steine und Erdmassen ihn erreichten. Das meiste blieb unterwegs liegen und versperrte den Schacht.
Dutch blieb noch einen Augenblick stehen und besah sich sein Werk; seine Augen funkelten vor Vergnügen. Mit Genuß spuckte er in den verstopften Schacht.
»Erledigt«, sagte er dann. »Geht wieder an eure Plätze.«
Einige Gangster verschwanden in der Dunkelheit, während Dutch, Boxernase und die übrigen zum Lake Superior trotteten. Sie waren noch nicht weit gekommen, als in der Ferne wieder die Trommeln zu hören waren, die im allgemeinen einen Überfall der Tomahawks ankündigten oder begleiteten.
Boxernase schauderte. Er sah sich argwöhnisch um.
»Ich möchte wirklich wissen, was das ist«, flüsterte er. »Diese Trommeln bringen einen um den Verstand.«
Dutch fluchte lauthals, als wollte er sich selber Mut machen.
»Kann uns doch ganz egal sein!« sagte er. »Die Trommeln arbeiten jedenfalls für uns, oder etwa nicht?«
Boxernase war davon weniger überzeugt und vor allem keineswegs beruhigt.
»Ich hab nichts dagegen, mich gegen ein Messer zu wehren«, sagte er kleinlaut. »Auch gegen einen Revolver oder sogar eine Maschinenpistole hat man vielleicht eine Chance, aber diese Trommeln ...«
Wieder einmal schwoll der Trommelwirbel an. Dutch, Boxernase und die anderen Gangster blieben wie gelähmt stehen. Endlich wurde das Trommeln leiser, und Dutch atmete erleichtert auf.
»Wir hätten nicht stehenzubleiben brauchen«, sagte er. »Die Trommeln tun uns nichts, das wißt ihr doch.«
Und doch war Dutch dann
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