DS031 - Roter Schnee
Schritte.
»Bin ich schamrot im Gesicht?« japste Monk, vom Laufen noch ganz außer Atem. »Ich meine, weil wir uns doch von einem halben Kind einwickeln und die rote Substanz wieder abjagen ließen?«
Doc Savage blieb stehen und kehrte vorsichtig seine Jackettasche um. Kleine Brösel einer roten Substanz fielen ihm in die auf gehaltene Hand.
»Verflixt!« sagte Monk. »Wie hast du ...?«
»Erinnert ihr euch, daß das Mädchen sagte, es sei vor einem Bankwächter aus dem Wagen der Schwarzgesichtigen gesprungen?« fragte Doc.
»Gewiß, aber was hat das damit ...«
»Die Banken hatten schon zu, als die Schwarzgesichtigen am Strand mit dem Mädchen davonfuhren«, erläuterte Doc. »Sie konnte also niemals einen Wächter vor einer noch offenen Bank stehen gesehen haben, und das machte mich stutzig. In der Tasche, in der ich das Gebiß hatte, befand sich auch eine Münze, und mit der kratzte ich den roten Stoff ab, oder jedenfalls einen Teil davon. Denn mir schwante, daß sie es darauf abgesehen hatte.«
Monk grinste. »Dann geht es jetzt also darum, das Zeug chemisch zu analysieren.«
6.
Das war jedoch leichter gesagt, als getan. Das gesamte Gepäck, darunter auch Monks chemischer Analysekoffer, war im Hotel
Biscayneville
geblieben, und wahrscheinlich hatte die Polizei es inzwischen in Verwahrung genommen. So hatten sie nur die beiden Maschinenpistolen und das, was Doc an kleinen Instrumenten und Geräten in seinen diversen Taschen bei sich trug.
Die Abendzeitungen meldeten in balkendicken Schlagzeilen:
HAFTBEFEHL GEGEN DOC SAVAGE – FAHNDUNG IN GANZ FLORIDA ANGELAUFEN!
Der berühmte Bronzemann, Abenteurer und Philanthrop aus New York wurde beschuldigt, Professor Casson Adams, den bekannten Physiker, erschossen zu haben.
Im Text des Artikels wurde unter anderem erwähnt, daß Professor Adams mit dem kürzlich in South Carolina auf einem Alleinflug verschwundenen H. U. Summervane Lawmer befreundet gewesen war und daß sich die State Police von Florida mit der von South Carolina in Verbindung gesetzt hatte, um zu überprüfen, ob Doc Savage vielleicht auch bei H. U. Summervane Lawmers Verschwinden und vermutlichem Tod die Hand im Spiel gehabt hatte.
»Denen ist auch wirklich kein Trick zu schmutzig, um für sich Publicity zu machen«, bemerkte Ham angewidert.
»Und das Schlimmste«, sagte Monk. »Die Bullen haben jetzt Habeas. Ich wette, sie lassen das Schwein hungern!«
Doc Savage rief dann das Miami-Zweigwerk einer Firma für chemische Produkte an, die einem Mann gehörte, der niemals in Erscheinung trat und, wie man munkelte, aus der Firma nur ein gleichhohes Gehalt wie seine leitenden Angestellten bezog.
Doc Savage bat, daß ihm für eine Analyse ein Laboratorium des Zweigwerks zur Verfügung gestellt würde, was ihm auch sofort bewilligt wurde. Doc Savage selber war nämlich der Besitzer der Firma, was nicht einmal alle Direktoren wußten.
Doc Savage ließ sich und seine beiden Freunde von einem Werkswagen abholen, und er und Monk machten sich in dem Labor unverzüglich an die Arbeit, während Ham noch einmal fortging, um Spätausgaben der Zeitungen zu besorgen.
»Kennt jemand von euch einen Mann namens Leslie Thorne?« fragte Ham, als er zurückkam.
Doc Savage stellte das Reagenzglas ab, das er gerade über einen Bunsenbrenner hielt, nahm ihm die Zeitungen aus der Hand und überflog sie rasch.
Die Journalisten hatten inzwischen eine neue Sensation gefunden, mit der sich Doc Savage, was die Schlagzeilen betraf, die Titelseiten teilen mußte. Ein gewisser Leslie Thorne war verschwunden. Er war kurz vor Sonnenuntergang nördlich von Miami allein den Strand entlanggegangen, und mehrere Augenzeugen wollten aus einiger Entfernung beobachtet haben, wie aus heiterem Floridahimmel plötzlich Roter Schnee herabgefallen war, der auf dem warmen Sandstrand sofort geschmolzen und verdunstet war – jedenfalls konnten sie es nicht anders beschreiben –, und hinterher war Leslie Thorne spurlos verschwunden gewesen, einfach in nichts aufgelöst. Von Washington aus war bereits eine Untersuchungskommission nach Florida unterwegs. Das Merkwürdige aber war, niemand schien zu wissen, wer oder was dieser Thorne eigentlich war und warum Washington seinem Verschwinden eine solche Bedeutung beimaß.
Dabei schienen sich die Zeitungen jede erdenkliche Mühe gegeben zu haben, dies durch Blitzgespräche mit , ihren Außenredaktionen herauszufinden. Erfahren hatten sie lediglich, daß Leslie Thorne eine
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