DS085 - Die Achat-Teufel
Ham!« platzte Monk heraus. »Bist du verletzt?«
Ham öffnete das eine Auge einen Spalt weit. »Halt die Welt an!« knirschte er. »Sie scheint sich wie verrückt zu drehen.«
Überzeugt, daß Ham nicht ernstlich verletzt war, ging mit Monk eine frappante Veränderung vor.
»Du rausgeputzter Winkeladvokat!« schnappte er. »Was ist aus dem Mädchen geworden?«
»Wenn sie keine Lady wäre, würde ich ihr mit Vergnügen das Genick brechen«, erklärte ihm Ham.
»Was ist geschehen?«
»Die junge Lady ist die reinste Dynamitbombe«, murmelte Ham. »Ich bekam sie mitten ins Gesicht. Das ist die einzige Art, wie ich es beschreiben kann.«
»Sie ist weg?« schrie Monk.
»Ja«, stöhnte Ham und befühlte seinen Kopf. »Und ich hoffe auch, sie niemals wiederzusehen.«
11.
Die Edgeworth Klinik, in die Doc Savage Montgomery Medwig Pell geschafft hatte, sah ganz und gar nicht wie ein psychiatrisches Krankenhaus aus. Sie war ein weitläufiger Bau im spanischen Landhausstil und lag in den Hügeln von Beverly Hills. Üppig grüne Vegetation wuchs auf dem Gelände, und eine hohe Hecke umschloß das Ganze. Man mußte schon sehr genau hinsehen, um den hohen Drahtzaun hinter der Hecke zu entdeckten. Nein, wie eine Klinik für Geisteskranke sah das Ganze wirklich nicht aus.
Es war Nacht, aber nichtsdestoweniger brannte in vielen Räumen Licht, und es ging darin höchst geschäftigt zu. Die Krankenschwestern trugen keine weißen Uniformen und die Ärzte keine weißen Kittel. Auch im Innern der Klinik sollte dadurch wohl der private, informelle Charakter gewahrt bleiben. Allerdings war es dadurch für einen Außenstehenden schwer, Personal und Patienten auseinander zu halten.
Eine Patientenparty war im Gange. Alle waren elegant gekleidet. Die Männer im Smoking oder Frack, die Frauen in Abendkleidern.
Nur eine Person war anwesend, die man unmöglich für einen Patienten halten konnte. Es war ein riesiger weißhaariger Mann mit autoritärem Gesicht, dem man auf den ersten Blick den Arzt ansah.
Er sprach mit einer großen breitschultrigen Frau, deren Gesicht wie von einem inneren Kummer gequält wirkte. Ihrer jugendlichen Figur nach hätte ihr Haar eigentlich schwarz sein müssen, aber es war vorzeitig von grauen Strähnen durchsetzt.
Der große weißhaarige Mann hatte sich an die Frau, die zweifellos eine Krankenschwester war, mit einer Frage gewandt.
»Empfinden Sie Ihren Beruf als Belastung?«
Sie versuchte ihn anzulächeln, aber es mißlang kläglich.
»Manchmal erschreckt er mich«, sagte sie.
»Das ist ein ungesunder Gedankengang«, erklärte ihr der Weißhaarige. »Wenn Krankenschwestern anfangen, sich mit den Patienten zu identifizieren, führt das meist zu nichts Gutem. Sie sind jetzt genau eine Woche bei uns, und schon sind sie davon angesteckt worden.«
Das Mädchen versuchte gar nicht erst, zu widersprechen.
»Es gibt da einen Fall, der Sie mehr zu berühren scheint als die anderen«, fuhr der große weißhaarige Arzt fort.
»Ja«, gestand die junge verstörte Frau. »Der Patient aus Zimmer Sechzehn.«
Als ob sie dieses Gespräch als irritierend empfand, machte sie plötzlich kehrt, durchquerte den Raum und ging die Treppe hinauf.
Kurz nach ihr ging auch der weißhaarige große Arzt diese Treppe hinauf. Sein Schritt wirkte dabei auffallend jugendlich. Am Kopf der Treppe blieb er stehen und lauschte einen Moment. Von dem Mädchen, das vor ihm die Treppe her auf gekommen war, war nichts zu sehen.
Mit leichten, federnden Schritten ging der weißhaarige Arzt den Gang entlang und öffnete die Tür von Zimmer 16. Es brannte kein Licht darin, aber das hereinfallende Mondlicht war hell genug, um das Bett und die vergitterten Fenster erkennen zu lassen.
Ein junger Mann lag auf dem Bett, in Pyjama und gestreiftem Bademantel. Er schien fest zu schlafen, und mit seinem schmalen, scharf geschnittenen Gesicht wirkte er fast wie eine Leiche. Sein Haar hatte einen grauen Schimmer.
Es war der Rechtsanwalt Montgomery Medwig Pell.
Der weißhaarige Arzt legte jetzt ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Er öffnete eine Tür, die in ein Badezimmer mit blitzend weißen Kacheln führte. Geräuschlos trat der große weißhaarige Mann hindurch und schloß die Tür, bis auf einen Spalt, durch den er Pell beobachten konnte.
Sein Warten dort erstreckte sich buchstäblich über Stunden. Im Klinikgebäude war es gänzlich still geworden, nachdem es dort vorher schon nicht sehr laut zugegangen war.
Montgomery Pell
Weitere Kostenlose Bücher