DS056 - Der schwarze Tod
Scheinwerferlicht auf, in dem das Wasser eines kleinen Sees blitzte.
Am Ufer dieses Sees duckte sich ein Herrenhaus. Mit den Flügeln, die es wie Gliedmaßen von sich streckte, wirkte es wie ein kauerndes dunkles Ungeheuer.
Das dunkle alte Haus hatte sogar Augen. Zwei nebeneinanderliegende erleuchtete Fenster im Erdgeschoß, während die sonstigen Fenster zumeist durch Läden verschlossen waren. Wahrscheinlich gehörten die beiden hellen. Fenster zu dem Wohnzimmer, in dem sich Anthony Hobbs erhängt hatte.
Doc schaltete seine Scheinwerfer aus. Gleichzeitig setzte er sich eine große sperrige Lichtwandlerbrille auf und legte am Armaturenbrett einen Schalter um. Zwischen zwei verwitterten Torpfosten hindurch lenkte er seine Limousine in eine gewundene Zufahrt.
Der Wachmann in dem Wagen hinter ihm stieß einen Fluch aus. Er hatte sich nach Docs Wagenlichtern gerichtet; jetzt waren sie verschwunden. Er fuhr nur noch im Schrittempo, um nicht etwa in Docs Wagen hineinzufahren. Vor den Steinpfeilern der Einfahrt hielt er an.
Indessen glitt Doc die Auffahrt entlang, die er durch seine Lichtwandlerbrille im Infrarotscheinwerferlicht seines Wagens vor sich liegen sah. Bis zu dem verlassenen Haus des Millionärs Hobbs war es fast eine halbe Meile. Nachdem er die beiden erleuchteten Fenster gesehen hatte, wollte er sich unbemerkt nähern.
In Docs Infrarotlicht tauchte plötzlich ein Tourenwagen auf, der mit halsbrecherischer Geschwindigkeit die Zufahrt vom Haus her entlang jagte, dazu noch ohne Licht. Doc hatte zwar bemerkenswert gute Reflexe, aber auf den wenigen verbleibenden Metern hatte er auf der einspurigen Zufahrt nur noch die Möglichkeit, abzubremsen. Denn auf der einen Seite ging es steil zum Seeufer hinunter, und auf der anderen Seite standen Bäume. Doc bedauerte jetzt, ohne normales Licht gefahren zu sein, aber selbst das noch zu ändern, blieb keine Zeit mehr.
Metall knirschte, als der Tourenwagen frontal in seine Limousine hineinkrachte und deren Motorhaube hochstaute, um dann regelrecht auf Docs Wagen draufzukriechen. Doc riß sich die Lichtwandlerbrille herunter und warf sich auf dem Vordersitz zur Seite. Der Tourenwagen drückte das kugelfeste Dach seiner Limousine herunter und klemmte ihn auf den Vordersitzen ein.
Der Flammenblitz einer Explosion schoß zum Nachthimmel empor. Der Benzintank des Tourenwagens war hochgegangen. Zum Glück war Docs Wagen weitgehend feuersicher. Brennbar waren nur das Benzin im Tank und die Reifen. Deren schwarzer beißender Qualm drang zu den offenen Wagenfenstern herein. Doc mußte seine immensen Kräfte bis zum Äußersten anstrengen, um das Wagendach soweit hochzustemmen, daß er sich zwischen Armaturenbrett, Vordersitzen und Wagendach herauszwängen konnte.
Der Privat-Cop war nach der Explosion mit seinem Wagen die Zufahrt entlanggejagt. In einiger Entfernung hatte er gehalten und kam angerannt, den gezogenen Revolver in der Hand, gerade in dem Augenblick, da es Doc geschafft hatte, sich aus seinem Wagenwrack herauszuarbeiten, im Gesicht und an den Händen angesengt, aber ansonsten unverletzt.
»Es ist zu spät, den Fahrer rauszuholen«, sagte Doc. »Er kam ohne Licht vom Haus her.«
Die Benzinflammen erstarben rasch wieder. Der Wächter stellte sich auf die Zehenspitzen und sah in den Tourenwagen hinein. Er wurde kalkweiß im Gesicht.
»D-da ist überhaupt niemand drin«, stammelte er. »Und wie soll er auch rausgekommen sein? Gefällt mir nicht, ganz und gar nicht!«
Doc war dabei, seine verkrampften Muskeln zu lockern. Seine Rippen fühlten sich an, als seien sie ihm eingedrückt worden, aber als er tief durchatmete, spürte er keine weiteren Schmerzen. Er ging um die Wagenwracks herum.
In weiterem Umkreis des ausgebrannten Tourenwagens lag Tau auf dem Gras am Rand der Zufahrt. Doc nahm eine Streudose zur Hand, aus der er ein gelbliches Kristallpulver verstäubte. Am Boden begannen daraufhin fluoreszierende Fußspuren aufzuglühen. Sie zeigten, daß sich der Fahrer des Tourenwagens doch aus dem brennenden Wagen hatte retten können und zwischen die Bäume gerannt war.
Kurz vor dem Zusammenstoß hatte der Bronzemann in dem Infrarotlicht hinter der Windschutzscheibe ein Gesicht gesehen. Es hatte die Züge Arthur Jotthers getragen. Offenbar war es Jotther gelungen, rechtzeitig von der Insel in Spades Zierteich herunterzukommen, ehe sie von der Explosion zerrissen worden war.
Doc schickte den Privatpolizisten weg, um telefonisch Hilfe herbeizuholen. Ehe die
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