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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erklären. Jedes Jahr wird der 25. Juni ein Feiertag für Diwata sein. Jeder Einwohner von Diwata bekommt ein Geschenk. Was halten Sie von der Idee?«
    »Sie ist gut und großzügig, aber undurchführbar.«
    »Wieso?!« Ihre Augen begannen wieder zu blitzen. Widerspruch. Sie duldete keinen Widerspruch, Dr. Falke wußte es genau. »Alles ist durchführbar!«
    »Wie wollen Sie dreißigtausend, später vielleicht vierzigtausend Menschen beschenken? Für jeden einen Dollar? Das wäre lächerlich! Für jeden zehn Dollar – das wären vierhunderttausend Dollar! Und auch bei zehn Dollar würde man lachen. Oder bekommt jeder ein Fähnchen in die Hand gedrückt, auf dem steht: ›Diwata-Day – Glück durch Dschungelgold‹!«
    »Sie machen sich lustig über mich!« zischte sie. »Amerika feiert auch seinen Unabhängigkeitstag!«
    »Aber die Regierung verteilt nicht über zweihundertfünfzig Millionen Geschenke. Im Gegenteil: Es ist eine Ehre, diesen Tag als US-Bürger zu erleben! Würden Sie es als eine Ehre ansehen, im Dschungel von Diwata zu leben?«
    »Ich werde aus diesem Dreckshaufen eine blühende Stadt machen … das sage ich jetzt zum hundertstenmal!«
    »Und zum hundertunderstenmal sage ich: Es wird Ihnen nicht gelingen. Diwata entzieht sich allen normalen Maßstäben! Es ist kein Lebensraum – es ist ein Klumpen ausgestoßener Menschen, die nur eins zusammenhält: Gold! Gut! Gut! Proklamieren Sie Ihren ›Diwata-Day‹, erheben Sie den 25. Juni zum Dschungel-Nationalfeiertag. Es wird der Tag werden, an dem die Zahl der Morde auf das Zehnfache steigt. Draufschlagen – der Höhepunkt der Feier. Vor allem, wenn die Kerle betrunken sind.« Er blickte in ihre wütenden Augen, ließ sich durch diesen Blick aber nicht abhalten weiterzusprechen. »Was soll dieser Gedenktag? Es ist für alle besser, wenn keiner erfährt, wie nahe wir einer Katastrophe waren. Hätten Sie nicht mit dem Präsidenten sprechen können …«
    »Ich habe aber!« rief sie so laut, daß sich die Gäste an den Nebentischen zu ihnen umdrehten. »Sie hätten Diwata nicht retten können!«
    »Das gebe ich zu.«
    »Keiner hätte es gekonnt!«
    »Und dieses Wissen sollten wir für uns behalten. Nur Sie und ich.«
    »Und meine Brüder und Avila …«
    »Auch sie werden schweigen. Es ist nichts geschehen. Schweigen ist oft die beste Informationspolitik.«
    »Oje, Sie haben ja die Begabung zum Politiker«, Belisa sagte es voller Spott, aber mit einem Unterton, der Dr. Falke widerwillig recht gab. »Sie lassen mich mit meinem Triumph allein.«
    »Nein. Ich bin da.«
    »Sie?! Sie können nur in die Hände klatschen.«
    »Ich bewundere Sie, Belisa.«
    »Ein einsamer Applaus.«
    »Aber ein ehrlicher.«
    »Und was hätten Sie getan, wenn ich beim Präsidenten gescheitert wäre?«
    »Ich hätte Sie getröstet.«
    »Hilfloses Mitleid!«
    »Ich hätte an Ihrer Seite mit Avilas Truppen um Diwata gekämpft.«
    »Das hätten Sie? Wie wollen Sie wissen, ob ich gekämpft hätte?«
    »Ich weiß es. An vorderster Front. Mit einem Schnellfeuergewehr an der Schulter. Etwas anderes wäre gar nicht denkbar. Sie sind der Typ der Jeanne d'Arc.«
    »Wer ist denn das nun wieder?«
    »Das erzähle ich Ihnen später mal. Eine französische Heldin. Die Franzosen nennen sie die heilige Johanna!«
    »Ich bin nicht die Heilige von Diwata!« Sie schürzte die Lippen und nahm einen Schluck des höllisch starken Kaffees. »Doktor, Sie sind verrückt!«
    »Vielleicht. Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Ich sage Dinge, die ich sonst nie sagen würde.« Er versuchte ein Lachen, es mißlang. »Gehen wir zur Feier des Tages wieder einkaufen?«
    »Nein. Wir fahren zurück ins Hotel und bereiten uns auf den festlichen Abend vor. Ich werde das Abendkleid von Cloé tragen …« Sie hob den Kopf, als mache sie gerade eine fatale Erkenntnis. »Aber Sie haben ja gar keinen Abendanzug. Wir müssen sofort einen Smoking kaufen.«
    »Muß das sein?«
    »Ich im Abendkleid und Sie in einem zerknitterten, alten Anzug … wollen Sie mich blamieren?« Sie winkte der Kellnerin. Zahlen. »Wir kaufen einen Smoking.«
    »Der allein tut es auch nicht!« wehrte er ab.
    Sie schüttelte den Kopf. »Hemd, Schleife, Lackschuhe, Strümpfe, alles, was dazugehört. Die im Herrenausstattungsgeschäft werden schon wissen, was nötig ist.«
    »Ich habe seit fast zehn Jahren keinen Smoking mehr getragen …«
    »Dann tun Sie es jetzt im elften Jahr. Ist es dieser 25. Juni nicht wert? Wenn wir schon allein feiern müssen,

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