DS086 - Das Bohrloch-Monster

kam. An den Wänden hingen Bilder von Ölfeldern und Ölbohrtürmen. Über dem Kamin in der Bibliothek hing statt einer Jagdtrophäe ein altertümlicher Ölpumpenarm. Der Kronleuchter bestand aus einem umgearbeiteten Ölpumpenrad. Und seltsamerweise roch es im Haus tatsächlich leicht nach Öl, was allerdings wohl daher kam, daß von der großen Raffinerie am Arkansas River Rohölgeruch herübergeweht wurde.
    Long Tom, der in den anliegenden Raum gegangen war, stieß plötzlich einen Schrei aus. Gleichzeitig war ein lautes Knurren und Schnappen zu hören.
    Als Long Tom zurückgerannt kam, fehlte ihm ein Hosenbein. Ein riesiger schwarzer Hund kam ihm hinterhergefetzt, schnappte nun auch nach Doc, der ihn wie ein Dompteur mit einem vorgehaltenen Stuhl abwehrte, woraufhin sich der Hund gegen Monk und Reservoir Hill wandte. Aber plötzlich hörte er zu schnarren auf und schnüffelte an einer Türritze, ehe er sie erneut anzufauchen begann.
    Long Tom, der vor ihm zurücksprang, japste: »Habt ihr das Vieh eben an der Tür gesehen. Dahinter muß jemand sein.«
    Er zeigte hinüber, und in diesem Augenblick fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Er starrte. »Was ist denn das?«
    Eine rote gelatineartige Masse kam durch die Ritze unter der Tür gequollen.
    Auch alle anderen standen wie angewurzelt da und starrten. Das rote Zeug war deutlich in Bewegung, kam auf sie zugeflossen.
    »Rennt!« schrie Reservoir Hill. »Sonst killt es uns!«
    Doc Savage zog eine Taschenlampe hervor und leuchtete die seltsame, fließende rote Masse an. Daraufhin geschah etwas Eigenartiges. Sie schien sich durch die Türritze wieder zurückzuziehen.
    »Als ob das Zeug grelles Licht scheut!« platzte Monk heraus.
    »Schnell!« schnappte Doc Savage. »Hacken wir ein Stück davon ab!«
    Mit einem Satz, um den ihn jeder Panther beneidet haben würde, sprang er darauf zu und riß im Sprung sein Messer heraus.
    Aber er war immer noch nicht schnell genug gewesen. Blitzartig war die rote Masse vor der Türritze verschwunden.
    Doc prallte gegen die Tür, die aus dickem Mahagoniholz bestand, und dadurch fast so stark war wie eine Tresortür. Sie war verschlossen.
    »Verflixt!« schrie Monk. »Habt ihr gesehen, wie blitzartig das Zeug wieder durch die Türritze geflutscht ist?«
    Doc hob einen schweren Tisch auf und schleuderte ihn gegen die Tür. Nur die Türfüllung splitterte, und er mußte den Tisch noch einmal werfen, ehe die Tür aufbarst. In dem Raum dahinter waren die Jalousien herabgelassen, und deshalb war es fast finster darin.
    Doc fand den Lichtschalter, und im Raum wurde es daraufhin so hell, daß ihnen die Augen wehtaten. Der schwarze Hund, der sie weiter von hinten angefaucht und angekläfft hatte, stieß jetzt auf einmal winselnde Laute aus und wich zurück.
    Der Raum war mit Eichenholz getäfelt. Kostbare geschnitzte Möbel standen darin, und auf dem Boden lag ein dicker Teppich, der aussah, als ob ein paar tausend Fischwürmer darübergekrochen waren und auf ihm eine Schleimspur hinterlassen hatten.
    Von der roten gelatineartigen Masse war nichts zu entdecken. Es war Doc, der als erster zu der hohen getäfelten Decke aufsah. Die anderen folgten seinem Blick und prallten förmlich zurück.
    »Du liebe Güte!« hauchte Long Tom. »Da hängt ja ein Mann am Kronleuchter!«
     
     

11.
     
    Der hängende Mann war groß und grobknochig, und seine Haut war nicht nur rot, weil er dort herunterhing, sondern er schien überhaupt eine rote, wettergegerbte Gesichtsfarbe zu haben. Er atmete, während er da hing, mühsam durch die Nase.
    Reservoir Hill sagte laut: »Schade! Ich dachte schon, er hätte Selbstmord begangen!«
    »Wer ist er?« fragte Doc.
    »Enoch Andershott«, sägte Hill.
    Der Mann hing da nicht etwa mit einem Strick um den Hals, sondern war mit einem Lederstreifen um die Körpermitte, offenbar einem Gürtel, an den Kronleuchter gebunden.
    »Ich bin so steif, daß ich mich kaum noch rühren kann«,stöhnte er. »Bitte, schneiden Sie mich doch schon endlich herunter.«
    Doc Savage langte hinaus, aber im selben Augenblick schnarrte ihn von hinten wieder der große schwarze Köter an.
    »Whitey!« rief Andershott mit schwacher Stimme. »Zurück! Platz!«
    Der Hund, der Doc gerade von hinten hatte anspringen wollen, kuschte, zog den Schwanz ein und legte sich auf den Bauch.
    Enoch Andershott sah ängstlich zu Doc herab. Er war ein großer, schwerer Mann, aber im Vergleich zu dem Bronzemann wirkte er fast klein.
    »Sie versuchten mich zu