DS023 - Terror in der Navi
überrascht, daß er aus den Büschen herausstürmte und zu rennen begann – genau in Rennys auffangbereite Arme.
Was dann geschah, war es wohl wert, in Rennys Memoiren Aufnahme zu finden. Dem scheinbar altersschwachen Zeitungsverkäufer gelang es nämlich, Renny mit den Fingern in beide Augen zu stechen, und Renny schrie auf. Und nicht nur das. Der alte Mann bewegte sich flink wie ein Wiesel, trat Renny vor das Schienbein, und fast gleichzeitig fühlte Renny in seiner Magengrube eine Faust explodieren. Sterne tanzten vor seinen Augen; halbblind griff er zu und bekam den Aufschlag des alten schäbigen Mantels zu fassen, den der Zeitungsverkäufer trug.
Renny ließ wie immer, wenn er einmal etwas gepackt hatte, nicht mehr los, aber blitzschnell hatte sich der alte Mann aus dem Mantel geschält. Renny erhielt einen Schlag über den Kopf und ging zu Boden.
Indessen versuchten Long Tom und Pat herbeizueilen, aber Long Tom rief ihr im Laufen warnend zu: »Vorsicht, der ist glatt imstande und attackiert ein Mädchen!«
Doch ehe sie auch nur halbwegs heran waren, jagte der Zeitungsverkäufer in weiten Sprüngen davon, die man ihm niemals zugetraut hätte ,und gleich darauf hörte man hinter einer anderen Buschgruppe den Motor eines Wagens auf heulen.
Benommen richtete sich Renny auf und grollte: »Bin ich vielleicht froh, daß du ihn wenigstens erwischt hast.«
»Wer hat wen erwischt?« murmelte Long Tom.
Verblüfft starrte Renny auf den leeren Mantel in seiner Hand. »Mich laust der Affe!« entfuhr es ihm.
Inzwischen erschien auch Doc Savage zwischen den Büschen. Um eingreifen zu können, war er viel zu weit entfernt gewesen. Er nahm Renny, der gegenüber dem »alten« Zeitungsverkäufer den kürzeren gezogen hatte, den Mantel aus der Hand und fragte: »Hat er den getragen?«
»Ja«, gab Renny zu.
Daraufhin durchsuchte Doc die Taschen des zwar alten, aber ansonsten sauberen Mantels und zog ein Päckchen Kaugummi, einen Candy-Riegel, einige lose Münzen und ein Telegramm heraus.
»Vielleicht kann uns das Telegramm einen Anhalt geben«, sagte Renny mürrisch.
Doc faltete es auseinander. Es bestand aus aufgeklebten Telegrammstreifen und lautete:
LYNN VAN ZIDLAND
DAWN GARDENS, JAMAICA, LONG ISLAND
LUFTSCHIFF ZEPHIR STARTET MORGEN NACHMITTAG VON LAKEHURST STOP ALLE NÖTIGEN ARRANGEMENTS GETROFFEN
INDIA
Docs Helfer ließen verblüffte Ausrufe hören.
»Die
Zephir
ist doch der neue Zeppelintyp, den die Navy gerade erprobt!« rief Renny.
»Diesem Lynn van Zidland gehört doch das Haus, in dem Johnny und Ham geschnappt wurden!« rief Long Tom.
»Und ein Mädchen namens India Allison behauptet, seine Sekretärin zu sein«, bemerkte Pat trocken. »Ist sie eigentlich hübsch, Doc?«
Doc Savage verstand es wieder einmal meisterhaft, den Taubstummen zu mimen. Long Tom tippte mit dem Finger auf das Telegramm in Docs Hand: »Aber die Tatsache, daß sie einander telegrafieren, daß die
Zephir
morgen nachmittag von Lakehurst abfliegt, scheint doch darauf hinzudeuten ...«
Ein Ordonnanzoffizier in weißer Navy-Uniform kam heran und salutierte. »Sind Sie Mr. Clark Savage Junior?«
»Allerdings«, sagte Doc.
»Wir haben gerade einen Anruf des
Secretary
der Navy in Washington erhalten«, sagte der Ordonnanzoffizier. »Er möchte Sie bei einer Konferenz dabei haben, die heute nachmittag im Marineministerium stattfindet, und läßt fragen, ob Sie bereit wären, sofort hinüberzufliegen. Wir würden Ihnen dafür selbstverständlich eine unserer Maschinen zur Verfügung stellen.«
»Die Antwort ist ja«, sagte Doc Savage.
11.
Der
Secretary
der United States Navy – in einem anderen Land hätte man ihn Marineminister genannt – war ein fülliger älterer Mann mit angegrautem Haar. Obwohl er einen beinahe leutseligen Umgangston hatte, galt er in seiner Amtsführung und seinen Entscheidungen als ausgesprochen harter Mann. Er saß am Kopfende des langen Tisches und leitete die Konferenz.
Neben ihm waren alle nur erdenklichen Navy-Chargen versammelt, darunter auch einige Pentagon-Leute sowie mehrere Senatoren und Kongreßabgeordnete, die dem Bewilligungsausschuß für U.S.-Navy angehörten.
Doc Savage wurde von einem Ordonnanzunteroffizier in der weißen Uniform eines Navy-Obermaats hereingeführt, verbeugte sich vor den Anwesenden, von denen er die meisten kannte, und nahm ebenfalls an dem Konferenztisch Platz.
Nach den einleitenden Ausführungen wandte sich der
Secretary
der Navy direkt an Doc
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