DS042 - Die Wikinger von Qui
die Zeit.«
»Ham war nicht im Haus«, wandte Monk ein. »Aber das Gelände ist groß, er kann woanders versteckt sein.«
»Bestimmt nicht«, sagte Doc.
»Nein?« Monk staunte.
»Nein.« Renny mischte sich ein. »Er ist weder auf dem Flugplatz, noch im Haus.«
Er deutete nach vorn, wo im Lichtkegel der Taschenlampen der Wagen aufgetaucht war. Ham lag davor auf dem Boden und trug der unwirtlichen Temperatur wegen – schließlich hatte er in der Straße hinter dem Club seinen eleganten Sakko eingebüßt – einen zerrissenen Mehlsack über dem Kopf. Er hatte eine Verletzung an der linken Schulter – der Sack war an dieser Stelle blutgetränkt – aber inzwischen war die Wunde verschorft.
Die drei Männer liefen zu ihm. Ham schnarchte so laut, daß er das Getöse des Sturms übertönte. Monk fluchte und holte aus, um Ham in die Rippen zu treten. Renny hielt ihn fest.
»Bist du verrückt geworden?« fragte er barsch.
»Ich werde ihm eine Lektion erteilen!« schimpfte Monk. »Er legt sich hin und schläft, und wir schwitzen Blut und Wasser, weil wir uns seinetwegen Sorgen machen.«
»Warte«, sagte Doc. »Er schläft nicht, sondern er ist in meine Falle getappt.«
»Er ist was?!« Monk riß verblüfft die Augen auf.
»Als wir ausgestiegen sind, habe ich einen Schalter unter dem Armaturenbrett betätigt«, erklärte Doc. »Ich wollte nicht, daß der Wagen gestohlen wird. Sobald jemand, der nicht Bescheid weiß, die Wagentür berührt, strömt aus einem Behälter unter dem Chassis ein farb- und geruchloses Gas. Ham ist ohnmächtig geworden.« Monk besah sich Ham und feixte.
»Trotzdem sollte ich ihn treten«, meinte er. »Sieht er nicht reizend aus mit dem Mehlsack als Garderobe?«
Doc nahm seine Arzttasche aus dem Kofferraum, stellte die infrarote Lampe hinein und erweckte Ham mit einer Injektion wieder zum Leben.
»Er hat uns bestimmt eine interessante Geschichte zu erzählen«, sagte Doc.
»Daran zweifle ich nicht«, brummte Monk. »Ich bezweifle aber, daß seine Geschichte uns auch nur einen Schritt weiter bringt.«
Ham kam zu sich und sah sich verwirrt um. Er war nicht sehr groß, schlank, drahtig und dunkelhaarig und wirkte meistens so, als wäre er beim Friseur gewesen.
»Wa... was ...«, stotterte er. »Wo ...?«
»Sagt ihm nichts«, meinte Monk. »Wir lassen ihn raten, wo er ist.«
Ham setzte sich auf und atmete tief ein. Er blickte Monk an.
»Du wanzengesichtiger Affe!« sagte er.
Monk musterte ihn so finster, als hätte er sich Hams wegen nie Sorgen gemacht. Doc half Ham auf die Beine und setzte ihn vorn in den Wagen, Monk und Renny stiegen in den Fond. Monk nahm Habeas Corpus auf den Schoß, Doc klemmte sich hinter das Lenkrad und steuerte den Wagen über den Kiesweg in Richtung Stadt.
»Was ist passiert?« fragte er Ham. »Am besten fängst du mit dem Vorfall in deiner Wohnung an.«
»Ich hab mich angezogen und wollte Weggehen«, berichtete Ham. »Plötzlich ist hinter mir eine Vase zu Boden gekracht. Ich hab mich umgedreht, aber niemand gesehen. Im selben Moment hat mir jemand einen harten Gegenstand auf den Kopf geschlagen. Ich war benommen, aber nicht bewußtlos. Bevor ich etwas unternehmen konnte, hat man mir ein schwarzes Tuch über den Kopf gestülpt und festgehalten. Ich hab mich gewehrt, es war ganz komisch ...«
»Das glaube ich!« sagte Monk sarkastisch. »Dabei hätte ich gern zugesehen.«
»Dich werde ich eines Tages vergiften!« sagte Ham. »Ich meine nicht, daß der Kampf komisch war, sondern eher sonderbar, denn ich hatte nicht den Eindruck, daß ich es mit Menschen zu tun hatte, obwohl das natürlich Unsinn ist. Es war wirklich und unwirklich zugleich. Ich bekam ein Messer in die Hand und hab damit zugestoßen, aber das Messer hat sich mit der Spitze in den Boden gebohrt, und ich hab es nicht wiedergefunden. Dann hat man mir noch einmal auf den Kopf gehauen, und ich war weg.«
»Du bist schon lange weg«, spottete Monk. »Du hast es bloß erst heute gemerkt.«
Ham ging auf die hämische Bemerkung nicht ein.
»Ich bin wieder zur Besinnung gekommen, als man mich an einem Strick aus einem Fenster herunterließ«, erzählte Ham, »das heißt, ich glaube, daß es ein Fenster war. Dann hat man mich über einen Betonboden geschleift und in einen Wagen geworfen. Ich hab eine Weile warten müssen, und jemand hat neben mir gesessen und mich bewacht. Zu dieser Zeit war ich noch nicht gefesselt. Anscheinend ist jemand gekommen und hat in den Wagen geblickt, jedenfalls hat
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