DS039 - Pazifikpiraten
sofort seine Dienste angeboten hatte, falls der sie einmal brauchen sollte.
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen mit bloßen Worten danken kann«, sagte Mindoro mit bewegter Stimme. »Die Kerle hätten mich bestimmt umgebracht.«
»Aber mich können Sie dafür nicht belangen!« kreischte Osborn hysterisch. »Ich habe Geld. Wenn Sie mich anzeigen, gehe ich vor Gericht gegen Sie durch sämtliche Instanzen!«
Verwundert wandte sich Doc an Juan Mindoro. »Was meint er damit?«
Mindoro warf Osborn einen verächtlichen Blick zu. »Ich kam zu diesem Mann, weil ich ihn für meinen Freund hielt. Er bot mir auch an, mich bei sich zu Hause zu verstecken, aber dann ging er zu meinen Feinden und ließ sich dafür bezahlen, daß er ihnen sagte, wo er mich verborgen hielt.«
»Aber ihn hatten sie doch auch gekidnappt«, wandte Doc ein. »Und noch vor ein paar Minuten wollten sie ihn killen.«
Juan Mindoro lachte heiser. »Er war eben ein Narr, ihnen zu trauen. Nachdem sie ihn einmal in der Hand hatten, wollten sie ihn auch gleich als Geisel benutzen.« Osborn wischte sich die rotentzündeten Augen. Sein Kinn zitterte. »Das können Sie mir nicht beweisen, Mindoro! Sie haben keinen Zeugen!«
Mindoro hatte sich gebückt und einen am Boden liegenden Revolver aufgehoben. »Wenn ich weniger zivilisiert wäre«, sagte er kalt, »würde ich ihn jetzt erschießen wie einen Hund.«
Doc streckte die Hand aus und nahm ihm die Waffe ab, was Mindoro auch willig geschehen ließ.
»Osborn ist genug gestraft«, sagte Doc grimmig. »Die Kerle haben letzte Nacht seinen Bruder ermordet. Hätte er sich nicht mit ihnen eingelassen, wäre das nie geschehen.«
Osborns aufgedunsenes Gesicht war bei diesen Worten kalkweiß geworden. »Was – was ist mit meinem Bruder?«
»Er wurde letzte Nacht ermordet.«
Es war klar, daß Osborn zum erstenmal von dem Mord an seinem Bruder hörte. Dicke Tränen quollen ihm aus den kleinen Augen, liefen ihm über die feisten, schwammigen Wangen. »Mein Bruder – geradeso, als ob ich ihn ermordet hätte«, stöhnte er.
Doc beachtete ihn nicht weiter, sondern zeigte auf die Kaminöffnung. »Ich schlage vor, wir verschwinden von hier.«
In diesem Moment japste Renny auf und sprang auf Osborn zu.
Aber er kam zu spät. Halb von Sinnen vor Gram über den Tod seines Bruders war Osborn zu Boden gesackt, genau in die nach oben gerichtete Dolchklinge in der Hand eines toten Mongolen. Der Körper des kleinen Dicken zuckte ein paarmal krampfartig, dann lag er still.
Mindoro sagte in feierlichem Ton: »Der Himmel möge mir vergeben, daß ich so hart über ihn geurteilt habe. Von dem Mord an seinem Bruder wußte ich nichts.«
»Er hatte nichts anderes verdient«, sagte Renny, der in solchen Dingen sehr hartgesotten war.
Doc Savage gab keinen Kommentar.
Sie stiegen die Eisenleiter im Kamin hinauf, überquerten das Dach und gelangten durch das Lagerhaus wieder auf die Straße. Von einer Telefonzelle aus rief Doc die Polizei an, berichtete kurz, was geschehen war, und bat den Beamten, seine Beteiligung an dem Fall nicht der Presse mitzuteilen.
»Selbstverständlich, Mr. Savage«, sagte der Polizei-Captain. »Aber können Sie uns den Namen und die Beschreibung des Anführers der Bande geben?«
Doc wandte sich an Mindoro. »Wer ist der Drahtzieher des Ganzen?«
»Ein Mann, der unter dem Namen Tom Too bekannt ist«, sagte Mindoro.
»Können Sie ihn beschreiben?«
Mindoro schüttelte den Kopf. »Ich habe den Mann noch nie gesehen. Selbst als ich sein Gefangener war, hat er sich mir niemals gezeigt.
»Keine Beschreibung«, erklärte Doc dem Polizeibeamten.
Sie fuhren mit einem Taxi den unteren Broadway hinauf. Nach den ersten Blocks sprang Doc plötzlich aus dem Wagen und war im Passantenstrom auf dem Gehsteig verschwunden.
Mindoro fuhr sich mit der Hand über die hohe Stirn. »Ein erstaunlicher Mann«, murmelte er.
Renny grinste. »Damit haben Sie noch nicht mal die Hälfte über ihn gesagt.« Zwei Blocks weiter rief er plötzlich: »Heiliges Donnerwetter! Ich habe Doc etwas Wichtiges zu sagen vergessen!«
»Was?«
»Als die Mongolen mich geschnappt hatten, wollten sie mich erst als Geisel für Docs Wohlverhalten benutzen. Dann brauchten sie mich dazu plötzlich nicht mehr und wollten mich killen. Ich dachte damals, sie hätten vielleicht Doc selber geschnappt. Aber das kann es nicht gut gewesen sein.«
Es verging fast eine Stunde, bis Doc in seinem Hauptquartier im 86. Stock erschien.
Ham, Renny und Mindoro
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