DS059 - Der lachende Tod
füttern. Er machte ein befriedigtes Gesicht, als er herauskam.
»Bub ruft mich zurück«, sagte er.
»Wie lange kann das dauern?« verlangte Batavia zu wissen.
»Eine Stunde vielleicht.«
»Dann warten wir hier.«
Sie setzten sich in der zu dieser Stunde fast leeren Hotelhalle in eine dunkle Ecke.
»Sind Sie auch sicher, daß der Knilch in Washington sein Geschäft versteht?« knurrte Batavia, nachdem sie eine Weile still dort gesessen hatten.
»Bub ist kein Knilch, sondern mein Bruder«, entgegnete der Seismographenexperte gereizt.
Batavia hielt es für ratsam, vorerst lieber nachzugeben. Die Stunde verging, und immer noch hatte in der Zelle nicht das Telefon geklingelt. Von draußen drang das Grollen eines Gewitters herein, und es begann wieder zu regnen. Dann läutete endlich das Telefon in der Zelle; der Seismographenexperte ging hinein. Es war sein Bruder in Washington.
Er lachte mehrmals laut auf, während er mit ihm redete. Dann kam er heraus, lachte und sagte: »Perfekt hat das hingehauen.«
»Hatte er irgendwelche Schwierigkeiten, an den Seismographen in Washington heranzukommen?« fragte Batavia.
»Nicht die mindesten. Er hatte sich die Schlüssel beschafft.« Der Experte lachte wieder. »Ich hatte ihm vorher die genaue Zeit durchgesagt, und auch der Washingtoner Seismograph zeigt jetzt für dieselbe Sekunde ein Beben an. Wissen Sie, langsam beginnt mir die Sache Spaß zu machen.«
»Und Sie sind wirklich sicher«, sagte Batavia, »daß dies die einzigen Seismographen in diesem Teil der Staaten sind?«
»Die einzigen, die zur Zeit in Betrieb sind«, sagte der Experte.
»So, damit hätten wir dann also unsere Erdbeben arrangiert«, erklärte Batavia.
5.
Der nächste Fall von gespenstischem Kichern passierte gegen neun Uhr am darauffolgenden Abend. Die Zeitungen erfuhren aber erst später davon. Diesmal erschien auch kein kichernder Geist. Ein Mann zog sich einfach nur das Kichern zu.
Er war kein sehr glücklicher Mann, was sein Kichern um so überraschender machte.
Er hatte in New Jersey einen Delikatessenladen, den er bis in die späten Abendstunden offen hielt. Der Laden lag ganz in der Nähe seiner Wohnung, so daß er zum Essen nach Hause gehen konnte, wobei er immer den Abkürzungsweg über ein leeres Grundstück nahm, das dicht mit Unkraut bewachsen war.
Auch an diesem Abend schlug er den gewohnten Abkürzungsweg ein, und weil er ein Gesundheitsfanatiker war, ging er stets mit vorgewölbter Brust und atmete tief durch. Einen Geist sah er nicht.
Gleich nachdem er das unkrautüberwucherte Grundstück überquert hatte, begann er zu kichern, zunächst verhalten. Als er zu Hause anlangte, setzte er sich auf seine Veranda und kicherte laut. Er kicherte, bis er sich die Flanken halten mußte, aber dabei stand nicht Freude, sondern zunehmende Panik in seinem Gesicht.
Seine Frau, ein Walküre-Typ von sehr resoluter Art, kam auf die Veranda und fragte ihn, was er denn so komisch fände. Als er ihr darauf keine Antwort geben konnte, versetzte sie ihm einen Tritt vors Schienbein.
Daraufhin kippte er vornüber zu Boden, fuhr fort, sich vor Kichern zu schütteln, und flehte: »Ho-ho-hol einen Arzt!«
Seine Frau hielt nichts von Ärzten. Sie schleppte ihn ins Schlafzimmer und behandelte ihn mit den guten alten Hausmitteln, Rizinusöl, Eisbeutel, Riechsalz und einem heißen Fußbad. Bis Mitternacht war sein Zustand so schlimm geworden, daß seine Frau es nun doch mit der Angst bekam und nach einem Krankenwagen telefonierte.
Die Sanitäter schauten verwundert, als sie den sich vor Kicherkrämpfen schüttelnden Delikatessenhändler auf der Bahre zum Krankenwagen trugen. Mit Sirenengeheul jagten sie zum Krankenhaus.
Im Krankenhaus schauten auch alle Ärzte verwundert.
Der kichernde Kaufmann wurde in den Diagnoseraum gerollt, wo er geröntgt wurde, Blut abgezapft bekam und auf seine Reflexe getestet wurde. Immer mehr Ärzte wurden hinzugeholt.
Am Ende standen alle im Kreis um den Patienten herum und schüttelten die Köpfe. Der kichernde Kaufmann stellte sie vor ein Rätsel.
Das Rätsel wurde noch größer, als im Lauf des nächsten Tages fünf weitere Patienten mit Kicherkrämpfen eingeliefert wurden.
Dann bekamen die Zeitungen Wind von der Sache. In den Redaktionen war es ein stiller Tag gewesen. Die internationale Situation war ruhig, der Aktienmarkt stationär, und den ganzen Tag über hatte es nicht einen einzigen interessanten Mord gegeben. Gewiß, in New Jersey war eine alte
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