Dschungel-Gold
sogar in seiner Bruchbuche, wenn er seine ›Patienten‹ behandelt.«
»Na und?«
»Bei mir war sie noch nie, wenn ich operiert habe.«
»Sie sind ja auch nur ein kleiner, beschissener, dämlicher Urwalddoktor. Tortosa aber ist – vergessen Sie das nicht – ein Wunderdoktor! Ein Wunderheiler sogar! Doktor sein, das kann jeder … aber HEILER! Das ist es! Um das Wunder schwebt das Göttliche …«
»Das ist doch Blödsinn!«
»Natürlich ist das Blödsinn … aber der Mensch denkt nun eben mal so! Um David flimmert ein Glorienschein … um Sie höchstens der Ruf: Der schneidet dir den halben Arsch weg! Der Ehrliche ist immer der Dumme.«
»Das sagen Sie als Priester?«
»Weil ich die Menschen anders kenne als Sie. Erkenne! Neunzig Prozent der Kerle, die zu mir zur Beichte kommen, belügen mich. Ich weiß das, aber ich muß ihnen die Absolution erteilen, weil ich ihnen nicht das Gegenteil beweisen kann. Wären sie ehrlich, bekämen sie einen Tritt in die Eier …«
»So spricht ein Priester?!«
»Das habe ich hier schnell gelernt … Belisa …«
»Ja, darum geht es.«
»Sie lieben sie.«
»Wärmen Sie dieses uralte Thema nicht wieder auf.«
»Tortosa scheint da forscher zu sein.«
»Eben das macht mir Sorge. Ein CIA-Offizier mit dem Befehl, einen Menschen zu jagen. Tortosa ist rücksichtslos und von einer besonderen Moral. Wenn Belisa auf ihn hereinfällt … das gibt eine Katastrophe!«
»Wenn sie ihn wirklich liebt? Sie weiß doch, wer er ist! Wenn sie das nicht stört …«
»Sie überblickt es nicht …«
»Haben Sie jemals Liebende gesehen, die nicht blind sind vor den Realitäten dieser Welt?«
»Man sollte mit Belisa darüber sprechen.«
»Wer? Ich?« Pater Burgos hob abwehrend beide Hände. »Ich habe keine Begabung zum Märtyrer. Ich setze mich nicht freiwillig in die Nesseln. Warum klären Sie Belisa nicht auf?«
»Sie würde mir vorwerfen, aus egoistischen Motiven zu handeln.«
»Hätte sie damit nicht recht?«
»Sie rennt in ihr Unglück!« rief Dr. Falke fast verzweifelt. »Und Sie reißen auch noch dumme Witze!«
»Ist es Belisas Leben oder Ihr Leben?«
»Unser Leben!«
»Genau das sagen Sie ihr!«
»Sie wird mich auslachen.«
»Dann hat sie den Schlamassel verdient, in den sie hineinrennt.«
»Ich habe immer gedacht, die Kirche rettet auch Menschen.«
»Wenn sie sich von Gott entfernen, holen wir sie zurück … aber wir können sie nicht wegreißen, wenn sie mit dem falschen Mann oder Mädchen im Bett liegen. Die Kirche überwacht die Seelen, aber nicht den Koitus.«
»Wir reden, reden, reden … es muß was geschehen!«
»Dann unternehmen Sie doch etwas! Nur eines sollten Sie nicht tun: Tortosa umbringen. Ich muß jetzt mit Ihnen wie mit einen psychisch Kranken reden: Kein Mensch, nicht die schönste aller Frauen, ist einen Mord wert! Nichts rechtfertigt einen Mord! Das Leben eines Menschen ist etwas Heiliges, weil es von Gott gewollt ist. Es ist unantastbar und wird doch millionenfach vernichtet. Man hat sich sogar daran gewöhnt, daß Millionen sinnlos sterben … und nennt das Politik!«
»Das hat doch nichts mit Belisa zu tun!«
»Im kleinen – doch! Sie wünschen Tortosa in die Hölle.«
»Da ist er bereits«, sagte Dr. Falke bitter. »Ich wünsche ihn aus unserer Hölle fort!«
»Ein unerfüllbarer Wunsch. Tortosa geht erst, wenn er diesen Suffolk gefunden und liquidiert hat.«
»Wer sagt denn, daß sich dieser Suffolk überhaupt in Diwata versteckt? Tortosa klammert sich da an ein Gerücht. Er hat keinerlei konkrete Hinweise. Seit Wochen fragt er vergeblich herum.«
»Für Suffolk ist Diwata das beste Versteck der Welt. Wenn jemand spurlos verschwinden kann, dann hier. Und Tortosas Tarnung als Wunderheiler ist perfekt. Gerade in dieser Gesellschaft von Glücksrittern, Entwurzelten, Abenteurern, Phantasten, Hoffnungslosen, Kriminellen und Zerbrochenen an der Endstation ist ein Wunderheiler fast ein Gottersatz. Für mich ist er ein Glaubensgegner … das ist mehr als ein Nebenbuhler um die Gunst einer Teufelsfrau! Noch können wir nebeneinander leben – was aber, wenn er diesen Suffolk wirklich hier findet? Was kann ich tun, damit er ihn nicht ›bestraft‹, wie er es vornehm nennt? Ich glaube, diese Frage ist wichtiger als die, ob er heute oder morgen mit Belisa ins Bett geht.«
»Darum muß er weg aus Diwata!«
»Aber wie?«
»Noch weiß keiner, wer er wirklich ist. Noch weiß keiner, daß der Tee-Doktor ein CIA-Captain ist. Wenn man das ausstreute
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