DS020 - Die Tomahawks des Teufels
steckte sie in die Tasche. Die Aufsätze waren bronzefarben und an seinen Fingern kaum zu erkennen. Winzige Nadeln an den Fingerhüten ritzten bei Berührung eine Droge in die Haut und verursachten eine tiefe Bewußtlosigkeit. Doc hatte die Fingerkappen im Kanu an sich genommen, bevor er mit seinen Männern zur Ofenfabrik fuhr.
Er ging zu Igor Lakonnen hinüber.
Die Todesmaschine war eine naturgetreue Nachbildung eines Baumstumpfs. Geschickt getarnte Drähte führten zu den umstehenden Bäumen; Doc wußte, daß die Drähte zu einer Reihe Lautsprecher gehörten, die in den Bäumen versteckt waren und den Klang der Todestrommeln weithin verbreiteten.
Lakonnen stieß wieder einen gellenden Schrei aus. Er war nur halb bei Bewußtsein, und als Doc die Todesmaschine aufklappte, wurde der Finne ohnmächtig. Die tomahawkähnlichen Schneiden hatten ihn gräßlich zugerichtet, und Doc sah auf den ersten Blick, daß der Mann keine Überlebenschance hatte. Weshalb Dutch über seinen früheren Boß hergefallen war und ihn so grausam zugerichtet hatte, ließ sich zunächst nur vermuten. Vielleicht hatte er befürchtet, von dem Finnen ausgebootet oder im Stich gelassen zu werden.
Allmählich kam Lakonnen wieder zu sich. Er musterte Doc mit wildem Blick, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er zwang sich zu einem verzweifelten Grinsen. Ihm war anzusehen, daß er vor Schmerz nicht bei Sinnen war.
»Nickel ...«, flüsterte er. »Niemand hat gewußt, daß es hier Nickel gibt. Nur Igor hat es gewußt. Wenn wir es nicht kriegen, soll niemand es haben ...«
Sein Körper zuckte krampfhaft, dann erschlaffte er, seine Augen wurden glasig. Igor Lakonnen war tot, ein grausiges Opfer seiner eigenen Erfindung.
Docs Männer standen stumm dabei; Renny hatte Long Tom mittlerweile vom Baum losgeschnitten.
»Um was ging denn die ganze Aufregung, Doc?« fragte Monk endlich. »Ich muß es wissen, diese Sache hat mich zuviel Nerven gekostet.«
»Lakonnen hat tief in den Stollen des Bergwerks Nickel entdeckt«, erklärte Doc. »Er hat diese Stollen überflutet, damit ihm kein anderer auf die Spur kam. Das Metall wurde nur bei Nacht abtransportiert, mutmaßlich mit dem U-Boot. Wahrscheinlich haben Igor und seine Leute mit Tauchermasken gearbeitet; wir können die sechs Bärtigen nachher verhören. Sie werden gewiß meine Vermutung bestätigen. Durch die demontierte Drahtseilbahn, die wir gefunden haben, wurde das Nickel weiterbefördert. In der Ofenfabrik wurde es zu Öfen verarbeitet und mit schwarzer Tarnfarbe versehen. Das Eisen aus der Mine ließ Lakonnen wahrscheinlich hauptsächlich zu den merkwürdigen Mordmaschinen verarbeiten. Der Rest wurde verkauft, damit Pig-Iron Heller nicht ganz den Mut verlor.«
»Naja«, meinte Monk. »Aber weshalb die Aufregung um das Nickelerz? Warum wollte Lakonnen sämtliche Beweise zerstören, daß das Nickel existierte?«
»Nickel wird für die Waffenproduktion benötigt«, sagte Doc. »Mit Nickel wird Stahl gehärtet. Kanada ist der größte Nickelproduzent der Welt; was nicht aus Kanada kommt, wird zum größten Teil aus Neukaledonien geliefert. Nickelvorkommen in den Vereinigten Staaten waren bisher nicht bekannt. Lakonnen wußte, daß sein Land Nickel benötigte und nirgends bekommen konnte. Er war davon überzeugt, daß die Vereinigten Staaten seinem Land das Nickel nicht verkauft hätten, zugleich wollte er verhindern, daß die Vereinigten Staaten das Nickel selbst auswerteten. Wenn er es nicht mehr über die Grenzen schmuggeln konnte, sollten die Vereinigten Staaten gar nicht wissen, daß es auf ihrem Territorium Nickel gab. In einer kriegerischen Welt wie der unseren kann Nickel lebensnotwendig sein.«
Monk brummte vor sich hin; er war mit der Auskunft nicht ganz zufrieden. Allzu viele Details blieben ungeklärt, auch wenn die eigentliche Ursache der mysteriösen Vorgänge nun bekannt war.
Er fand keine Gelegenheit mehr, weitere Fragen zu stellen. Iris Heller hastete auf die kleine Lichtung, sie war zerzaust, ihr Kleid war zerrissen, und sie war so außer Atem, daß sie eine Weile brauchte, bevor sie zusammenhängend sprechen konnte.
»Die Indianer wollen Marquette und Keewis umbringen!« stieß sie schließlich hervor. »Die richtigen Indianer, nicht die aus Brooklyn! Sie wollen Marquette und Keewis ermorden, sie behaupten, Keewis hat den Großen Manitou beleidigt, und Marquette soll den Großen Manitou betrogen haben, weil er angeblich ein Weißer geworden ist. Sie sind ganz außer sich, sie
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