DS077 - Der Schatz des Piraten
aus jenen Tagen, als Kohlefeuerung gang und gäbe gewesen war. Inzwischen war sein etwa hundert Meter langer Rumpf zwar öfter gestrichen worden, aber das letzte Mal mußte schon fünf, sechs Jahre zurückliegen. Rauch quoll aus seinem leicht schiefstehenden Schornstein, und seine Takelage, Ladebäume und Trossen, waren ein hoffnungslos verheddertes Gewirr.
Der alte Trampdampfer lag in der kleinen Bucht auf der anderen Inselseite, die aber sehr tief zu sein schien. Obwohl er ein ganzes Stück vom Ufer ablag, wurde er dort nicht von Ankern, sondern von zum Ufer gespannten Seiltrossen gehalten.
Zwei Rettungsboote schwammen in der Bucht. In dem einen stand Everett Everett Barr, in dem anderen Sagebrush Smith und das platinblonde Mädchen. In jedem Boot saßen Matrosen an den Riemen.
Ein Dutzend Männer in weißen Anzügen und mit Tropenhelmen lagen an Bord des Dampfers unter Sonnensegeln in Liegestühlen. Ein Mann in schmuddeligem Overall und mit einer Offiziersmütze lehnte am Brückengeländer und schrie durch ein Megafon.
»Der Funker hat gerade Kurzwellensignale eines Flugzeugs aufgefangen«, rief er, »nach der Stärke der Signale, sagt er, muß das Ding verdammt nahe sein.«
»Wer ist in der Maschine?« rief Everett Everett Barr zurück.
»Jemand namens Hoke McGee!« schrie der Schiffsoffizier. »Er fragt, ob der Dampfer schon die Insel erreicht hat. Wir haben ihm bisher nicht geantwortet, weil wir dachten, es sei vielleicht jemand, der sich vor uns den Schatz des alten Kapitäns Scuttle schnappen will.«
»Sagen Sie ihm, daß wir hier sind, Sie Narr!« schrie Everett Everett Barr zurück.
»Aber ...«
»Hoke McGee«, schrie Barr in deutlich verärgertem Ton, »ist der Mann, den ich anheuerte, per Flugzeug hierherzukommen und die Insel im Auge zu behalten, damit niemand vor uns nach dem Schatz zu suchen beginnt!«
»Ich bin nicht sicher, ob wir einem Außenstehenden ...«
»Glauben Sie, ich würde jedem x-beliebigen meine Pläne verraten?« röhrte Barr. »Funken Sie Hoke McGee, daß wir hier sind. Er weiß wo die Insel liegt, kam vor vier Tagen her. Ich schätze, er ist dann zu einer anderen Insel geflogen, um nicht die Aufmerksamkeit auf diese Insel hier zu lenken.«
Der Mann mit dem Megafon verschwand von der Brückenreling.
Doc Savage eilte zu seiner Ausrüstungskiste zurück. Aus ihr holte er sich eine frische Sauerstoffpatrone für seine Gasmaske, die ihm auch als Aqualunge dienen konnte.
Er kehrte zu der kleinen Bucht zurück, setzte die Sauerstoffpatrone ein und zog sich die Maske über. Das steinige Ufer der Bucht war so zerklüftet, daß es für ihn nicht weiter schwierig war, unbeobachtet ins Wasser zu gelangen.
Bevor er untertauchte, drehte er seine Armbanduhr um, die auf der Rückseite einen Kompaß mit Leuchtmarkierungen hatte, und visierte mit dem Kompaß den Dampfer an.
Er schwamm dicht über den Grund, bis sein Druckgefühl ihm sagte, daß er etwa zwanzig Meter Tiefe erreicht hatte. Tiefer wollte er aus Sicherheitsgründen nicht gehen. So tief hielt er sich unter anderem deshalb, weil dann weniger Gefahr durch Haie bestand. Er sah sich immer wieder vergewissernd um, und dann entdeckte er plötzlich einen Hai.
Der Hai war etwa fünf Meter lang, was für diese Gewässer noch nicht einmal besonders groß war. Der Bronzemann verhielt an der Stelle, an der er war, paddelte nur noch ganz leicht mit den Händen, um nicht an die Oberfläche getrieben zu werden. Aus einer Tasche seiner Spezialweste nahm er ein Fläschchen, das er aus seiner Ausrüstungskiste mitgenommen hatte. Er öffnete es und ließ den Inhalt ins Wasser auslaufen.
Inzwischen war der Hai kreisend immer näher herangekommen. Das Wasser war kristallklar. Der Hai hatte das Maul geöffnet, wodurch man die Reihen seiner nadelscharfen Zähne blitzen sah.
Drei Meter von dem Bronzemann verhielt der Hai plötzlich, warf sich herum und floh in wilder Panik.
Doc schwamm weiter, verließ damit den Schutzbereich der Chemikalie, die er ins Wasser gegeben hatte – ein besonderer Duftstoff, der der
physalia
, einer scharf brennenden Meerespflanze, vor der sich Haie, Barrakudas und andere Meereskiller fürchteten. Doc hätte den Hai zwar auch mit dem Messer erledigen können. Aber damit würde er sich, wenn das Blut nach oben trieb, denen auf dem Dampfer verraten haben.
Ein paar Minuten später tastete sich Doc den mit Muscheln besetzten Rumpf des alten Trampdampfers entlang. Er kam neben dem Ruder hoch. Ein kurzer Rundblick sagte
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