DS046 - Tod aus dem Vulkan
Akten ausführlich zu studieren.«
Johnny nickte und zog sich mit der Mappe hinter den eingelegten Tisch und zum Telefon zurück. Doc und die Baldwyns traten auf den Korridor. Mit einem der Lifts fuhren sie nach unten. Der Expreßlift, den Doc auf eigene Kosten hatte einbauen lassen, blieb im allgemeinen ihm und seinen Gefährten Vorbehalten. Johnny hatte sich eben noch einmal in die Abbildung der ›Seventh Wind‹ vertieft, als er von der Straße einen Schuß hörte.
Er spähte aus dem Fenster, aber von hier oben war nicht viel zu erkennen. Er sah nur, daß von allen Seiten Passanten zusammenströmten.
Johnny stürzte zum Expreßlift hinaus. Sekunden später war er in der riesigen Halle des Hochhauses. Er stürmte an der Portiersloge vorbei zur Straße.
Doc lag auf dem Rücken auf dem Bürgersteig; aus einer Wunde an seinem Hinterkopf floß Blut. Die beiden Baldwyns waren nirgends zu entdecken.
13.
Zwei dicke Männer kamen hinter einem parkenden Wagen hervor, wo sie in Deckung gegangen waren, als der Schuß fiel. Sie starrten auf Doc und zitterten, obwohl sie doch als New Yorker an Schießereien am hellen Tag und auf offener Straße hätten gewöhnt sein müssen.
»Ein Mann und eine Frau«, sagte einer von ihnen entsetzt.
»Der Mann war gefesselt«, sagte sein Partner.
»Die Frau hat einen Revolver aus der Handtasche gezogen.«
»Sie hat auf diesen Mann geschossen!«
»Der Mann ist Doc Savage, ich habe sein Bild in der Zeitung gesehen. Ob er tot ist?«
Der andere wußte es nicht. Die beiden Männer gesellten sich zu den übrigen Gaffern. Als Johnny zu ihnen trat, kam neben dem Menschenauflauf ein Streifenwagen zum Stehen, zwei Verkehrspolizisten trabten heran; die Sirene einer Ambulanz war zu hören, dann kam ein zweiter Streifenwagen. Ein Taxi versuchte sich einen Weg durch das Gedränge zu bahnen, der Fahrer schielte zu Doc und rammte einen Laternenpfahl. Die beiden Verkehrspolizisten schrieben ihn unverzüglich auf.
Die Ambulanz hielt mit kreischenden Bremsen, Männer in weißen Kitteln und mit einer Tragbahre sprangen heraus. Ein Souvenirjäger zog ein Klappmesser aus der Tasche, um ein Stück von Docs Krawatte abzuschneiden, Johnny trat ihm eben noch rechtzeitig in den Hintern. Die Männer in den Kitteln legten Doc auf die Bahre, während die Polizisten sich durch das Getümmel drängten und wahllos Handschellen verteilten. Wer nicht der Tat verdächtig war, konnte der Gerechtigkeit wenigstens als Zeuge dienen, und die Polizisten wußten, daß Amerikaner in den Großstädten nicht nur ungern mit Gerichten zu tun hatten, sondern sich grundsätzlich vor Aussagen scheuten, die ihnen Repressalien der Unterwelt eintragen konnten.
Johnny schrie den Polizisten eine Beschreibung der Baldwyns zu, die einer der Polizisten notierte, gleichzeitig versuchten die Männer in den Kitteln, Doc in den Wagen zu hieven.
»Bitte nicht«, sagte Doc schwach. »Kein Krankenhaus. Bringen Sie mich in meine Wohnung.«
Die Männer transportierten ihn ins Foyer und versuchten die Bahre in den Lift zu bugsieren. Sie taten sich schwer damit, denn die Bahre paßte nicht hinein. Gleichzeitig rollte draußen die Feuerwehr an, die ein Übereifriger alarmiert hatte, obwohl es doch nirgends brannte.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Doc leise zu den Männern mit der Bahre, »möchte ich gern aufstehen.«
Sie ließen ihn gegen ihre Überzeugung aufstehen. Doc und Johnny fuhren mit einem der gewöhnlichen Lifts nach oben, aber sie waren nicht allein. Ein Rudel Reporter hatte sich ihnen angeschlossen. Zwanzig Minuten später hatte Doc sich ein Pflaster auf die Verletzung geklebt und eine Tablette geschluckt, und Johnny vertrieb die letzten Journalisten aus dem Empfangszimmer.
»Du hättest nichts erzählen sollen«, sagte er mißgelaunt zu Doc, als die Männer endlich draußen waren. »Sonst hast du es dir doch zum Prinzip gemacht, die Presse erst einzuschalten, wenn ein Fall abgeschlossen ist ...«
»Diesmal ist es anders«, erklärte Doc, »immerhin sind mir die Baldwyns entkommen. Mit der Hilfe der Presse wird es vielleicht gelingen, sie wieder einzufangen.«
»Na ja ...« Johnny war sehr unzufrieden. »Aber jetzt werden sämtliche Verbrecher begreifen, daß du nicht unfehlbar bist. So etwas kann unangenehme Folgen haben.«
»Natürlich bin ich nicht unfehlbar.« Doc lächelte. »Niemand ist unfehlbar. Wichtig ist nur, daß man seine Fehler rechtzeitig bemerkt und wieder ausbügelt.«
Vorsorglich
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