DS043 - Der gefiederte Krake
in die Bibliothek. Er selbst rannte sofort weiter ins Labor und legte dort an einer Schalttafel mehrere Hebel um. Daraufhin begann es draußen im Flur vor der Wohnung zu dröhnen und zu surren, als ob sich schwere Maschinenelemente bewegten.
Als er in die Bibliothek zurückkam, standen dort Renny und Johnny und hatten das Mädchen in die Mitte genommen. Vor den Durchgang zur Empfangsdiele aber hatte sich eine schwere Panzerglasscheibe geschoben. Durch Umlegen der Hebel an der Schalttafel im Labor hatte Long Tom das veranlaßt. Durch die zolldicke Panzerglasscheibe sah man, daß der Qualm in der Empfangsdiele langsam von der Klimaanlage abgesogen wurde.
Mit dem schwarzen Qualm hatten sich die gelblichen Schwaden eines Gases gemischt, das zu sofortiger Bewußtlosigkeit führte, wenn es durch die Hautporen drang, und gegen das daher auch keine Gasmaske Schutz bot.
Renny nickte Long Tom anerkennend zu. »Du hast verdammt fix reagiert«, sagte er. Dann standen sie da, sahen durch die Panzerglasscheibe und warteten geduldig ab.
»Aber warum tun Sie denn nichts?« fragte das Mädchen.
»Wer immer das Feuerwerk da veranstaltet hat, sitzt bereits fest«, versicherte ihr Renny. »Long Tom hat eben vom Labor aus das gesamte Stockwerk abgeriegelt. Der Laden hier ist eine wahre Festung, müssen Sie wissen.«
Sie warteten etwa fünf Minuten, dann ging Long Tom ins Labor hinüber, legte dort erneut Hebel um, und die Panzerglasscheibe glitt zurück. Die Klimaanlage hatte das Qualm-Gas-Gemisch vollständig abgesaugt. Sie konnten hinübergehen.
Die Tür der Suite hing, von dem Explosionsdruck auf gesprengt, lose in den Angeln.
Fassungslos starrte Lam Benbow auf den Mann, der bewußtlos draußen im Flur lag. »Mein Bruder!« stöhnte sie.
Burke Benbow mußte den Überfall allein verübt haben, und mit den alle Ausgänge schließenden Panzerglasscheiben und dem Betäubungsgas hatte er wohl nicht gerechnet. Er lag genau dort, wo eine der Panzerglasscheiben ihm den Fluchtweg über die Treppe versperrt hatte, und er hatte sich die Fingerknöchel aufgeschlagen bei dem vergeblichen Versuch, sie mit bloßen Fäusten zu zertrümmern.
Renny hob ihn auf, trug ihn in die Empfangsdiele und legte ihn dort in einen Sessel.
»Er ist tot!« jammerte das Mädchen.
»Nein, nur bewußtlos«, sagte Long Tom und legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Er wird gleich wieder zu sich kommen.«
Burke Benbow war genau der Mann, wie Doc Savages Freunde ihn sich nach der Durchsuchung seines Hotelzimmers vorgestellt hatten. Er war etwa einsachtzig groß, hatte das für diese Größe normale Gewicht, einen blonden gewachsten Schnurrbart und noch etwas helleres Kopfhaar. Er mochte etwa vierzig sein, wirkte aber jünger, wenn man ihn nicht aus unmittelbarer Nähe sah.
Johnny fühlte seinen Puls und nickte beruhigt. Dann brauchten sie nur noch abzuwarten, und nach ein paar Minuten schlug Benbow tatsächlich von selber die Augen auf.
Er behielt sie sekundenlang offen, dann schloß er sie wieder, und es schien, als ob er zu atmen auf hörte. Als Renny sich daraufhin besorgt über ihn beugte, zog Benbow blitzschnell die Beine an und rammte ihm beide Füße in den Bauch.
Renny war hart im Nehmen. Aber auf diesen doppelten Fußtritt in den Unterleib war er nicht gefaßt gewesen. »Autsch!« stöhnte er, knickte ein und hielt sich die verletzte Bauchpartie.
Johnny sprang auf Benbow zu, bekam einen Faustschlag an die Kinnlade und taumelte zurück.
Daraufhin schaltete sich der schmächtige Long Tom in den Nahkampf ein. Benbow war inzwischen aus dem Sessel hochgefahren und wollte mit einem Hagel von Fausthieben auf ihn eindringen.
»Um Gottes willen, halten Sie meinen Bruder zurück«, schrie Lam Benbow auf. »Sonst verletzt er Ihren Freund.«
Renny, der sich inzwischen von den Fußtritten wieder erholt hatte, grinste breit. »Warten Sie doch erst einmal ab.«
Tatsächlich griff der schmächtig wirkende Long Tom nur einmal kurz zu, setzte bei Benbow einen blitzschnellen Armhebelgriff an, und mit dumpfem Krach landete Benbow mit dem Rücken auf dem Boden. Gleich darauf kauerte Long Tom rittlings über ihm und holte seinerseits mit der Faust zu einem vernichtenden Schlag gegen Benbows Kopf aus.
»Aufhören!« schrie Lam Benbow. »Sie verletzen ihn sonst!«
Burke Benbow leistete keinen Widerstand mehr, als er aufgehoben und wieder in den Sessel gesetzt wurde. Ungläubig starrte er den scheinbar so schwächlichen Mann an, der ihn mit einem einzigen
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