DS036 - Der Gespenster-König
sind jedenfalls sehr frisch, und dem Verlauf der Spur nach muß es der Mann darauf angelegt haben, von den anderen nicht gesehen zu werden.«
»Vielleicht hat er ein Stück entfernt etwas Wertvolles vergraben, um es sich später wiederzuholen«, bemerkte Johnny.
Tatsächlich fanden sie dort, wo die Spur endete und umkehrte, frisch aufgewühlte Moorerde. Doc hob einen abgestorbenen Ast auf und stach in das lose Erdreich. Als er auf keinen Widerstand stieß, griff er mit den Bronzehänden hinein. Was er schließlich zum Vorschein brachte, verblüffte ihn und seinen Freund. Er kratzte die Erde von dem Gegenstand ab und benutzte ein Taschentuch, um ihn blankzureiben. Dann hielt er ihn hoch. Der Gegenstand war aus schimmerndem gelbem Metall.
Es war ein Trinkkelch von gut einem Liter Fassungsvermögen. Außen an der Kelchschale waren kunstvoll ausgeführte Verzierungen angebracht.
Johnny sah sich die Zeichen genau an.
»Das Wappen König Johns«, murmelte er. »Messing dürfte das doch wohl kaum sein.«
»Nein, Gold«, sagte Doc. »Da es so weich ist, daß ich es mit dem Fingernagel ankratzen kann, muß es sogar fast pures, gänzlich unlegiertes Gold sein.«
»Eine Fälschung?« fragte Johnny.
»Nein, echt«, korrigierte ihn Doc. »Ein authentisches Museumsstück. Du bist doch Fachmann in solchen Sachen – was dürfte der Kelch schätzungsweise wert sein?«
»Eintausend Pfund« sagte Johnny.
»Ich würde einiges mehr schätzen«, entgegnete Doc. »Erinnerst du dich an den Kleinbauern hier aus der Gegend, der vor zwei Tagen angeblich von dem Geist König Johns erschlagen wurde?«
»Klar.« Johnny nickte eifrig. »Es hieß, er hätte eine Münze in der Tasche gehabt. Eine alte Münze aus der Regierungszeit König Johns. Aber woher weißt du davon?«
»Durch die Zeitungen«, erklärte ihm Doc.
»Die Kerle müssen ein Museum ausgeraubt haben«, murmelte Johnny. »Einzig und allein, um an echte alte Museumsstücke heranzukommen, um mit denen ihre Masche vom Geist König Johns abziehen zu können. Aber warum?«
»Natürlich sollten damit neugierige Eingeborene von hier ferngehalten werden, damit sie inzwischen ungestört arbeiten konnten.«
»Das habe ich nicht gemeint«, sagte Johnny. »Warum dieser ganze technische und sonstige Aufwand? Was, zum Teufel, steckt hinter der Sache?«
»Nun, einen Hinweis hat uns doch bereits Benjamin Giltstein, der Presse-Promoter, gegeben«, sagte Doc gedehnt. »Und die Antwort muß auf Magna Island zu finden sein. Vielleicht haben Monk und Ham dort inzwischen schon etwas festgestellt.«
13.
Monk und Ham preßten ihre Gesichter gegen die Kabinenfenster des schweren Flugboots und warfen einen ersten Blick auf Magna Island. Fast ein Dutzend Zeitungsreporter, die sich mit ihnen in der Kabine der schweren dreimotorigen Maschine befanden, taten dasselbe.
»Das Ding sieht aus wie ein großer grüner Frosch, der mitten im Ozean paddelt«, entschied Monk.
»Ich gebbe zu, da habben Sie recht.« Ham siezte Monk und sprach nach wie vor mit schwerem italienischen Akzent, weil er noch den italienischen Zeitungskorrespondenten mimte.
Aus dem Mundwinkel raunte Monk ihm zu: »Verdammt, dräng’ dich nicht so auffällig neben mich, sonst riechen die Lunte.«
»Glaubst du etwa, ich lege gesteigerten Wert darauf, in Gesellschaft eines glotzäugigen Gorillas wie dir gesehen zu werden?« flüsterte Ham zurück.
Ham wechselte jetzt jedoch die Position – vorgeblich um Magna Island besser erkennen und aus der Luft von der Insel ein paar Aufnahmen machen zu können. Es war das erstemal, seit sie von London abgeflogen waren, daß er direkten Kontakt mit Monk auf genommen hatte.
Der glattzüngige Benjamin Giltstein stand weiter vorn in der Kabine, wo er sich in einem Schwall von Erklärungen zu Magna Island erging, die, von den ihn umdrängenden Reportern begierig notiert wurden.
Falls Benjamin Giltstein Monk und Ham irgendwie verdächtigte, hatte er sich bisher jedenfalls nichts anmerken lassen. Er hatte sie genauso behandelt wie alle die anderen Reporter auch.
Das Flugboot umflog nun Magna Island in einer Höhe von weniger als zweihundert Metern. Die Insel war flach, an einigen Stellen steinig, und in der Form ähnelte sie tatsächlich einem Frosch von ausgesprochen giftgrüner Färbung.
Die vier ausgestreckten Gliedmaßen des Froschs waren kleine Landzungen, die durch künstliche Molen verlängert schienen.
Benjamin Giltstein deutete durch das Kabinenfenster auf die Stelle, wo
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