Dschungel-Gold
dann soll es eine richtige Feier werden. Mit Abendkleid, Smoking und Champagner. In einem Festsaal im Hotel ›Manila‹. Ein Saal für uns allein! Und wir werden von der Bar die Combo herüberholen und tanzen.« Ihr Gesicht strahlte, ein Zittern lief über ihren Körper. Sie war einfach faszinierend. Sie war die Schönste von Gottes Schöpfungen. Dr. Falke krampfte die Finger ineinander. »Der ›Diwata-Day‹ – er gehört uns ganz allein!«
Dr. Falke sah in seinem Smoking hervorragend aus. Die Frauen im Manila-Hotel drehten sich nach ihm um …
Dr. Falke wachte am späten Vormittag auf. Er lag vollständig angezogen, mit Smoking, Hemd und Schuhen, auf der Couch im Wohnzimmer der Suite, nur den Kragen hatte er geöffnet und die Fliege gelöst. Er kam sich elend vor, leicht schwindelig und von einer bohrenden Übelkeit befallen.
Er stand auf, wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht und sah sich um. Die Erinnerung kehrte langsam zurück und bohrte sich in seine Gehirnwindungen.
Die ›Siegesfeier‹ im Salon III des Hotels. Ein intimes Séparée mit modernen Designermöbeln, einem üppig gedeckten Tisch, mit Champagner und dreierlei Braten in einer Kombination aus stark gepfefferten Soßen, mit einer Eisbombe mit heißer Schokolade. Ein diskreter Kellner in einer weißen Uniform, später dann, irgendwann kam die Combo aus der Bar in den Salon und spielte allein für sie, und Belisa tanzte mit ihm nach exotischen Rhythmen, von denen er keine Ahnung hatte, und sie hörte mit ihrem alles mitreißendem Temperament erst auf, als er erschöpft und mit brennenden Füßen kapitulierte und in einen Sessel fiel. Und dann hatten sie weiter getrunken, bis ihm die Augen zufielen und er nichts mehr kannte als den unbändigen Wunsch, sich einfach fallenzulassen und nichts mehr zu hören.
Belisa. Wo war Belisa?
Er rappelte sich auf, ging leicht schwankend hinüber zu ihrem Schlafzimmer und lehnte sich in den Türrahmen.
Sie lag nicht im, sondern auf dem Bett, völlig nackt, die Beine an den Leib gezogen, wie eine weggeworfene, kleine, hellbraune Puppe. Sie schlief fest, mit ruhigem Atem, und um das Bett herum lagen das Abendkleid, die Strümpfe, die Schuhe, die Unterwäsche und eine Anzahl tiefroter Rosen, verstreut, als habe sie die Blumen einzeln durch den Raum geschleudert.
Dr. Falke strengte sich an, aber er konnte sich an nichts erinnern. Wie kamen die Rosen in das Zimmer? Wann waren sie gebracht worden? Was war überhaupt geschehen, bevor sich Belisa das Kleid vom Körper gerissen und sich auf das Bett gelegt hatte? Hatte er dem allen zugesehen, ohne es wahrgenommen zu haben? Sie war nackt, er aber trug noch seinen korrekten Smoking – es hatte also nichts zwischen ihnen gegeben. Eigentlich war das verrückt und völlig unglaublich. Aber es mußte so gewesen sein, es gab keine anderen Deutungen.
Leise trat er an das Bett heran, schlug den Brokatstoff des Bettüberwurfs um ihren nackten Körper und wankte dann in das Badezimmer. Es kostete ihn eine gewaltige Überwindung, sich unter die kalte Dusche zu stellen, um die Dumpfheit aus seinem Körper zu vertreiben. Er prustete laut, aber er spürte die Wohltat, ein Gefühl als ob der Alkoholrest aus ihm weggeschwemmt würde. Er fühlte sich erfrischt, aber dennoch müde.
Als er die gläserne Duschkabine verließ, prallte er mit Belisa zusammen, die davor gewartet hatte. Sie war noch immer völlig nackt und stand da, als sei es das Natürlichste auf der Welt.
»Sie Egoist!« sagte sie verächtlich.
»Ich bin mir keiner Schuld bewußt.« Er griff nach dem Badetuch und hüllte sich darin ein. »Was werfen Sie mir vor?«
»Warum haben Sie mich nicht geweckt, um auch zu duschen?«
»Sie schliefen so fest. Ich brachte es nicht übers Herz, Sie …«
»Haben Sie überhaupt ein Herz?« Sie ging an ihm vorbei in die Duschkabine. »Und Ausdauer haben Sie auch nicht. Keine Kondition! Sie sind einfach umgefallen und auf der Couch liegengeblieben. Sie haben mich allein gelassen …«
»Ich bin das Saufen nicht mehr gewöhnt.« Er rubbelte sich mit dem Badetuch ab und spürte eine wohlige Wärme auf der kalten Haut aufsteigen. »Früher … als Student und junger Assistenzarzt, Himmel, was haben wir da gesoffen! Sie haben recht … keine Kondition. Auch das Saufen muß man trainieren. Ich bitte um Verzeihung. Aber wieso überstehen Sie so eine Alkoholsintflut?«
»Ich habe bei drei Brüdern gelernt.« Sie drehte den Wassermixer auf und stellte sich unter die Dusche.
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