DS030 - Hannah,die Hexe
Schiff heruntergezerrt und an Land ermordet, das war im siebzehnten Jahrhundert, aber man kann sie immer noch schreien hören, wenn sie sich über etwas ärgert.«
Monk hatte wie gelähmt dagestanden und glasig vor sich hingestarrt. Plötzlich wurde er wieder munter. Er sah den Constable ernst an.
»Richtig«, sagte er gepreßt. »Ich bin ihr heute nacht begegnet, ich hatte es vergessen. Eine Schönheit! Heute morgen um fünf bin ich mit ihr zum Haus Nummer 22 gegangen »Monk!« rief Ham entsetzt.
»Sie hat mir die Gummibäume gezeigt«, sagte Monk ungerührt. »Sie haben mir gut gefallen. Ich hab in New York ein Penthouse, da werde ich auch Gummibäume pflanzen, wenn ich wieder dort bin.«
Der Constable zwirbelte seinen Schnurrbart. Er schielte zu Ham und Cotton hinüber.
»Vielleicht sollte ich noch gefährliche Verrücktheit auf den Haftbefehl schreiben«, meinte er. »Der Mann ist ja völlig übergeschnappt, und ich begreife nicht, wie man ihm ein Flugzeug anvertrauen kann.«
»Gestern abend war er noch nicht so«, sagte Ham.
Der Constable zuckte die Achseln und wandte sich wieder an Monk.
»Kommen Sie mit, Freund«, sagte er. »Sie haben eine Verabredung mit der
Screeching Lady!
«
Monk nickte heiter und brabbelte Unsinn. Der Constable nahm ihn am Arm und führte ihn zu seinem Automobil.
»Keine Aufregung, mein Freund«, sagte er milde wie zu einem schwachsinnigen Kind. »Wir sind gleich bei ihr.«
»Na hören Sie mal!« Ham war empört. »Sie können ihn nicht einfach ...«
»Vorsicht!« Cotton schnitt ihm das Wort ab. »Vielleicht finden wir einen Ausweg, aber machen Sie um Gottes willen den verdammten Constable nicht wütend. Er ist mit seinen Schießeisen ziemlich schnell bei der Hand.«
Ham starrte Monk und dem Polizeibeamten nach. Cotton feixte.
»Ich hab gleich so was befürchtet«, sagte er. »Als Sie beide auf dem Kartoffelacker ’runtergingen, war ich auf alles vorbereitet.«
»Wie darf ich das bitte verstehen?« fragte Ham.
»Sie hätten einen Zweig Geißblatt mitbringen müssen, um die Hexen fernzuhalten, und das haben Sie bestimmt nicht getan.«
»Nein«, sagte Ham leise. »Das haben wir nicht getan.«
Doc Savage erfuhr von Monks Mißgeschick nur wenig später. Als das Flugzeug am Horizont verschwunden war, bugsierten Doc und Johnny den Roadster wieder auf die Straße, und sie wollten eben weiter nach Norden in Richtung Geistersiedlung fahren, als zwei Farmer ihnen entgegenkamen. Sie unterhielten sich laut, und Doc und Johnny blieb nichts anderes übrig, als zuzuhören.
»Ja«, sagte einer der Männer aufgeregt, »soviel ich weiß, hat er sie sogar gesehen!«
»Sie meinen die
Screeching Lady?
«
»Ja. Der Kerl hat Ähnlichkeit mit einem Affen, und er hat erzählt, er hätte die
Screeching Lady
getroffen. Milt hat ihn mitgenommen, er wird ihn ins Gefängnis sperren. Ein Jammer, daß Milt keine gepolsterte Zelle hat ...«
»Glaubst du, daß der Mann verhext ist?« wollte der andere Farmer wissen.
»Wenn er es nicht ist, bin ich ein Stachelschwein!«
Die beiden Farmer lachten. Doc beugte sich aus dem Wagen und blickte zu ihnen hinüber. Die Farmer grüßten und wollten weitergehen.
»Ich habe zufällig gehört, was Sie gesprochen haben«, sagte Doc höflich. »Der Gefangene hat also tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Affen?«
Die Farmer blieben stehen.
»Stimmt«, sagte einer von ihnen. »Ich hab den Mann nicht selber zu Gesicht gekriegt, aber die Leute behaupten es.«
»Wo ist das Gefängnis?« erkundigte sich Doc.
»Sie brauchen nur geradeaus weiterzufahren. Sie können’s nicht verfehlen.«
Doc bedankte sich für die Auskunft und fuhr an. Johnny musterte ihn bekümmert.
»Der Gefangene hat Ähnlichkeit mit einem Affen ...«, murmelte er. »Ob das unser lieber Monk ist? Doc überholte einen Trupp Fußgänger, der in dieselbe Richtung strebte. Er zuckte die Schultern.
»Immerhin ist es möglich«, sagte er. »Außerdem gerät Monk häufig in Schwierigkeiten, bei ihm wundert mich eigentlich nichts. Ich verstehe bloß nicht, wieso er einer
Screeching Lady
begegnet und von ihr verhext sein soll.«
5.
Das Gefängnis lag in einem Dorf drei Meilen hinter der Geistersiedlung und befand sich in einem würfelförmigen gelben Gebäude, an dem ein Schild mit der Aufschrift TOWN HALL hing. Neben dem Gefängnis war die Küche, und es war nur durch einen Seiteneingang zu erreichen. Es bestand aus zwei Zellen, die mit schweren Eisenstäben voneinander und vom
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