DS069 - Die Höhlenmänner von Crescent City
erlogen.«
»Halten Sie den Mund«, sagte Vee Main. »Ich muß jetzt erst mal telefonieren.«
Die junge Frau und die drei Männer gingen davon und ließen tiefe Stille und den harzigen Geruch von frischgeschnittenem Holz zurück. Es war so still geworden, daß ein Stachelschwein, das sich in der einen Ecke des Timberdocks einen Schlafplatz gesucht hatte, dies für eine günstige Gelegenheit hielt, davonzutrotten und sich nach einem anderen Lager umzusehen, wo es weniger oft gestört wurde.
»Sieht so aus«, sagte Don Worth, »als ob sie uns tatsächlich nur gekidnappt haben, um herauszufinden, was wir wissen.«
»Ja, vielleicht tappen sie ebenso im dunklen wie wir«, sagte Elmer, »und versuchen nur, durch uns mehr zu erfahren.«
»Und wenn sie meinen, daß sie aus uns herausgebracht haben, was wir wissen, machen sie uns vielleicht für immer stumm.«
»Du meinst, dann killen sie uns?« knirschte Don.
»He«, schaltete sich Funny ein. »Redet so etwas nicht herbei.«
Sie schwiegen betreten. Vom Dach hörten sie ein leises kratzendes Geräusch, aber das stammte wohl nur von einem Eichhörnchen.
»Wir waren bisher so aufgeregt, daß wir etwas vergessen haben«, durchbrach Don endlich die Stille.
»Was meinst du?«
»Die metallene Einlegesohle, die mir Doc Savage für meinen Schuh gegeben hat.«
»Ja, komisch, daß uns das nicht eher eingefallen ist«, sagte Funny Tucker. »Jetzt ist es zu spät.«
»Es braucht noch nicht zu spät zu sein«, sagte Elmer. »Sieh doch mal, ob du mit der Hand bis an deinen Schuh kommst, Don.«
»Ausgeschlossen«, versicherte ihm Don.
Es bestand aber die Möglichkeit, daß er mit dem einen Schuh den anderen abstreifte. Don geriet regelrecht ins Schwitzen, bis er das geschafft hatte.
»Hältst du dich für einen guten Baseballcatcher, Elmer?« fragte er.
»Vielleicht würde es sogar für die Profiliga reichen«, entgegnete Elmer nicht gerade bescheiden. »Wartet nur, vielleicht werd’ ich auf diese Weise noch einmal das große Geld machen.«
»Dann versuch’ jetzt einmal, meinen Schuh aufzufangen«, sagte Don, »wenn ich ihn dir mit den Zehen zuschlenze. Meinst du, das würdest du schaffen?«
Sie waren nur wenige Meter voneinander angebunden, aber jetzt kam es ihnen viel weiter vor.
»Ich kann es ja immerhin versuchen«, sagte Elmer.
Don probierte das Schlenzen mit den Zehen erst ein paarmal ohne Schuh, dann, das entscheidende Mal, mit dem Schuh.
»Hab’ ihn!« rief Elmer aus. »Na, war das nicht gekonnt?«
»Zieh die Einlegesohle heraus und reiß die Lasche an der Seite ab, wie Doc Savage gesagt hat.«
Bevor Elmer das mit gefesselten Händen geschafft hatte, schwitzte auch er. Es war ein Verschluß ähnlich dem an einer Sardinenbüchse.
Ein schrecklicher Gestank begann von dem als Einlegesohle getarnten Gerät auszugehen.
»Los, wirf es schnell aus dem Timberdock heraus«, sagte Don. »Möglichst weit ins Freie hinaus, soweit du nur kannst.«
Mit gefesselten Händen war das fast noch schwieriger. Elmer biß die Zähne zusammen und warf das Ding. Es landete auf einem Haufen rostiger Eisenketten, lag da im Sonnenlicht und gab seinen merkwürdigen Geruch ab.
»Der Gestank könnte ja Tote aufwecken«, japste Funny Tucker.
10.
Die vergangenen paar Stunden hatten Doc Savage zwei ernste Sorgen gebracht. Zum einen war er mehr und mehr beeindruckt vom Ernst der Situation in Crescent City.
Namenloser Terror hatte die Stadt erfaßt und griff immer noch weiter um sich, woran nicht zuletzt die Zeitungen schuld waren. Sie spielten die Sache hoch, statt auf die Bevölkerung beruhigend einzuwirken und sie zur Besonnenheit zu mahnen. Als Folge davon waren nicht nur die von Crescent City wegführenden Buslinien auf Tage ausgebucht, sondern auch die wenigen verkehrenden Züge. Möbeltransportunternehmen konnten den Andrang ebenfalls nicht mehr bewältigen. Viele verließen die Stadt einfach per Lastwagen, auf die sie ihre Habe gepackt hatten.
Die Sache war jedenfalls längst aus dem Stadium heraus, wo man noch über sie lachen konnte.
Irgendwie sickerte durch, daß Marcus Gilds Sammlung von goldenen Statuetten kleiner Männchen aus ihrer Vitrine verschwunden war. Normalerweise würde das eine einfache Diebstahlsache gewesen sein. Aber unter diesen besonderen Umständen war es weit mehr.
Als Marcus Gild am Mittag sein Büro in der First Bank of Crescent verließ, erwartete ihn eine aufgebrachte Menge und bewarf seinen Wagen mit Ziegelsteinen. Nur die Tatsache,
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