DS030 - Hannah,die Hexe
nickte. Der Mann hastete hinter seinem Schalter hervor und eilte zu einem Lift.
»Das ist Doc Savage«, sagte er streng zu dem Mann, der den Lift bediente. »Er möchte zu Mr. Knight. Bringen Sie ihn sofort hinauf.
Doc fuhr mit dem Lift nach oben, der Fahrstuhlführer zeigte ihm die Tür, hinter der Mortimer Knight lag. Um das Krankenbett waren etliche Ärzte in weißen Mänteln versammelt. Sie waren entrüstet über die Störung und machten verdrießliche Gesichter. Der Fahrstuhlführer teilte ihnen mit, wer der Besucher war, und zog sich Hals über Kopf zurück.
Der Chefarzt reichte Doc die Hand und bat flüsternd, doch bitte näher zu treten. Er hatte nichts dagegen einzuwenden, wenn Doc mit dem Kranken sprach, aber er war skeptisch. Der Patient reagierte im allgemeinen entweder gar nicht oder äußerst wirr.
Doc ging zum Bett und betrachtete Mortimer Knight. Der Millionär war klein, hatte wache Augen und eine beachtliche Energie. Er war nie in seinem Leben krank gewesen und sah auch jetzt nicht leidend aus, nur seine Pupillen waren ein wenig starr.
»Ich bin Doc Savage«, sagte Doc eindringlich zu dem Patienten. »Sie müssen versuchen, sich zu konzentrieren, andernfalls wird man Ihnen Dawn stehlen. Denken Sie nach! Wo ist es? Wir haben die Absicht, Ihnen zu helfen.«
Knight wälzte sich hin und her, dann blieb er still liegen und blickte Doc an.
»Dawn«, sagte er undeutlich. »Die Betrachter waren alle verschleiert. Drehen Sie dreimal um, springen Sie über die Mauer. Gott sei Dank haben Sie die Nachricht bekommen! Die Pflanzen sind in eckigen Kübeln, aber ... aber ... Dawn ist im Tresor. Sie müssen die Hufeisen an die vier Ecken des Stalls nageln ...«
Die Ärzte schüttelten bekümmert die Köpfe. Doc beugte sich über das Krankenbett; er wirkte gar nicht entmutigt.
»Ja«, sagte er leise. »Sprechen Sie weiter!«
Aber Knight sprach nicht, er lallte. Doc drehte ihn auf den Bauch und massierte die Nervenzentren unter den Ohren. Knight hörte auf zu lallen und atmete tief und regelmäßig. Doc richtete sich auf und wandte sich an die Ärzte, die ihm erstaunt zusahen.
»Morgen früh wird er sich besser fühlen«, sagte er. »Aber Sie sollten ihm ein Beruhigungsmittel geben, damit die Anspannung sich löst.«
»Anspannung?« Der Chefarzt wunderte sich.
Doc nickte und ging zur Tür.
»Gewiß«, sagte er. »Der Verlust von beinahe einer Million Dollar könnte jedem Menschen Sorgen bereiten.«
Er ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu.
Inzwischen war es kurz nach Mitternacht. Doc fuhr mit dem Taxi am Botanischen Garten vorbei und gelangte nach Boston Common, wo die Wohlhabenden der Siedlung lebten.
»Halten Sie an«, sagte Doc zu dem Fahrer.
Der Wagen stoppte, Doc stieg aus und reichte dem Fahrer eine Banknote. Der Mann kniff die Augen zusammen.
»Sagen Sie«, meinte er, »sind Sie nicht ...«
Weiter kam er nicht. Doc war bereits zwischen den hohen Bäumen verschwunden, die zu beiden Seiten der Straße wuchsen. Er ging den Rest der Strecke zu Fuß, weil er vermeiden wollte, daß der Fahrer ihn beim Einbruch in eine der Villen beobachtete.
Das Haus befand sich auf dem Beacon Hill und war von einem hohen Zaun umgeben. Hinter dem Haus und dem weitläufigen Park fiel das Gelände sanft zum Charles River ab. Das mächtige Tor war mit einem Vorhängeschloß und einer Kette gesichert.
Doc fand eine Stelle, wo die Bäume weit über den Zaun ragten, schwang sich hinauf, kletterte vorsichtig über die drohenden Metallspitzen und ließ sich fallen. Er landete im weichen Gras und lauschte. Ringsum blieb es totenstill.
Lautlos glitt er zum Haus. Nirgendwo war Licht, die Fenster waren verschlossen. Die Simse lagen ziemlich hoch.
Doc suchte sich ein Fenster aus und sprang in die Höhe. Mit den Fingerspitzen einer Hand klammerte er sich fest und tastete mit der anderen das Sims ab. Er hatte sich nicht geirrt – es gab hier eine Alarmanlage. Unter dem Rahmen führte ein Kabel entlang.
Doc ließ wieder los. Unter dem Anzug trug er wie immer eine Lederweste mit zahllosen Taschen, in denen er allerlei technische Hilfsmittel und Spielereien aufbewahrte, die er bei seiner Arbeit häufig verwendete. Er fand ein kleines Werkzeug, hängte sich wieder mit einer Hand an das Sims und schaltete die Anlage aus.
Er drückte das Fenster ein und stieg ein. Er hatte das richtige Fenster ausgewählt; er befand sich in Mortimer Knights Arbeitszimmer. Doc wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt
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