DS076 - Angriff aus der Tiefe
auf ein wackliges Bett in einem schäbigen kleinen Zimmer, das aber makellos sauber war. Er klopfte dem Jungen den Brustkorb ab, hielt inne, klopfte noch einmal. Der Junge hatte beidseitige Lungenentzündung.
Der Bronzemann holte ein Glasröhrchen aus der Westentasche, das Antibiotikatabletten enthielt. Er schüttete sie der Mutter in die Hand. »Geben Sie ihm davon dreimal am Tage zwei.« Doc zog ein anderes Fläschchen aus der Tasche. »Dies sind konzentrierte Sauerstofftabletten. Wenn man sie anfeuchtet, wird der Sauerstoff frei. Wir nehmen sie in den Mund und verwenden sie dazu, länger unter Wasser schwimmen zu können. Eigentlich gehörte der Junge an ein Atemgerät angeschlossen. Dies ist der nächstbeste Ersatz. Feuchten Sie sie an, schmieren Sie dem Jungen den Brei auf die Brust, so daß er die Dämpfe einatmet. Haben Sie alles verstanden?«
Die Mutter nickte, verharrte aber in Schweigen.
Doc wandte sich an Rowe. »Kommen Sie nach draußen.«
Rowe folgte ihm, packte ihn am Arm und japste: »Hat der Junge noch eine Chance, zu überleben?«
»Eine recht gute sogar«, sagte der Bronzemann.
Jenseits der Straße schüttete eine Eimerkette Wasser auf das brennende Dach und hatte es fast schon gelöscht.
Die drei Reiter lagen immer noch dort, wo sie hingestürzt waren. Sie würden noch eine ganze Zeit dort liegen, wenn niemand sie wegtrug.
»Müssen Sie all das widerspruchslos ertragen?« fragte Doc.
»Was können wir schon tun?« Rowe biß sich auf die Lippen.
Doc zeigte auf die bewußtlosen Reiter. »Die haben, genau wie Sie und ich, Knochen, die sich brechen lassen.«
»Ja, schon«, gab Rowe zu. »Aber es sind ihrer zu viele, sie haben Waffen, und dann sind da die Hunde. Vergesset die nicht. Mit denen reiten sie allnächtlich Patrouille. Und wenn die Hunde einen Mann erwischen ...« Er schauderte so heftig zusammen, daß Doc unwillkürlich die Hand ausstreckte, um ihn zu stützen. Er sagte zu ihm: »Sie sprechen ein recht modernes Englisch.
»Die meisten von uns tun das«, sagte Rowe.
»Die im Schloß aber nicht.«
»Das sind die Ungebildeten unter uns«, erklärte Rowe grimmig. »Die waren deshalb auch die ersten, die bei der Teufelssache mitmachten.«
»Was ist mit dem namens Prinz Albert?«
»Der ist kein Eingeborener. Er kam auf die Insel als – als all dies begann.«
»Und Henry?«
Rowe runzelte die Stirn. »Es gibt hier viele namens Henry. Das ist bei uns ein beliebter Vorname. Ich weiß nicht, welchen Sie meinen.«
Doc ließ das Thema fallen.
»Und was ist mit der Herzogin Portia?« fragte er. Rowe spuckte aus. »Das ist ein Teufel im Weiberrock! Sie ist für all dies verantwortlich.«
Das Feuer war inzwischen vollends gelöscht worden. Mit ihren leeren Eimern umringten die Feuerbekämpfer jetzt Doc Savage und Rowe. Noch andere Dorfbewohner gesellten sich dazu, standen in einem großen Kreis herum und starrten, aber minutenlang sagte keiner ein Wort.
Dann erklärte einer von ihnen Doc heiser: »Sie sollten jetzt lieber um Ihr Leben rennen!«
Rowe packte wieder Docs Arm. »Ja, er hat recht. Sie werden nachforschen kommen, was aus den dreien geworden ist, die Sie überwältigt haben. Und sie werden die Hunde mitbringen.«
Der ganze Ring von ängstlichen Gesichtern nickte bestätigend.
»Werden Sie euch etwas tun?« fragte Doc. Betretenes Schweigen war die Antwort.
»Nun, werden sie das?« fragte Doc scharf.
»Sie werden einige von uns auspeitschen«, gab Rowe zu.
»Und ihr werdet es geschehen lassen?«
Rowe schluckte schwer. »Ja.«
»Warum?«
Rowe krallte seine Finger in den Arm des Bronzemanns. »Sie verstehen das nicht«, sagte er. »Es ist
nicht so, daß wir niemals versucht hätten, uns zu wehren. Aber sie haben Waffen, und jene Hunde. Und sie sind doppelt so viele wie wir. Deshalb können wir nichts gegen sie tun.«
Der ganze Ring von Gesichtern nickte kläglich. Ein anderer Mann sagte: »Wenn sie genug Schätze von Schiffen geplündert haben, werden sie vielleicht von selber Weggehen.« Dies war wohl eine verzweifelte Hoffnung, die alle rechtschaffenen Inselbewohner beseelte.
Doc Savage ließ seine goldflackernden Augen von einem zum anderen gleiten, um zu ergründen, wie weit sie sich schon solchem Fatalismus ergeben hatten.
»Wie steht es mit Schiffen?« fragte er. »Sicher legen hier mitunter doch Schiffe an.«
»Zwei sind im letzten Jahr gekommen«, gab Rowe zu. »Man erklärte den Kapitänen, daß es hier nichts zum Handeln gäbe. Man gab ihnen Trinkwasser,
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