DS046 - Tod aus dem Vulkan
passen«, berichtete der Mann. »Der Chef sagt, ihr sollt ihn nicht aus den Augen lassen.«
Wieder nagte das Mädchen an der Unterlippe, ihr Gesicht war kalkweiß geworden. Anscheinend beherrschte sie sich nur mühsam. Ihre Hände zitterten; plötzlich hatte sie Blutstropfen an der Lippe.
»Ich habe hier auch noch was zu sagen!« erklärte sie schrill. »Ich kann es sofort tun ...«
Ehe ihr Bruder sie daran hindern konnte, rannte sie zum Funkgerät. Monk und Ham stellten erstaunt fest, daß sie damit routiniert umgehen konnte.
»Chef«, sagte sie ins Mikrophon, »hier ist Bess. Sie waren bei allen unseren Operationen dagegen, daß jemand umgebracht wird! Sie waren immer der Meinung, daß ein Mord eine Dummheit ist, weil man sich damit unvermeidlich die Polizei auf den Hals holt. Wieso haben Sie jetzt Ihre Ansicht geändert?«
Sie lauschte, dann nahm sie langsam die Kopfhörer ab. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Buddy Baldwyn gab den Männern ein Zeichen, sie hoben Monk, Ham und Renny auf und schleppten sie fort. Monk blickte zu dem Mädchen; ihr Mut hatte ihn beeindruckt. Er hatte keineswegs mit dem Leben abgeschlossen. Er war entschlossen, den Gangstern einen Kampf zu liefern, den sie so bald nicht vergessen würden, und bedauerte nur, daß der bärenstarke Renny anscheinend immer noch bewußtlos war. Er sah, wie Baldwyn und das Mädchen miteinander sprachen, aber was sie sagten, bekam er nicht mit. Die Entfernung war schon zu groß.
»Was hat er gesagt, Schwester?« erkundigte sich Baldwyn.
»Nichts«, sagte Bess heiser. »Er hat nur gelacht.« Baldwyn legte ihr einen Arm um die Schultern.
»Dieser Liliputaner ist die gefährlichste Kreatur, die es je gegeben hat«, sagte er sanft. »Gib acht, daß du dich nicht mit ihm anlegst. Ich könnte dir dann auch nicht helfen.«
Das Mädchen nickte. Sie unterdrückte ein Schluchzen.
Sie hatte noch die Pistole in der Hand, sie hatte vergessen, sie wieder einzustecken. Gedankenlos kniete sie sich zu Doc Savage und starrte ihn bekümmert an.
»Ich verstehe es nicht«, sagte sie tonlos. »Wieso ist er immer noch ohnmächtig ...«
Doc packte blitzschnell zu und nahm ihr die Pistole ab.
Das Mädchen prallte zurück, ihre Augen wurden groß und rund.
»Oh!« sagte sie fassungslos.
Doc ließ die Pistole durch die Luft wirbeln und traf Buddy Baldwyns Magengrube. Baldwyn preßte beide Hände an die beschädigte Stelle und verbeugte sich tief.
»Oh!« sagte er ebenfalls.
Die Pistole klapperte zu Boden, Bess betrachtete verwirrt ihre leere rechte Hand. Alles war so schnell gegangen, daß Bess nicht recht begriffen hatte, daß Doc mit ihrer Pistole nach ihrem Bruder geworfen hatte.
Buddy Baldwyn langte nach seinem Schießeisen im Hosenbund, aber Doc kam ihm zuvor. Er schnellte hoch, warf sich auf Baldwyn und faßte kräftig zu. Baldwyn war ein geübter Schläger; er hatte die härteste Schule der Welt absolviert, nämlich die New Yorker Unterwelt, aber Doc kannte Tricks, die denen der Unterwelt überlegen waren.
Er schlang seine Arme um Baldwyn und preßte ihm die Rippen zusammen. Baldwyn ächzte und versuchte, Doc mit der Stirn auf die Nase zu hämmern, Doc bog den Kopf zur Seite. Er rammte sein Kinn gegen Baldwyns Halsschlagader, und Baldwyn schrie vor Schmerz auf. Er riß sich los. Sein Seidenhemd ging in Stücke, und plötzlich hatte Doc die Fetzen und einige Fladen von Baldwyns sonnenverbrannter Haut in den Händen. Doc warf das Hemd fort, und Baldwyn griff mit den Fäusten an. Doc parierte drei Hiebe mit Unter- und Oberarmen, dann landete er selber einen Schlag. Baldwyn fiel auf den Rücken.
Doc drang auf ihn ein, und Baldwyn brachte die Füße hoch. Er traf Doc unter’m Kinn, aber Doc hatte sich soweit zurückgebogen, daß der Tritt ohne Wirkung blieb.
Baldwyn kam wieder hoch, er arbeitete weiter mit den Füßen. Doc unterlief ihn und schleuderte ihn noch einmal zu Boden, und diesmal blieb Baldwyn unten, denn Doc ließ sich auf ihn fallen. Er setzte einen tückischen halben Nelson an, und Baldwyn klopfte verzweifelt mit beiden Händen auf die Vulkanasche, mit der die Erde bedeckt war, und jammerte.
Das Mädchen hob die Pistole und zielte auf Doc.
»Lassen Sie ihn los!« kommandierte sie.
Baldwyn schielte kläglich zu seiner Schwester.
»Nicht schießen!« stöhnte er. »Er kann mir das Genick brechen, bevor er stirbt!«
Das Mädchen stand da, ohne sich zu bewegen, und starrte auf Doc und Buddy Baldwyn. Eine ganze Weile stand sie so, schließlich atmete
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