DS043 - Der gefiederte Krake
bis über den Kopf, ließ nur einen schmalen Schlitz für die Augen und zum Atmen frei und bildete, da die Ärmel der Länge nach an den Seiten angenäht waren, eine wirksame Zwangsjacke, zumal eine weitere Kette um die Brust des Bronzemannes lief.
Lo Lar ging hinüber und sah auf Doc Savage herab. Hilflos wie er war, schien sie doch durch das goldflackernde Auge beunruhigt zu sein, das sie auf ihrer Seite anstarrte. Lo Lars Haltung hatte sich geändert.
Mit Monk und Ham war sie sorglos und hochmütig umgegangen. Bei dem Bronzemann war sie nervös und sogar ein wenig eingeschüchtert.
»Seid ihr sicher«, wandte sie sich ah die Wächter, »daß er die Beine nicht bewegen kann?«
Die Wächter, die ihre Waffen schußbereit auf Doc gerichtet hatten, versicherten ihr, da könnte sie ganz beruhigt sein.
»Laßt euch nicht auf das geringste Risiko ein«, warnte Lo Lar. »Lange brauchen wir ihn sowieso nicht mehr lebend. Dann wird mit ihm und seinen beiden Helfern kurzer Prozeß gemacht.«
Das golden irisierende Auge starrte sie durch den Gesichtsschlitz unverwandt an. Ansonsten zeigte Doc keinerlei Reaktion.
Lo Lar rief dann scharf einen Namen, und ein schmächtiger Polynesier trat ein. Ein Stoß Papiere, den er in der Hand hielt, verriet, daß er eine Art Sekretär war.
»Die World-Air-Lines-Sache ist abgeschlossen«, bemerkte er in akzentfreiem Englisch. »Wir brauchen seinen Daumenabdruck jetzt noch auf dem Auftragsformular, die Aktienmehrheit der Patrick Motor Works aufzukaufen. Auf deren Patentrechte sind wir angewiesen.«
»Das weiß ich«, sagte Lo Lar. »Wir müssen sehen, daß wir damit endlich vorankommen.«
»Es besteht aber eine gewisse Gefahr, daß seine drei restlichen Helfer die Börse beobachten und nur darauf warten, daß dort neue Kaufaufträge von ihm auftauchen«, sagte der Polynesier.
»Natürlich tun sie das«, sagte Lo Lar, »aber sie haben nicht die geringste Chance, die Kaufaufträge zurückzuverfolgen.«
Auf einen Wink von ihr wurde dem Bronzemann der rechte Ärmel unten aufgebunden, wozu die Wächter, ehe sie an Doc herantraten, vorsichtshalber erst ihre Waffen ablegten.
Der polynesische Sekretär brachte ein Stempelkissen zum Vorschein und legte ein mit Schreibmaschine ausgefülltes Wertpapier-Kaufauftragsformular neben Docs Hand auf den Boden. Unter ›Bemerkungen‹ war darin eingetragen, daß Doc vorhatte, die Aktienmehrheit der Patrick Motor Works nur vorübergehend zu erwerben und die Aktien nach Reorganisation und Erweiterung der Gesellschaft zum selben Kurswert an die ursprünglichen Besitzer zurückzuverkaufen. Neben Docs getippter Unterschrift war Platz für seinen Daumenabdruck.
Der Polynesier schickte sich an, Docs rechten Daumen auf das Stempelkissen zu drücken. Was dann geschah, kam blitzartig und für ihn völlig überraschend.
Doc bäumte sich in den Ketten und der Zwangsjacke auf, die ihn am Boden festhielten. Der neben seinem rechten Arm kniende Polynesier wurde zurückgeschleudert, Lo Lar vor die Beine, und riß sie um. Die beiden Wächter sprangen zurück und griffen hastig nach ihren Waffen. Das Auftragsformular aber verschwand während des kurzen Tumults unter Docs rechtem Ärmel.
»Packt ihn!« schrie Lo Lar wütend, nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatte.
Die Wächter legten zögernd die Waffen weg, die sie in Anschlag gebracht hatten, und stürzten sich auf den in Ketten gefesselten Bronzemann, der jetzt jedoch keinen Widerstand mehr leistete, sondern vielmehr völlig reglos dalag.
»Wo ist das Auftragsformular?« fragte Lo Lar.
»Wahrscheinlich liegt er darauf«, sagte der Polynesier.
So war es. Sie zogen es unter seinem rechten Ärmel hervor, und niemand fragte sich, wie und warum es gerade dorthin gekommen war.
Docs rechter Daumen wurde erst auf das Stempelkissen und dann auf das Auftragsformular gedrückt. Erleichtert traten dann alle von der liegenden Gestalt des Bronzemannes zurück.
Kurz darauf verließ ein Bote in einem Beiboot die Jacht, die etwa zwei Kabellängen vom Manhattan-Ufer verankert lag. Eine halbe Stunde später stieg er an einer U-Bahn-Station in der Nähe der Wall Street aus und betrat ein Maklerbüro.
Es war nur ein kleines Büro, und der durchaus ehrliche Makler war entzückt, für einen Mann wie Doc Savage einen Großauftrag erledigen zu dürfen. Da der Bote, ein Weißer, konservativ wie ein Wall-Street-Bote gekleidet war, verwunderte es den Makler auch nicht, als der Mann aus einem Geldgürtel, den er unter seinem
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