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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sohn. Lächerlicher ging es nicht. Morales kam sich vor, als stünde er ohne Hosen vor seinen Mädchen.
    »Man könnte es versuchen …« sagte er schwer atmend.
    »Was?«
    »Vorübergehend …«
    »Ich bin schon dankbar für eine Nacht.«
    »Ein Bett im Lazarett …«
    »Was?« Pater Burgos schnellte von seinem Stuhl hoch. »Ihr habt hier ein Lazarett?«
    »Wir nennen es so.«
    »Davon hat man mir in Davao nichts gesagt.«
    »Weil es völlig unwichtig ist.« Morales zog seine dicke Unterlippe nach unten, um die Sinnlosigkeit dieses Unternehmens auszudrücken. »Wer geht hier schon zum Arzt?«
    »Ihr habt einen Arzt in Diwata?«
    »Einen Spinner! Hat eine lange Hütte bauen lassen, hat Betten hineingestellt, immer drei übereinander. Seitdem ist er damit beschäftigt, diese Betten zu verteidigen. Nicht, weil so viele Kranke vor der Tür stehen. Wer will schon krank sein und im Bett liegen … wie viele Säcke gehen da verloren. Krankheit ist Luxus … Er kämpft um die Betten, die man ihm klauen will.«
    »Das heißt, es wäre ein Bett für mich vorhanden?«
    »Das kommt auf die gegenwärtige Lage an. Gehen wir. Sprechen wir mit Doktor Falke.«
    »Wie heißt er? Falke?«
    »Ein Deutscher.«
    »Wie kommt er denn nach Diwata?«
    »Fragen Sie ihn selbst, Pater.« Morales wedelte mit den Händen. Die Mädchen verschwanden kichernd in ihren Zimmern. »Er war plötzlich da … wie Sie, Pater.«
    Burgos griff nach seinem Koffer und nickte Morales zu. »Gehen wir«, sagte er. »Das kleinste Licht gibt der Nacht einen sanften Glanz.«
    Sie verließen das Bordell. Hinter sich hörte Burgos, wie die Wachen riefen:
    »Nicht drängeln! Jeder kommt dran! In der Reihe bleiben!«
    Burgos blickte zur Seite auf Morales, der keuchend neben ihm durch die vom Tropenregen schlammige Straße stampfte.
    »Hier hat Gott noch viel Arbeit«, sagte er.
    »Es ist die einzige Freude der Männer neben dem Saufen und Prügeln.« Morales wiegte den dicken Kopf hin und her. »Und ab und zu ein Mord. Unser normales Leben.«
    Auf dem Weg zum Lazarett trafen sie auf die drei Brüder. Miguel, Carlos und Pedro hatten sich bei Ramos auf ihre eigene Art vorgestellt. Als sie erfuhren, daß ihnen kein Quartier bereitgestellt worden war, weil man sie für Digger gehalten hatte, die sich ihre Schlafstelle allein suchen mußten, hatte Pedro ohne große Worte ausgeholt und Ramos eine Ohrfeige verpaßt.
    Ramos flog gegen die Wand und starrte den Schläger mit hervorquellenden Augen an, aber er wagte nicht, sich zu wehren. Belisa hielt Pedros Arm fest, als er wieder ausholte.
    »Sollen wir auf der Straße schlafen?« brüllte Miguel.
    »Es wird bestimmt Arbeiter geben, die euch eine Zeitlang aufnehmen, bis man für euch eine Hütte gebaut hat.« Ramos faßte sich an seine Wange. Sie schwoll an. »Oder …«
    »Was, oder?«
    »Es gibt vielleicht freie Betten im Lazarett.«
    »Wo?« fragte Belisa ungläubig. »Im Lazarett?«
    »Es gibt hier eins.« Ramos stieß sich von der Wand ab. »Seit drei Jahren. Aber es wird kaum benutzt. Das einzige, was der Arzt tut, ist eine ambulante Behandlung. Desinfizieren. Verbinden. Meistens Messerstiche und Schußverletzungen.«
    »Das sehe ich mir an!« sagte Miguel und strich über Belisas Haare. Eine Zärtlichkeit, die Ramos mit sprachlosem Erstaunen beobachtete. »Schwesterchen, bleib hier bei dem Idioten. Wir sind bald zurück. Und wenn er dir zu nahe kommt … tritt ihn vor den Sack.«
    Die Brüder trafen sich mit Morales und Pater Burgos auf der Straße, auf dem Weg zum Lazarett. Links und rechts des Hauptweges standen, eng aneinandergesetzt, die primitiven Hütten der Goldgräber, elende Behausungen, neben denen die Fäkaliengruben stanken, in denen sich die Exkremente sammelten. Ab und zu wurden sie geleert. Dann fuhr eine Art Kesselwagen durch die Stadt und pumpte die Gruben mit langen Schläuchen aus. Außerhalb der Stadt ließ man die Fäkalien dann in eine Felsschlucht laufen, wo sich bald ein See gebildet hatte. Ein Gestank, der die umliegende Gegend verpestete. Auch einen Namen hatte dieser See bekommen. Die Digger nannten ihn Lago del mierda … Scheißesee.
    In Diwata erlangte der Scheißesee bald eine traurige Berühmtheit … er wurde zum bevorzugten Mordinstrument. Bisher hatte man vierzehn Leichen herausgeholt, die in der stinkenden Brühe ertränkt worden waren.
    »Dort ist das Lazarett!« sagte Morales und zeigte auf einen Hüttenkomplex. Es waren fünf aneinandergebaute Hütten, gedeckt mit Palmstroh und

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