DS085 - Die Achat-Teufel
schien jetzt zu erwachen. Er gähnte, reckte sich, lag ansonsten aber da, ohne sich zu rühren. Schließlich langte er mit der Hand an den Schalter, und im Zimmer flammte das Deckenlicht auf.
Langsam richtete sich Pell auf, schwang die Beine über die Bettkante und schlich zu der Tür zum Flur hinüber. Er blieb dort stehen und lauschte. Und dann kam von ihm plötzlich ein merkwürdiger Laut, ein Wimmern, das wie der Hilfeschrei einer umnachteten Seele klang und einem unwillkürlich an’s Herz griff.
Doch während Montgomery Pell weiter diesen gräßlichen Laut von sich gab, benahm er sich ganz normal.
Er setzte sich an den Frisiertisch und fuhr sich mit einem Kamm durchs Haar, band sich den gestreiften Bademantel zu, nahm eine Zeitung auf und begann zu lesen. Dann und wann stampfte er mit dem Fuß heftig auf den Boden. Einem Außenstehenden würde er zweifellos wie ein Mann vorgekommen sein, der gegen die Dämonen seines verirrten Geistes kämpfte. Und immer weiter gab er die Wimmerlaute von sich.
Die Krankenwärter mußten dieses Verhalten von ihm gewöhnt sein, denn niemand von ihnen kam. In solchem Verhalten von psychiatrischen Patienten war nichts Ungewöhnliches.
Pell legte die Zeitung hin und sah sich im Spiegel an. Vorsorglich war dieser Spiegel aus poliertem Metall, statt aus Glas. Pell starrte in den Spiegel und schien nicht mit dem zufrieden zu sein, was er sah.
Er griff nach einer Büchse Talkumpuder und begann sich damit das Haar einzusprenkeln. Das Ergebnis befriedigte ihn immer noch nicht. Er machte jetzt ein ausgesprochen besorgtes Gesicht.
In diesem Augenblick kam der große weißhaarige Arzt aus der Tür des Badezimmers geglitten. Er bewegte sich völlig lautlos und war dicht neben Pell, bevor er sprach.
»Pell«, sagte er. »Sie sind nicht gerade das, was man einen vollendeten Schauspieler nennt.«
Pell zuckte heftig zusammen und fuhr herum. Einen Augenblick schaute er verdutzt, aber durchaus normal. Doch dann kam in seine Augen ein fixes Starren, dem aber anzumerken war, daß es simuliert war.
Der weißhaarige Arzt streckte die Hand aus und berührte Pells Haar. »Sie hatten sich das Haar grau gefärbt, aber jetzt beginnt es nachzudunkeln. Mit Talkumpuder versuchten Sie das zu kaschieren.«
Pell begann mit monotoner Stimme zu sprechen. »Ich bin Napoleon Bonaparte, der mächtige Kleine Corporal. Wie können Sie es wagen, mich so anzureden ...«
Der weißhaarige Mann lachte auf, aber es lag kein Humor darin. »Sie haben längst nicht genug medizinisches Wissen, um auch nur halbwegs echt einen Geisteskranken zu mimen. Zunächst standen Sie unter Schockeinwirkung, aber heute morgen erholten Sie sich davon plötzlich, und aus Gründen, die Sie mir nicht sagen wollen, spielen Sie jetzt den Geisteskranken.«
»Wie – was meinen Sie damit?« stammelte Pell, seinen Simulationsversuch auf gebend.
»Sie sind ein junger Mann«, sagte der weißhaarige Arzt. »Sie haben sich als ältlicher Anwalt verkleidet. Warum?«
Pell sah den Mann, der ihn an der Schulter gefaßt hatte, genauer an.
»Doc Savage!« schluckte er.
Der weißhaarige Riese – es war tatsächlich Doc Savage – sah Pell eindringlich ins Gesicht. »Warum rücken Sie nicht mit der Wahrheit heraus, was hinter der Sache steckt, Pell?«
»Ich sage Ihnen doch, ich – ich bin verrückt«, versuchte Pell vergeblich zu beteuern.
»Sie waren bereit, die gesamte Bürde der Camphor-Wraith-Sache auf sich zu nehmen«, sagte Doc. »Was steckt dahinter, Pell?«
In Pells Gesicht stand jetzt unverhohlene Angst.
Doc fuhr fort: »Würden Sie gern ein paar Dinge hören, die sich im Verlauf der Ereignisse herauskristallisiert haben?«
»Sie meinen – was Sie bisher herausbekommen haben?« fragte Pell.
»Genau.«
Pell fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ja, vielleicht würde das helfen.« Er ließ offen, wie er das meinte.
»Also gut«, erklärte ihm Doc Savage. »Als uns das
Mädchen, Kateen McRoy, in den Weg gespielt wurde, war der Zweck davon, daß sie uns zu dem Versteck in der
cabaña
führte.« Der Bronzemann hielt inne, um seine Worte auf Pell wirken zu lassen. »Sie sollte uns jedoch nicht in eine Falle führen«, fuhr er fort. »Sie wollte, daß meine Männer und ich Sie zu sehen bekamen. Kurzum, sie wollte uns unbedingt beweisen, daß es einen solchen Mann namens Camphor Wraith wirklich gab.«
Wieder fuhr sich Pell mit der Zunge über die trockenen Lippen.
»Woher wissen Sie all das?« fragte er und
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