DS049 - Das Monster auf der Kuppel
verschiedene Geräte entnahm, die er, soweit sie darin Platz fanden, in den Taschen der Weste verstaute, die er unter seinem Jackett trug. Ebenso hielt es der Bronzemann für ratsam, seine kugelsichere Weste anzulegen.
Ham hatte noch eine weitere dringende Frage. »Doc, es ist wegen Long Tom. Ist er wirklich ...« Der Anwalt brachte nicht über sich, das Wort »tot« auszusprechen.
Aber Doc schüttelte den Kopf. »Wir haben das Loch im Stollenboden genau untersucht. Es waren nur Wasser und herabgefallenes Gestein darin. Von Long Tom keine Spur.«
»Aber wie, zum Teufel, soll er denn dort ...« setzte Ham an.
»Vielleicht werden wir darauf schon bald eine Antwort erhalten«, sagte der Bronzemann und ließ ihn stehen.
Ein paar Minuten später überquerte Doc die
Bridge of Wheels
, eine futuristische Konstruktion über einer belebten Durchfahrtsstraße, die das Weltausstellungsgelände durchschnitt. Auf der anderen Seite lag die Autohalle mit den beiden Zierteichen. In einen dieser Teiche war das Ungeheuer mit Monk gesprungen.
Die Zierteiche waren von Büschen und Gartenanlagen umgeben, und Doc war dort im Dunkeln gänzlich unbeobachtet. Er entnahm seiner Spezialweste ein seltsames Gerät, das wie eine kleine altmodische
laterna magica
aussah. Mit dem Gerät in der Hand umging er vorsichtig einen der Teiche.
Die Wasserspuren, die das Monstrum hinterlassen hatte, als es Monk herausschleppte, waren natürlich längst eingetrocknet, und doch hatte der Bronzemann nach ein paar Augenblicken die Spur wiedergefunden. Das Gerät in seiner Hand war ein Ultraviolettlichtstrahler, aber der würde nichts genützt haben, wenn eines nicht gewesen wäre: Die Chemikalien, die Monk stets bei sich trug.
Wenn Monk bei Bewußtsein gewesen war, konnte man fast darauf wetten, daß er eines der Chemikalienfläschchen geöffnet und den Inhalt auf seinen Kidnapper gegossen hatte, was dann im Licht eines Ultraviolettstrahlers eine unauslöschliche Spur hinterlassen würde.
Und ganz deutlich fluoreszierten da auch Abdrücke am Rand des Teiches, Abdrücke von riesigen Füßen oder Tatzen. Sie führten quer über den Rasen davon, hinter Ausstellungshallen vorbei, einen langen flachen Hang hinunter zu einem ganzen künstlichen See, der dort eigens für die Weltausstellung angelegt worden war und fast eine Meile lang war.
Die Fußspuren führten dann aber vom Seeufer wieder weg, wobei sie sich abseits von allen Gebäuden hielten. Doc fand sich schließlich auf einem übriggebliebenen Teil der Flushing-Wiesen wieder, auf denen die Weltausstellung erreichtet worden war. Die Spur endete an einem eisernen Kanaldeckel, mitten in einer Wiese.
Der Ultraviolettlichtstrahler zeigte aber noch etwas anderes. Handabdrücke an dem Kanaldeckel, so groß, daß kein normaler Mensch sie hinterlassen haben konnte. Sie waren so verwischt, daß man aus ihnen keine weiteren Schlüsse ziehen konnte – aber Doc war klar, daß das merkwürdige Wesen hier unter die Erde gegangen sein mußte.
Der Kanaldeckel hatte mehr als einen Meter Durchmesser und bestand aus zolldickem Gußeisen, aber Doc hob ihn an, als handelte es sich um einen leichten Topfdeckel.
Drinnen führte eine Eisenleiter in die Tiefe, aus der Doc eine stickige feuchte Hitze entgegenschlug. Offenbar verlief dort unten die Fernheizleitung, die die Weltausstellungsgebäude mit Wärme versorgte, und wahrscheinlich auch die Stromleitungen, denn nirgendwo auf dem Ausstellungsgelände waren überirdisch geführte Kabel zu erkennen.
Tief unten in der schwarzen Tiefe war eine piepsige Stimme zu hören: »Gottallmächtiger, wie komme ich bloß aus diesem verfluchten Türkischen Bad wieder raus?«
Es war Monk.
Doc leuchtete mit einer Stablampe die Eisenrungenleiter nach unten ab. Sie endete – in mehr als Kopfhöhe, deshalb hatte Monk sie im Dunkeln nicht finden können – in einem kreisrunden Raum, dessen Wände mit dicken Rohren und mächtigen Ventilhandrädern bespickt waren. Die Rohre waren zwar wärmeisoliert, gaben aber trotzdem soviel Hitze ab, daß die feuchte Luft unten zum Ersticken heiß sein mußte. Und in diesem Gewirr von Rohren und Ventilrädern war Monk blind herumgetappt und hatte verzweifelt nach einem Ausweg gesucht.
»Doc!« rief er entzückt. »Verflixt, ich dachte schon, ich sei geliefert! Seit mehr als ’ner Stunde versuch’ ich schon, aus diesem dante’schen Inferno herauszukommen!«
Monks kleine Augen wirkten rot entzündet, als er in das Licht von Docs Stablampe starrte,
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