DS030 - Hannah,die Hexe
sandfarbene Haare.
Doc blieb stehen; im Augenblick hielt er es für das klügste, nichts zu unternehmen. Der Mann sprang herunter und landete geschickt auf beiden Füßen; die Revolver zielten nach wie vor auf Doc.
»Hannah und ich haben uns gedacht, Sie würden vielleicht auf den Trick mit Renny ’reinfallen«, sagte der Mann, »und genauso war es!«
Er schien auf seinen Einfall nicht wenig stolz zu sein und feixte. Doc war sich ganz sicher, den Mann noch nie gesehen zu haben, und doch kamen ihm die Stimme und das Gesicht merkwürdig bekannt vor.
»Dafür kriege ich bestimmt eine Belohnung!« Der Mann mit den sandfarbenen Haaren freute sich. »Der Boß hat gemeint, Sie werden uns eine Menge Ärger machen, aber dazu haben Sie jetzt keine Gelegenheit mehr.«
Doc dachte nach. Er war überzeugt, daß der Mann ihm in irgendeiner Verkleidung schon über den Weg gelaufen war, und früher oder später würde er darauf kommen ...
Der Mann schien seine Gedanken zu erraten. Er trat schnell näher und fixierte Doc scharf.
»Nein«, sagte er. »Sie brauchen sich nicht den Kopf zu zerbrechen, es lohnt nicht mehr. Wir legen Sie eine Weile auf Eis, bis wir erfahren haben, wie viel Sie wissen, und dann ...«
Er riß die Fäuste hoch und schlug mit beiden Revolverläufen zu, aber Doc war bereits weggetaucht. Er packte wie mit Eisenklammern zu und preßte dem Mann die Handgelenke zusammen; dieser stieß einen Schrei aus und ließ die Revolver fallen. Doc gab ihn frei und hämmerte ihm einen leeren Eimer über den Schädel. Der Mahn ging zu Boden, und der Eimer hatte eine beträchtliche Beule.
Taumelnd kam der Mann wieder hoch und starrte Doc verständnislos an. Doc wartete.
»Hilfe!« kreischte der Mann wie am Spieß. »Hilfe!«
Wie ein Stier rannte er auf Doc zu, Doc wich zur Seite aus, und der Mann prallte gegen die Leute, die in die Hütte drängten.
»Hehe!« lachte draußen Hannah schrill. »Willie wird allein nicht mit ihm fertig!«
Willies Partner hätten mühelos auf jeden Steckbrief gepaßt. Es waren drahtige, verwegene Gangstertypen mit niederträchtigen Visagen. Sie waren zu fünft und stürzten sich mit Genuß in das Getümmel.
Doc empfing sie mit offenen Armen und geballten Fäusten. Einer der Gangster landete in der Feuerstelle und kam weinend mit versengten Haaren und qualmender Hose wieder zum Vorschein, ein anderer verhedderte sich in den Beinen eines stabilen Tischs, der in der Mitte der Hütte stand, ein dritter mußte herhalten, um den leeren Eimer mit einer weiteren Beule zu verzieren. Die beiden letzten Gangster attackierten Doc von hinten und schlugen ihn mit Knüppeln zu Boden.
Doc raffte sich noch einmal auf; in diesem Augenblick brüllte Willie ein Kommando, und die Gangster zogen sich zurück. Willie zog ein Fischernetz von einem Wandhaken und stülpte es über Doc.
»Beeilung«, sagte Willie. »Verschnürt ihn, solange er nicht ganz da ist, sonst bricht er uns allen die Knochen.«
Die Gangster kamen dem Auftrag prompt nach. Doc wehrte sich verzweifelt, aber ein weiterer Hieb mit einem Knüppel setzte ihn außer Gefecht.
Willie rieb sich die Hände.
»Das war das«, sagte er heiter. »Wo steckt diese verdammte Hannah?«
»Draußen«, sagte einer der Gangster.
»Sie soll ein Glas Wasser bringen«, befahl Willie. »Vielleicht will der Bronzemensch was trinken.«
Die Gangster lachten.
»Sehr schön«, meinte einer. »Dann wird Savage auch bald die Pixies sehen!«
Zur selben Zeit hatten Johnny und Ham den Eindruck, daß auch Monk wieder die Pixies sah. Die drei Männer waren in Jesse Benedicts Limousine bis zu Cotton Mather Browns Farm mitgefahren, waren dort zu dem kleinen Flugzeug marschiert und eingestiegen, und Monk hatte es geschafft, die Maschine trotz der miserablen Startbedingungen in die Luft zu bringen. Sie waren nach Salem Corners geflogen, wo Renny und Miles Billings verschollen waren, später hatten sie die Umgebung von Cottons Farm abgesucht und Ausschau nach June Knight und ihrem schwarzroten Vogel gehalten.
Sie hatten nichts gefunden.
Mittlerweile war es Mitternacht. Sie hatten das Flugzeug auf einem Brachfeld in der Nähe der Geistersiedlung abgestellt und pirschten nun die Hauptstraße entlang. Als Doc versucht hatte, über Funk mit ihnen Verbindung aufzunehmen, hatten sie sich schon nicht mehr in der Maschine befunden.
Seit Sonnenuntergang und seit sie das Flugzeug verlassen hatten, benahm Monk sich wieder absonderlich, ohne daß es dafür eine einleuchtende
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