DS031 - Roter Schnee
Schwarzgesicht.
»Melodramatisch und ziemlich lächerlich, finden Sie nicht auch?« sagte Fluency Beech trocken.
»Was wissen Sie über Leslie Thornes Tod?« fragte Doc.
Beech erschauerte. »Es war gräßlich. Ich war zufällig ganz in der Nähe von ihm, als der Rote Schnee fiel und ...«
»War es tatsächlich Roter Schnee?« warf Doc ein.
»Das ist jedenfalls die beste Beschreibung dafür«, sagte Beech. »Das Zeug fiel in dicken Flocken. Ich war nicht dicht genug heran, um damit in Berührung zu kommen, aber sie schienen sofort zu schmelzen, wenn sie den warmen Sand berührten. Momentan bildeten sie dann eine rötliche Flüssigkeit, die aber sofort verdunstete und im Sand keinerlei Verfärbung zurückließ. Anders kann ich es nicht ...«
»Und was geschah mit Leslie Thorne?« unterbrach ihn Doc.
»Ich hörte ihn schreien«, erläuterte Beech. »Verstehen Sie, ich war auf der anderen Seite der Düne, wo kein Roter Schnee fiel, eilte den Sandhang hinauf und sah Thorne dort stehen, ganz steif und starr. Und Sie werden es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber er schien sich plötzlich in nichts aufzulösen. Der Rote Schnee war längst geschmolzen und verdunstet, und ich rannte hinunter, um nachzusehen, ob Thorne vielleicht in eine Sandmulde gefallen war. Aber nichts, keine Spur mehr von ihm. Er war einfach verschwunden.«
Einen Moment lang schwiegen alle.
»Und so haben Sie es auch den Zeitungen berichtet?« fragte Doc.
»Nein«, sagte der redselige Mann. »Als Politiker darf ich vor allem eines nicht: mich öffentlich lächerlich machen. Und genau das wäre passiert. Ich ging vielmehr nach Hause, und zwei Stunden später fand ich den Brief mit der Karte vor, die ich Ihnen gerade gezeigt habe. Er wurde mir unter der Tür durchgeschoben.«
»Haben Sie den Boten gesehen?« fragte Doc.
»Leider nein.« Beech blickte von Docs ausdruckslosem Bronzegesicht auf die stark zweifelnden Mienen von Ham und Monk. »Ich sehe, Sie halten mich auch für übergeschnappt.«
»Oder für einen Lügner«, knurrte Monk.
»Damit können Sie mich nicht beleidigen«, sagte Beech. »Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Wenn mir jemand so etwas erzählte, würde ich ihn wahrscheinlich auch einen Lügner nennen.«
»Und Sie wollen, daß wir der Sache nachgehen?« fragte Doc.
»Ja.« Beech nickte. »Ich las in den Zeitungen von den Schwierigkeiten, die Sie mit der Polizei haben, und das brachte mich auf den Gedanken, Sie ausfindig zu machen und um Hilfe zu bitten.«
»Sie glauben, der Rote Schnee könnte mit meinen Problemen zu tun haben?« konterte der Bronzemann.
»Ja, glaube ich. Ich bin überzeugt, daß Ihre Anwesenheit in Florida und der Rote Schnee irgendwie Zusammenhängen.«
»Gut«, entschied Doc, »Wir werden diesem Zusammentreffen an der Little Palm Street, Ecke Cuba Boulevard beiwohnen. Es ist jetzt zwanzig vor sieben. Heute früh um sieben, so war es auf der Karte doch wohl gemeint?«
»Ja, heute früh um sieben«, sagte Beech.
Eine Glocke gab sechs Doppeltöne von sich.
»Die Turmuhr geht falsch«, bemerkte Ham, indem er auf seine Uhr sah. »Es ist sieben, nicht sechs.«
»Das war eine Schiffsglocke, du Dussel«, sagte Monk unfreundlich. »Um vier Uhr dreißig schlagen die einmal, um fünf Uhr zweimal, um fünf Uhr dreißig dreimal, um sechs Uhr viermal, um ...«
»Genug!« sagte Ham. »Mit dir ist es schon genauso schlimm wie mit dieser Quasselstrippe Beech.«
Sie schwiegen. Einige Meter entfernt befand sich Doc Savage. Sie hatten sich hinter ein Gebüsch geduckt, von dem aus sie die Kreuzung Little Palm Street – Cuba Boulevard beobachten konnten, wo Fluency Beech im Augenblick stand und auf das Erscheinen des Mannes mit dem geschwärzten Gesicht wartete.
Hinter ihnen, jenseits eines schmalen Parkstreifens, lag Biscayne Bay, der Jachthafen von Miami. Dort war die Schiffsglocke aufgeklungen.
Eine gebückt gehende Gestalt mit schwarzem Gesicht war auf Beech zugetreten; bei genauem Hinsehen war zu erkennen, daß sie im Ärmel ein gekrümmtes Messer versteckt hielt. Die beiden Männer begannen zu reden. Beech war ein guter Schauspieler. Er sah nicht ein einziges Mal zum Versteck von Doc und seinen Freunden hinüber.
»Gerissen ist er«, sagte Monk. »Da, jetzt dreht er sich mit ihm sogar um.«
Das Manöver war tatsächlich klug von Beech. Nur schien das der Schwarzgesichtige, mit dem er sich getroffen hatte, zunächst gar nicht zu würdigen. »Warum, zum Teufel, verlangen Sie von mir, daß ich mich
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