DS087 - Der purpurne Drache
Vorbereitungen für die Nacht zu überprüfen.
Der kleine, stutzerhaft gekleidete Killer schenkte der großen Limousine keine Beachtung, die an ihm vorbeifuhr, als er sich der Adobehütte näherte. Hätte er einen Blick in das Gesicht des Fahrers werfen können, so würde er wahrscheinlich nicht mehr so strahlender Laune gewesen sein.
Renny saß nämlich hinter dem Lenkrad. Und auf dem Boden vor den Rücksitzen, mit ein paar alten Decken abgedeckt, lag der echte Red. Red war bewußtlos. Er würde es auch noch einige Zeit bleiben.
Renny fuhr über die Brücke frech auf die amerikanische Seite des Rio Grande hinüber. Die mexikanischen Zollbeamten winkten ihn einfach durch. Auf der amerikanischen Seite mußte er halten – aber nur für einen Augenblick. Er flüsterte dem Zollbeamten, der an den Wagen herantrat, ein paar Worte zu. Das war alles.
»Viel Glück«, sagte der Beamte. »Offiziell weiß ich natürlich nichts. Aber ich hoffe, daß dieser Red auf dem heißen Stuhl landet. Sechs Monate lang haben wir vergeblich versucht, ihn auf diese Seite des Flusses zu locken.«
Renny lächelte freundlich und fuhr weiter. Aber eigentlich war ihm nicht nach Lächeln zumute. Doc Savage hatte Reds Platz in dem Sarg eingenommen. Der Bronzemann hatte erklärt, daß er dies für die schnellste und sicherste Methode hielt, mit dem Purpurnen
Drachen in Kontakt zu kommen. Renny hoffte es auch, aber er fürchtete, daß etwas schiefgehen könnte und Doc allzu große Risiken einging.
Renny würde noch besorgter gewesen sein, wenn er Zeuge dessen gewesen wäre, was nach Dudes Eintreffen in der Adobehütte geschah. Dude stakte an den Sarg heran und sah seinen Gefangenen an.
»So, er schläft immer noch?« schnarrte er. »Nun, er wird länger schlafen, als er es sich vorgestellt hat.« Dude zog eine bereits fertig aufgezogene Injektionsspritze aus der Tasche. »Die hat mich einen Hunderter gekostet«, erklärte er stolz. »Aber dafür ist sie auch mit einem Zeug gefüllt, das den Kerl eine Woche lang schlafen lassen wird.«
Dude stieß die Injektionsnadel roh in eine bloße Stelle am Arm seines Gefangenen und drückte die Spritze aus.
Doc hatte sich nicht gerührt. Er wußte, auf welches Risiko er sich hier einließ und daß Dude bezüglich der Wirkungsdauer der Droge wahrscheinlich nicht übertrieb. Aber vor Gefahren war der Bronzemann noch niemals davongerannt, und er tat es auch jetzt nicht.
13.
Immer noch um Doc besorgt, fuhr Renny direkt zu dem örtlichen FBI-Büro. Ein paar Fußgänger starrten verblüfft, als er die hintere Wagentür öffnete, die Decken wegzog und sich den bewußtlosen Red über die Schulter lud. Seine gebrochenen Rippen machten sich bei dieser Kraftanstrengung zwar bemerkbar, aber die Spritze, die Doc ihm gegeben hatte, dämpfte den Schmerz.
»Ich glaube, ihr Burschen sucht diesen Kerl«, sagte Renny ganz ruhig, als er das FBI-Büro betrat. Er legte Reds schlaffe Gestalt auf dem Fußboden ab.
Der FBI-Agent vom Dienst stand auf, kam hinter seinem Schreibtisch hervor, sah dem Gefangenen ins Gesicht und streckte Renny spontan die Hand hin.
»Danke, Kumpel. Carter ist mein Name. Wenn ich Ihnen mal einen Gefallen tun kann, lassen Sie’s mich unverzüglich wissen.«
Renny lächelte. »Sie können mir gleich einen tun. Behalten Sie diesen Kerl für wenigstens eine Woche auf Eis. Lassen Sie niemand wissen, daß Sie ihn haben.« Carters Augenbrauen gingen in die Höhe, aber alles, was er sagte, war: »Wird gemacht. Wir wollen ihn sowieso erst hier noch gründlich verhören. Andererseits gibt es da aber auch ein paar Fragen, die ich an Sie habe, Colonel Renwick.«
Der große Ingenieur zuckte leicht zusammen. »Ich hatte schon gefürchtet, daß Sie mich erkennen würden.«
»Ich nehme an, Sie arbeiten an dem Fall des Purpurnen Drachen«, bemerkte Carter wie nebenher.
»Fragen Sie mich das offiziell – oder privat?« konterte Renny.
Der FBI-Beamte zögerte. Dann zuckte er die Achseln. Schließlich war das FBI nicht offiziell mit dem Fall betraut. Andererseits wußte er, daß Doc Savage seine Arbeit nur leisten konnte, wenn die Behörden hier und da ein Auge zudrückten. »Rein privat«, gestand er zu. »Aber zu Ihrer Information, wir haben selber ein paar Theorien zu dem Fall entwickelt.«
»Ich bin ganz Ohr«, sagte Renny.
»Wir haben uns bei dem Fall natürlich auf dem laufenden gehalten«, sagte Carter, »und uns ist aufgefallen, daß alle Opfer des sogenannten Purpurnen Drachen einst
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