DS076 - Angriff aus der Tiefe
einen Torwächter gab, würde Docs Plan zunichte werden, den Eindruck zu erwecken, als ob alle Gefangenen aus dem schloß ähnlichen Bau geflohen waren. Aber eine solche zweite Wache schien es nicht zu geben, und niemand beobachtete wohl auch von den Fenstern die Zufahrt, denn es wurde kein Alarm gegeben.
Das Schloß – so mußte man es tatsächlich bezeichnen – stand auf einem Felssockel, und offenbar konnte man nur über diese eine Zufahrt zu ihm gelangen, die aus dem Felsgestein herausgehauen worden war. In Docs Bronzezügen stand Besorgnis, denn vor ihm lag immer noch die Zugbrücke mit ihren Brückenwächtern.
Als sich Doc der Zugbrücke näherte, hielt er sich unmittelbar neben der aufragenden Felswand, und er benutzte einen kleinen Taschenspiegel als Periskop.
Vier Männer bewachten die Zugbrücke, so wichtig war sie für die Sicherheit des Schlosses. Zwei Wächter standen da und sahen die Zufahrt hinunter; zwei andere sahen in Richtung des Schlosses.
Doc Savage achtete darauf, daß das Blitzen seines Periskopspiegels nicht seine Anwesenheit verriet. Zugbrücke und Wächter waren gut dreißig Meter von ihm entfernt. Es schien keine Möglichkeit zu geben, sich unbemerkt zu nähern.
Nachdem er sich die verschiedenen Mittel und Wege durch den Kopf hatte gehen lassen, zog er aus seiner Weste ein Metallkästchen und entnahm ihm eine taubeneigroße Granate, die für ihre Größe ganz schön schwer war. Er legte daran mit dem Daumennagel den Anzugshebel um und warf die Granate in hohem Bogen über die Zugbrücke und die Zufahrt hinweg. Die Zeitspanne, die die Granate für den Fall brauchte, gab eine Ahnung von der Höhe der Klippe.
Die Detonation klang wie ein Donnerschlag. Die ganze Klippe schien zu erzittern. Ein paar kleinere Felsbrocken lösten sich und polterten herab. Die Wächter stürzten zum Rand der Zufahrt vor, um zu ergründen, was da drunten geschehen war.
Auf Zehenspitzen, so leise er konnte, rannte Doc von rückwärts auf die Wächter zu. Als er merkte, daß die Explosion der einen Granate sie nicht lange genug dort festhalten würde, warf er zwei weitere Granaten aus dem Metalletui.
Dies waren Rauchgranaten; sie rollten in die Nähe der Wächter, und dicke schwarze Wolken entquollen ihnen. Die Wächter schrien durcheinander und tappten blind in dem Qualm herum. Auch Doc war in die Qualmwolke eingetaucht. Wegen des ziemlich starken Windes mußte er jetzt schnell machen.
»Monk!« rief er. »Ham? Henry! Los, jetzt!«
Eine Reihe von patschenden Schlägen und Stöhnern war zu hören, als zwei der Wächter versehentlich miteinander zu kämpfen begannen.
In der vergangenen Nacht war Doc bezüglich des Mechanismus der Zugbrücke eine Idee gekommen. Sie wurde in ihrer ganzen mächtigen Spanne über eine Winde mit Menschenkraft gehoben, und die Winde wurde einfach dadurch arretiert, daß man ein Seil um einen der Windenhandgriffe schlang.
Doc riß die Seilschlinge von der Handkurbel herunter; Ketten rasselten, der ganze plumpe Mechanismus knirschte, und krachend kam die schwere Zugbrücke herab.
»Los, kommt!« rief Doc.
Er rannte über die Zugbrücke, mit genug Getrampel, um es nach vier Männern klingen zu lassen, und den Klippenweg hinab, Damit die Wächter nicht merkten, daß er ein Mann war und nicht vier, ließ er auf seinem Weg weitere Rauchbomben zurück. Der Wind trieb den Qualm zwar relativ schnell ab, aber sie erfüllten ihren Zweck.
Viel von dem Erfolg des Bronzemanns in der Vergangenheit hing von seiner Methode ab, stets das Unerwartete zu tun. Er steuerte ein Ziel niemals direkt an, wenn er wußte, daß seine Gegner das erwarteten, und dies brachte sie dann gewöhnlich aus dem Konzept.
Im vorliegenden Fall würde das Nächstliegende sein, daß er und seine Männer erst aus dem Schloß und dann von der Insel flohen.
Seine Männer waren immer noch im Schloß, wahrscheinlich an dem für sie sichersten Ort, nachdem er jetzt den Eindruck geschaffen hatte, daß sie nicht mehr dort waren. Und statt von der Insel zu fliehen, hatte Doc vielmehr vor, die Menschen zu erforschen, die auf ihr lebten.
Diese Inselbewohner interessierten ihn. Das Mißgeschick anderer Menschen war Docs Geschäft. Die Insel selbst war irgendein felsiges Eiland und daher nicht sonderlich interessant; umso interessanter waren die seltsamen Leute, die darauf lebten.
Die mißliche Lage, in der sich die Insulaner befanden, war offensichtlich; daher war es nicht weiter verwunderlich, daß sich ein Teil von ihnen
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